Mit einem Fachsymposium zum Thema Nierenerkrankungen feierte jetzt das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim das 40-jährige Bestehen der Abteilung Nephrologie. Am 1. April 1979 wurde der Fachbereich Nierenheilkunde als Teil der Medizinischen Klinik im Caritas eingerichtet. Zunächst standen acht Stationsbetten auf der Dialyseabteilung zur Verfügung. Heute umfasst die Dialyseabteilung 19 Betten; dazu kommen weitere 24 Betten auf der Intensivstation und der nephrologischen Station. Jährlich werden rund 11 000 Dialysen durchgeführt.
Chefarzt Jochen Selbach verwies auf die besondere Bedeutung der Nephrologie des Caritas-Krankenhauses für die Versorgung von nierenkranken Menschen in der Region. In Baden-Württemberg gebe es nur zehn nephrologische Schwerpunktkliniken. „Das Caritas-Krankenhaus sichert als einzige nephrologische Schwerpunktklinik zwischen Heidelberg und Stuttgart die qualitätszertifizierte Behandlung von Patienten mit Nierenerkrankungen“, so Selbach.
Dabei sei die Nephrologie ein stark interdisziplinär ausgerichtetes Fach. „Wir Nephrologen brauchen die intensive Zusammenarbeit mit Gefäßchirurgen, Kardiologen und Internisten. Denn von einer Niereninsuffizienz ist fast jede Funktion im menschlichen Körper betroffen.“ Dies wirke sich entsprechend auf die Patienten aus. „Wir behandeln in der Nephrologie meist mehrfach erkrankte Patienten, die oft schon eine lange Krankenhaus- und Therapiegeschichte hinter sich haben.“
Allerdings gebe es einen entscheidenden Vorteil bei der Therapie, so der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie, Hypertensiologe (DHL) und Rettungsmediziner: „Im Gegensatz zu allen anderen Organen ist die Funktion der Niere durch die Dialyse über viele Jahre ersetzbar und ermöglicht den Betroffenen ein - wenn auch eingeschränktes - Weiterleben.“
Bluthochdruck gilt als wichtigster Risikofaktor für Nierenerkrankungen
Aktuelle Entwicklungen in der Behandlung von Nierenerkrankungen stellte Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg, vor. Er legte den Schwerpunkt vor allem auf die Therapie der Risikofaktoren. So habe man 1980 den Bluthochdruck als wichtigen Risikofaktor für Nierenerkrankungen identifiziert und seither mit verschiedenen Blutdruck senkenden Medikamenten das Fortschreiten von Nierenerkrankungen eingedämmt.
„In den vergangenen 15 Jahren gab es jedoch keinen neuen Meilenstein bei der Behandlung von Nierenerkrankungen“, räumte er ein. Zugleich sei angesichts von 300 bis 600 Millionen Diabetikern weltweit ein starker Anstieg von Nierenpatienten in den kommenden Jahren zu erwarten. Neue Medikamente, die die Ausscheidung von Zucker in der Niere regulieren, versprechen nach Ansicht von Wanner nun eine Wende. Zurzeit würden weltweit rund fünf Milliarden Euro in Forschungen dazu investiert. „Ich erwarte dadurch einen Rückgang der Zahl der dialysepflichtigen Patienten um ca. 50 %“, so Wanner.