Salutschüsse der Historischen Deutschorden-Compagnie Bad Mergentheim im Kurpark bildeten den Auftakt zur 70-Jahr-Feier des Tourismusverbands „Liebliches Taubertal“. Die Veranstaltung fand coronabedingt in kleinerem Rahmen mit der Mitgliederversammlung in der Wandelhalle im Mergentheimer Kurpark statt.
Vorsitzender Reinhard Frank blickte auf die Zeit der Gründung der touristischen Organisation in den Nachkriegsjahren zurück: „Es war schon eine Leistung, dass die damaligen Landkreise Tauberbischofsheim, Mergentheim, Rothenburg, Ochsenfurt und Würzburg das gemeinsame touristische Potential erkannten.“ Aus diesem Pfund sei ein Edelstein geformt worden. Das „Liebliche Taubertal“ sei eine Erfolgsstory und eine Marke, die heute bundesweit bekannt sei, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts Main-Tauber-Kreis.
Konstruktive Zusammenarbeit über Landkreis- und Landesgrenzen
Sei vor Corona die Devise „immer höher und weiter“ gewesen, habe ein Winzling das Leben zum Stillstand gebracht. Nach starken Erfolgszahlen bis Anfang 2020 sei der Tourismus im Taubertal die mit am stärksten von der Pandemie betroffene Branche gewesen. „Aber wir und alle Mitstreiter haben darauf digital reagiert und zudem hat die neue Situation die Besinnung auf Regionalität und Nachhaltigkeit befördert.“
Wie gut und harmonisch solch eine Kooperation funktioniert, betonte Angelika Schäffer, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Franken. Diesem gehört das „Liebliche Taubertal“ seit dem Jahr 2000 an. Weit weg vom Kirchturmdenken werde hier über Landkreis- und Landesgrenzen konstruktiv zusammengearbeitet: „Weil alle an einem Strang ziehen, sind wir so gut aufgestellt.“
Rückläufiger Tourismus durch Corona und Reaktion
Den Geschäftsbericht für das Jahr 2020 erstattete Geschäftsführer Jochen Müssig. Sei der Start im Januar und Februar 2020 noch verheißungsvoll gewesen, änderte Corona den Jahresverlauf grundlegend. Das touristische Geschehen im „Lieblichen Taubertal“ ging um rund die Hälfte zurück. Nach amtlicher Statistik von Januar bis Dezember 2020 betrug das Minus bei den Gästeankünften 53,2 Prozent und bei den Übernachtungen 44,7 Prozent. Der Einbruch war auch bei den Tagestouristen festzustellen. Insgesamt habe der Umsatzausfall allein im Main-Tauber-Kreis 137 Millionen Euro betragen.
Erfreulich war allerdings die Tatsache, dass von April bis Oktober ein sehr guter Zuspruch von Radlern und Wanderern herrschte. Der Tourismusverband konnte in den warmen Monaten mit seiner guten Infrastruktur zum Radeln und Wandern sowie mit den Leistungen der Hotellerie und Gastronomie punkten.
Klassischen Werbewege konnten nur bis Februar 2020 genutzt werden
Produktpflege und Produktentwicklung wurden gleichwohl weiter vorangetrieben, unter anderem zum 40-jährigen Bestehen des Radweg-Klassikers und mit modifizierten Aussagen zu den Themen „Burgen & Schlösser“, „Taubertal kulinarisch erleben“, „Familienferien“ und „Radwegekirchen“. Ebenso wurden zahlreiche Jahresflyer erstellt. Als neues Angebot wurde „Waldbaden“ entwickelt. Weiter vorangebracht wurde das Thema „Radreiseregion“. Ein entsprechender Antrag soll noch 2021 beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) gestellt werden. Ausdruck des Qualitätsbestrebens sind auch die vier Wanderwege mit dem Siegel des Deutschen Wanderverbands. Der Panoramaweg Taubertal erhielt dieses zum vierten Mal in Folge.
