
Kennengelernt haben sich Bernd Rücker, Matthias Herbert, Peter Schömig und Philipp Harrold unabhängig voneinander: im ICE nach Hamburg, als Nebensitzer im Mittelstandszentrum und über gemeinsame Bekannte.
Bis Philipp Harrold die vier vor gut einem halben Jahr zusammenbrachte und die Gruppe die Idee hatte: Bad Mergentheim braucht einen Coworking-Space. Einen Anlaufpunkt, an dem Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Tätigkeiten und Arbeitsmodellen zusammenkommen und ihre Aufgaben erledigen können.
Coworking Space in Bad Mergentheim als Trennung von Familie- und Berufsleben
"Uns eint, dass wir alle in Bad Mergentheim wohnen, aber eigentlich woanders arbeiten und die Möglichkeit haben, ganz oder zumindest teilweise remote arbeiten zu können", erklärt Philipp Harrold die Ausgangssituation. Remote, das bedeutet, nicht an einen festen Büro-Arbeitsplatz gebunden zu sein, sondern von zu Hause oder unterwegs seinem Beruf nachzugehen.
Alle vier haben des Jobs wegen schon in verschiedenen Großstädten gewohnt, doch mit Kindern sei es von Vorteil, in einer Stadt wie Bad Mergentheim zu leben. Das Home-Office sei für sie keine durchgängige Lösung: "Wir, wie viele andere Remote-Arbeitende auch, möchten nicht dauernd abgeschottet sein, und außerdem manchmal einen Arbeitsweg zurücklegen, am besten zu Fuß oder per Rad, um zwischen Familien- und Berufsleben zu trennen", erläutert Bernd Rücker einen den Beweggrund für die Gründung des Tauberwerks.
Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer
Die vier Gründer, die selbstständig oder als Angestellte tätig sind, setzten sich im Oktober 2023 zusammen, dann ging alles recht schnell. Die Devise: "Nicht meckern, sondern lass’ mal machen", so Matthias Herbert. Ohne einen hundertprozentigen Businessplan in der Tasche oder fertig aufgestellte Regeln für das Zusammenleben im Coworking Space: "Zwar haben wir einen Code of Conduct, Verhaltens-Leitlinien, aufgesetzt, doch im Detail schauen wir, wie es sich entwickelt und orientieren uns an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer", sagt Matthias Herbert. "Unser Slogan "Let’s werk together" zeigt es mit dem Wortspiel ganz gut, kleine Brüche sind erlaubt, sogar erwünscht", merkt Peter Schömig an, der als Marken-Designer die visuelle Gestaltung des Tauberwerks übernommen hat.

Durch ein Inserat fanden die Gründer passende Räume im Postgebäude am Bahnhof und wurden durch Vermieter Ulrich Hammel in ihrem Vorhaben unterstützt. Das nötige Inventar, wie Schreibtische, Möbel und technische Ausstattung, konnte Bernd Rücker aus seinem Unternehmen abkaufen: "Wir lösen gerade unser Büro in Berlin auf, da wir komplett auf Remote-Arbeit umgestellt haben. Ich glaube stark, dass wir diesen Trend auch bei anderen Unternehmen erleben werden, und damit der Arbeitsplatz im Coworking zunehmend wichtiger wird."
So ging es für Rücker im Lastkraftwagen "mit 80 über die Autobahn zurück nach Bad Mergentheim", berichtet er. Dort angekommen, transportierte das Team das Mobiliar in den zweiten Stock, sodass es Anfang April mit dem Betrieb losgehen konnte.
Tauberwerk als Community für Know-how und Ideen
Inhaltlich fanden die vier ebenfalls zügig einen gemeinsamen Nenner. "Sicherlich soll sich das Tauberwerk wirtschaftlich tragen, aber es ist nicht unsere Hauptmotivation, Geld zu verdienen. Es soll vielmehr den Standort Bad Mergentheim bereichern und ein Angebot sein – wobei uns Diversität sehr wichtig ist, weshalb wir zum Beispiel auch alle Inhalte auf Englisch zur Verfügung stellen möchten", sagt Rücker.
"Wir sind keine Vermieter", bekräftigt Philipp Harrold, eine Community solle entstehen, in der Know-how weitergegeben und Ideen eingebracht werden können. Ohne Zwang, sich beteiligen zu müssen: "Wenn jemand nur arbeiten möchte und abends wieder nach Hause geht, dann ist das natürlich ebenso okay. Alles kann, nichts muss", fasst Matthias Herbert zusammen.
In den kommenden Wochen stehen noch einige To-dos an. "Die Räume sollen einladender werden, auch die Beschilderung wird angebracht", formuliert es Peter Schömig, und etwas mehr "Großstadtflair", die "Big City Vibes", sollen im Tauberwerk Einzug finden. "Wir wollen außerdem mehr kooperieren, zum Beispiel mit der Arbeitsagentur oder der DHBW-Leitung und wollen Plätze für junge Menschen bereithalten", so Philipp Harrold. Man sei mit einem richtig guten Drive gestartet und freue sich, etwas Sinnstiftendes aufzubauen.
Die Räume des Tauberwerk, Poststraße 5, sind über Aufzug erreichbar. Es stehen 15 höhenverstellbare Schreibtische mit ergonomischen Stühlen und einem Gigabit Wi-Fi zur Verfügung. Der Zugang ist nach Anmeldung mit einer App rund um die Uhr möglich. Die monatlich kündbare Gebühr beläuft sich auf 199 Euro. Wer finanziell nicht in der Lage ist, diese Gebühr aufzubringen, kann die Gründer kontaktieren. Weitere Infos unter: www.tauberwerk.de
