Vokalmusik pur: Die erlebten die Zuhörer beim Konzert der „Gesangsoase“ von Claudia Bähr. Unter dem Motto „Solo durch die Nacht“ präsentierten 13 Sängerinnen und Sänger im Rienecksaal Lieder von Barock bis Pop.
„Spannung liegt in der Luft, wenn die hochmotivierten Akteure das auf die Bühne bringen, womit sie sich in den letzten Wochen und Monaten im Gesangsunterricht beschäftigt haben“, versprach Claudia Bähr. Den besonderen Reiz des Konzertes machte nach Auffassung der Musikpädagogin aus, dass alle Stimmen ohne technische Unterstützung erklangen. „Das erlaubt die direkte Erfahrung im Erleben der dargebotenen Musik“, so Bähr.
Johanna Schreck war mit neun Jahren die jüngste Teilnehmerin. Die Viertklässlerin beeindruckte das wenig. Unbekümmert sang sie zwei Lieder aus Rolf Zuckowskis Kindermusical „Der kleine Tag“: „Das Dunkel und ich“ sowie „Einfach nur so“.
Nur wenig älter war Marlene Braun. Die 13-Jährige trat erstmals vor Publikum auf. Mit dem englischen Volkslied „The water is wide“ und der elegischen Liebeshymne „Think of me“ aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Phantom der Oper“ ließ sie aufhorchen.
Alina Schwägerl war ein weiteres von Claudia Bährs hoffnungsvollen Nachwuchstalenten. Ebenfalls erst 13, sang sie die gefühlvolle Ballade „Tale as old as time“ aus dem Disney-Film „Die Schöne und das Biest“. Henry Purcells „I attempt from love’s sickness“ aus seiner Oper „Die indische Königin“ war ein melancholisches Lied über die Liebeskrankheit.
Die Liebe in all ihren Varianten thematisierten auch Birgit Nickel mit „I believe in you“ von Per Magnusson und David Kreuger sowie Monika Comparato mit Svante Henrysons „Green Song“.
Eine Choralkantate stellte das von Elke Thimm vorgetragene Lied „Er kennt die rechten Freudenstunden“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy dar. Sabine Steinmetz hatte sich für ihren Vortrag das einem gesungenen Gebet gleichende „Bring him home“ aus dem Musical „Les Miserables“ ausgewählt. Einen heiteren Kontrast dazu bildete „Let’s call the whole thing off“, ein 1937 von George Gershwin (Musik) und Ira Gershwin (Text) für das Filmmusical „Tanz mit mir“ geschriebener Song. Humoristisch setzte das Lied sich mit verschiedenen Dialekten im englischsprachigen Raum auseinander.
Stimmgewaltig und ausdrucksstark sang Renate Süssenguth Antonio Vivaldis „Vieni oh mio diletto“. Freudige Zuversicht sprach aus der Arie, deren Melodie trotz der kurzen wiederholenden Linien schöne hochsteigende Intervalle zeigte.
Vom „Mut“ handelte das gleichnamige Lied aus Franz Schuberts „Winterreise“. Den braucht das lyrische Ich, weil es die Schmerzen seiner Seele durch Fröhlichkeit unterdrücken will. Beherzt trug Eugen Fleischmann das von einem sehr stark variierenden Rhythmus gekennzeichnete Lied vor. Zu dem ziemlich traurigen Finale setzte der Sänger der Krensheimer „Eintracht“ mit dem von Johannes Brahms vertonten Volkslied „Mein Mädel hat einen Rosenmund“ einen fröhlichen Kontrapunkt.
Auf emotionale Kontraste setzte auch Daniela Rüdel bei ihrem gelungenen Vortrag. Franz Schuberts „Du bist die Ruh“, ein vertontes Rückert-Gedicht, verlangte eine perfekte Legato- und Atemkontrolle. Unstimmigkeiten im Klang hätten den „Frieden“ des Gedichtes stören können. Fröhlichkeit verbreitete hingegen Ännchens Arie „Kommt ein schlanker Bursch gegangen“ aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
Mathias Mattmüllers Vortrag kennzeichnete eine beeindruckende Bassstimme. Die brachte er eindrucksvoll bei „Wohin?“ aus Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ zu Geltung.
Ein Heimspiel hatte Andreas Stierle. Der Grünsfelder verehrt offensichtlich Enrico Caruso. Zwei Darbietungen widmete er dem großen italienischen Tenor: Ruggero Leoncavallos Morgenlied „Mattinata“ und „Romanza“ von Andrea Bocelli.
Zwei gefühlvolle Duette bildeten eine reizvolle Ergänzung zu dem sonst von Solisten bestimmten Konzertabend. Elke und Paul Thimm sangen Morten Lauridsens „Dirait-on“, ein vertontes Rilke-Gedicht. Von einem ehemaligen Liebespaar handelte das von Mathias Mattmüller und Paul Thimm vorgetragene englische Volkslied „Scarborough Fare“, dessen bekannteste Version von Paul Simon und Art Garfunkel stammt.