Architektur und Landschaftsbilder in einfachen, klassisch vereinfachter Formensprache und mit klar voneinander abgesetzten Farbfeldern sind derzeit in der jüngsten Ausstellung des Kunstvereins im „Engelsaal“ zu sehen. Es sind vor allem mediterrane Landschaften mit ihren harten und hellen, zuweilen fast grellen Licht- und Schattenwirkungen, Motive aus Südfrankreich oder Italien (ein paar Mal ist auch Skandinavien vertreten), die von dem Maler und Grafiker Wolfram Scheffel (geb. 1957) bevorzugt zum Gegenstand gewählt werden – vielleicht auch Ausdruck der traditionell deutschen „Sehnsucht nach dem Süden“ des im norddeutschen Itzehoe ausgewachsenen Künstlers, des Bedürfnisses nach Licht, Wärme und Klarheit, auch nach einer klar definierten Gegenständlichkeit, wie sie das oft trübe, dunstige Licht des Nordens nicht bieten kann.
Wolfram Scheffel studierte in den Achtzigerjahren zunächst an der „Hochschule der Künste“ in Berlin, wurde Dozent für Tiefdruck, siedelte später nach Freiburg/Breisgau über, wo er bis heute mit seiner Familie lebt und im alten E-Werk ein eigenes Atelier betreibt. Auf regelmäßigen Reisen besonders nach Südeuropa holt er sich direkt vor Ort die Eindrücke, die er dann nach vorbereitenden Studien und Skizzen, teilweise auch Fotos, zu Ölbildern oder (davon sind ebenfalls einige im Engelsaal zu sehen) Farbholzschnitten verarbeitet.
Dies und mehr erfuhr man in der Vernissage-Einführung von Carola Mast vom Kunstverein, die auch einiges Interessante zur Technik der Ölbilder zu sagen wusste, deren Farbe nicht mit dem Pinsel aufgetragen wird sondern mit einem Messer (als Ersatz für die Spachteln), dann zuweilen mehrfach abgekratzt und neu verteilt wird, wodurch sich dann die typische glatte, plakative Oberfläche ergibt, die es dem Betrachter auf den ersten Blick gar nicht leicht macht, die Gemälde von den in ihrer Anmutung sehr ähnlichen Farbholzschnitten zu unterscheiden...
Die sehr überlegte, auf wenigen Elementen von Farbe und Form basierende Komposition, die geometrische Reduktion der dargestellten Dinge, seien es nun Häuser, Hügel, Bäume oder Wasserflächen, die glatte und matte Oberfläche (man denkt eher an Temperara- als an Ölmalerei) der Bilder und vor allem das irgendwie „überbelichtet“ wirkende und dabei sparsame Kolorit verleihen Scheffels Arbeiten eine eigenartige, fast surreale, „überwirkliche“ Aura. Lange Vertrautes, Urlaubseindrücke aus Italien, Spanien, Frankreich, die die meisten von uns in ihrem Leben schon mal mitgenommen und auf Fotos festgehalten haben, erscheinen auf einmal beklemmend fremd und auch ein wenig unheimlich. Der Besuch dieser Ausstellung lohnt allein schon deshalb.
Dauer: die Ausstellung mit Arbeiten von Wolfram Scheffel ist im Engelsaal zu den üblichen Öffnungszeiten (samstags 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr, sonntags 14 – 18 Uhr) noch bis einschließlich 16.Dezember zu sehen