„Wann ist der Mann ein Mann?“ Das fragte einst Herbert Grönemeyer. Eine Antwort darauf gab die jüngste Ausstellung des Kulturvereins. Unter dem Motto „Märtyrer, Helden und fromme Männer“ waren am Pfingstwochenende mehr als zwanzig Skulpturen und Darstellungen zu sehen. Die Achatiuskapelle bot den angemessenen Raum und die spirituelle Atmosphäre, diese Männer in „Szene“ zu setzen.
„Schon immer suchten Menschen nach Vor- und Leitbildern“, betone Christine Kastner. Die Vorsitzende des Kulturvereins hatte die Ausstellung konzipiert. Ihrer Meinung nach lohnt es sich, auf die Heiligen zu schauen. „Von ihnen kann man einiges lernen“, versicherte sie. „Es sind Menschen, die keine Mittelmäßigkeit und Anpassung an die augenblicklich gängigen Erwartungen und Gewohnheiten der Zeit kennen, wohl aber voll und ganz auf den Anspruch Gottes zu antworten versuchen.“ Starke, fromme Persönlichkeiten seien sie alle.
Von A wie Achatius über N wie Nikolaus bis W wie Wendelin
Von A wie Achatius bis W wie Wendelin: Zahlreiche mal mehr, mal weniger bekannte Männer aus Bibel und Kirchengeschichte versammelte die Ausstellung in der Achatiuskapelle. Sie war als Fortsetzung der erfolgreichen Schau über Heilige Frauen im vergangenen Jahr gedacht. Christine Kastner gab eine Einführung und erläuterte die Lebensgeschichte der verschiedenen Männer. Die rund 180 Besucherinnen und Besucher erfuhren dabei beispielsweise vom Heiligen Nepomuk, der sich weigerte, das Beichtgeheimnis zu brechen. Daraufhin ließ König Wenzel von Böhmen ihn foltern und in die Moldau werfen.
Oder der Heilige Georg: Der Legende nach kämpfte er mit einem Drachen, stieß ihm mit einer Lanze in den Körper, rettete die Königstochter und befreite eine Stadt von dessen Tyrannei. Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu Christus bekehrten. Er erschlug den Drachen, und der König samt seinem Volk ließ sich taufen.
Nicht zu vergessen der Heilige Nikolaus: Nach dem Tod seiner Eltern verteilte er das Vermögen an die Armen und setzte sich für Hungernde und zu Unrecht Verurteilte ein.
Wer sich intensiver mit den Männern beschäftigen wollte, fand Hinweise in einer von Christine Kastner zusammengestellten Informationsbroschüre. Aufschlussreich waren Angaben zum Gedenktag, zur Herkunft, zur Darstellung oder in welchen Fällen sie angerufen werden. Biografische Notizen waren zum einen spannende Unterhaltung, regten aber auch zum Nachdenken an.
Kleine Bronzearbeiten von Ernst Singer, der in Grünsfeld Spuren hinterlassen hat
Eine eigene Abteilung bildeten kleine Bronzearbeiten von Ernst Singer. Der aus Franken stammende Künstler lebte von 1934 bis 2015. Er hat nicht nur künstlerische Spuren in Grünsfeld hinterlassen, sondern war auch zeit seines Lebens mit der Stadt Grünsfeld und dem Kulturverein freundschaftlich verbunden.
Alfred Beetz, zweiter Vorsitzender des Kulturvereins und Vorsitzender des kirchlichen Baufördervereins, nutzte die Gelegenheit und skizzierte die Entstehungsgeschichte der Achatiuskapelle in Grundzügen. Besonders freute ihn, dass es seit der letzten Renovierung im Inneren Stühle statt Kniebänke gibt. Sie ermöglichten es, das Gotteshaus auch für schöne Ausstellungen zu nutzen.
Ein weiteres Projekt, das der Kulturverein mit Nachdruck unterstützt, ist ein barrierefreier Zugang. „Der bestehende Abgang zur Achatiuskapelle ist für viele Menschen nur mühevoll oder gar nicht zu bewältigen“, betonte Christine Kastner. Ziel muss es ihrer Auffassung nach sein, dass auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Möglichkeit haben, am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.