Er ist der Baumeister Baden-Württembergs: Der Freiburger Architekt Horst Linde hat den Stuttgarter Landtag gebaut, mehrere Kirchen sowie alle Universitäten im Land. Nun wird er 100 Jahre alt.
Horst Linde hat dem heutigen Baden-Württemberg sein Gesicht gegeben. Der Freiburger Architekt war nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau verantwortlich. Er gestaltete Innenstädte, entwarf Behördengebäude, Hochschulen und Kirchen. Unter den bekanntesten Gebäuden ist der Stuttgarter Landtag. Am Karfreitag, 6. April, wird Linde 100 Jahre alt.
Ein fester Händedruck, ein wacher Geist und ein enormes Gedächtnis: Horst Linde sitzt zu Hause und blickt auf sein Jahrhundertleben zurück. „Ich habe die 100 nie angestrebt“, sagt er. Mit seiner Ehefrau, einer 88 Jahre alten gelernten Journalistin, lebt Linde in Freiburg. In einem Haus, das er 1950 entworfen und gebaut hat. Im März hat das Paar Goldene Hochzeit gefeiert, es ist seit genau 50 Jahren verheiratet.
Wahrzeichen
„Ich hatte in meinem Leben viel Glück. Ich empfinde vor allem Dankbarkeit“, sagt Linde. Er ist einer der bedeutendsten Architekten und Stadtplaner Baden-Württembergs, verkörpert die Bau- und Architekturgeschichte des Südwestens. Sein erstes Bauwerk schuf er als 19-Jähriger: Der Schwarzwald-Gemeinde Triberg gab er mit einem markanten Aussichtsturm ihr bis heute gültiges Wahrzeichen.
Von 1945 bis hinein in die 1970er Jahre war Linde prägend für staatliche Bauvorhaben im Land. Er gestaltete unter anderem die vom Krieg zerstörten Innenstädte von Freiburg und Karlsruhe neu sowie das Zentrum von Stuttgart rund um den Schlossplatz. Nach seinen Plänen wurde das Neue Schloss wieder aufgebaut und daneben der Landtag errichtet. Auch die Württembergische Landesbibliothek sowie das Kleine Haus des Staatstheaters tragen seine Handschrift.
Immer ohne Schnörkel
Der Landtag ist sein Markenzeichen. Doch Linde hat auch die Universitäten Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Tübingen und Stuttgart-Hohenheim gebaut, später in den 1960er Jahren dann die neu gegründeten Unis in Ulm und Konstanz. Er entwarf Gefängnisse, Krankenhäuser und sieben Kirchen, unter anderem die Stadtkirche in Karlsruhe und die Ludwigskirche in Freiburg. Im hohen Alter machte er sich an das damalige Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Bonn, das nach seinen Plänen umgebaut wurde.
Linde steht für zweckmäßige Bauten ohne Schnörkel. „Ich hatte Häuser zu bauen, in denen Menschen gut leben und arbeiten können. Das war der damalige Zeitgeist“, sagt er.
„Ich war ein sehr schlechter Schüler, bin zweimal sitzengeblieben“, erinnert sich Linde. Er machte dennoch Karriere. „Ich habe in meinem Leben keine einzige Bewerbung geschrieben“, sagt er. Er sei einfach zur rechten Zeit am rechten Platz gewesen und sei dort den richtigen Menschen begegnet.