Die klassischen Werbewege für das touristische Geschehen auf Messen konnten nur bis Ende Februar 2020 genutzt werden. Danach setzte der Tourismusverband „Liebliches Taubertal“ in Abstimmung mit seinen Mitgliedsstädten und -gemeinden auf Social-Media-Vertriebswege und digitale Werbemöglichkeiten. Ebenso wurden bewegte Bilder und Spots gedreht und anschließend auf Facebook, YouTube, Twitter, Instagram und der Homepage vertrieben. Diese Aktivitäten hatten zur Folge, dass sich die Aufrufe der Website 2020 im Vergleich zu 2019 fast verdoppelten. Wenn auch die Rekordzahlen des Jahres 2019 noch länger nicht zu erreichen sind, werden diese früheren Ergebnisse mittelfristig wieder angestrebt, so der Geschäftsführer.
Stabübergabe an den neuen Landrat
Als Vorstandsmitglieder nachgewählt wurden Oberbürgermeister Markus Naser (Rothenburg ob der Tauber) und Bürgermeister Wolfgang Stein (Wertheim) für die ausscheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Oberbürgermeister a.D. Walter Hartl und Oberbürgermeister a.D. Stefan Mikulicz. Als Beisitzer folgen Kurdirektor Sven Dell, Bürgermeister Hermann Gabel (Röttingen) und Bürgermeister Lukas Braun (Lauda-Königshofen) den bisherigen Beisitzern Kurdirektorin a.D. Katrin Löbbecke, Bürgermeister a.D. Martin Umscheid und Bürgermeister a.D. Thomas Maertens.
Rothenburgs Oberbürgermeister Markus Naser dankte dem scheidenden Vorsitzenden Reinhard Frank für die länder- und landkreisübergreifende Zusammenarbeit, die dieser seit 2005 kontinuierlich fortgesetzt habe. Beispielhaft seien den bayerischen Mitgliedern stets die gleichen Rechte wie den baden-württembergischen eingeräumt worden. Zeitgemäße Produktentwicklung und Qualität seien immer im Vordergrund gestanden. Nicht zuletzt sei Frank zusammen mit dem Kreistag des Main-Tauber-Kreises für eine verlässliche Finanzierung des touristischen Budgets und für die Bereitstellung der personellen Ressourcen gestanden.
Christoph Schauder ist neuer Vorsitzender des Tourismusverbands
Die organisatorische Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Franken im Jahr 2000 habe einen „sehr unterstützenden Mehrwert“ gebracht, und Frank habe an diesem Weg festgehalten. „Ihr Wirken war wichtig, dem Tourismusverband eine gute Position zu verschaffen“, stellte Naser abschließend fest. Frank habe immer ein offenes Ohr für die Tourismusförderung gehabt. Nasers Dank ging auch an das Team des Tourismusverbands und den Geschäftsführer Jochen Müssig.
Kraft Amtes übernimmt der neue Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, den Vorsitz des Tourismusverbandes. Unter seiner Leitung wurden der Haushaltsplan für 2021 beschlossen sowie der Präsenzbeschluss für den Etat 2020 nachgeholt.
Buchungen online sind gestiegen
In einem Impulsvortrag betonte Dr. Michael Braun, Geschäftsführer der OBS OnlineBuchungService GmbH in Regensburg die Wichtigkeit der digitalen Buchbarkeit von Unterkünften. In Deutschland überwiegen mittlerweile Onlinebuchungen. Besonders eindrucksvoll habe sich dies nach dem ersten Lockdown 2020 in einem starken Anstieg des Buchungsvolumens gezeigt – „und aktuell wiederholt sich das.“
Als großen Baustein, der nun folge, bezeichnete Dr. Braun die Onlinebuchbarkeit von Erlebnissen – von der geführten Wanderung über den Museumsbesuch bis zum Fallschirmsprung. Das „Liebliche Taubertal“ mache sich hier bereits auf den Weg, der freilich noch viele Hürden aufweise.