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Lauda-Königshofen
Lauda hat viel zu bieten: Stadtführung zeigt Schönheit, die im Verborgenen liegt
Das Badhaus war eine wichtige Einrichtung im Mittelalter.
Foto: Matthias Ernst | Das Badhaus war eine wichtige Einrichtung im Mittelalter.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 07.04.2024 02:36 Uhr

Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts gehörte die Stadt Lauda zum Hochstift Würzburg, danach zum Königreich Baden. Als Außenposten der Würzburger Herrschaft war die Stadt ein wichtiger Pfeiler in der Hierarchie des Würzburger Fürstbischofs und seines Klerus. Vor allem der Weinbau hat die Stadt reich gemacht, was man an den prächtigen Fachwerkhäusern in der heutigen Rathausstraße noch erkennen kann. Auch wenn einige Fachwerke unter Putz liegen, lässt sich bei genauerem Hinsehen erahnen, wie groß der Reichtum in der Stadt an der Tauber früher war. Besucherinnen und Besucher der Stadt können das bei einem historischen Rundgang selbst entdecken und noch mehr über die Geschichte von Lauda erfahren.

Wappen des ehemaligen Schultheiß Hans Brennfleck, in dessen Haus lange die Gastwirtschaft Zum Hirschen war.
Foto: Matthias Ernst | Wappen des ehemaligen Schultheiß Hans Brennfleck, in dessen Haus lange die Gastwirtschaft Zum Hirschen war.

Denn mit Beginn der Sommersaison bietet die Touristinformation der Stadt Lauda-Königshofen eine solche Führung wieder regelmäßig an. Eine erste Kostprobe gab es am Ostersamstag, als sich eine kleine Schar auf den rund anderthalb Stunden langen Rundgang durch die Altstadt von Lauda machte. Dabei konnte man viel über die Geschichte der Stadt erfahren.

Vier Personen hatten etwas zu sagen

Insgesamt vier Personen gab es im Mittelalter, die in der Stadt etwas zu sagen hatten, der Schultheiß, der Amtmann und zwei Bürgermeister, einer von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt, einer vom Fürstbischof in Würzburg bestimmt. Klar, dass es da öfter zu Streitigkeiten kam oder denunziert wurde. So wie bei Schultheiß Hans Brennfleck, der in der Rathausstraße ein großes Gehöft besaß, das in den Jahren 1569 bis 1591 erbaut wurde. Später befand sich darin das Gasthaus zum Hirschen, das heute leer steht. Brennflecks Frau wurde der Hexerei angeklagt und "hoch peinlichst" befragt, auf Deutsch, sie wurde gefoltert. Doch sie widerstand der Folter und schwor auch nicht dem Teufel ab. Ob es an der herausragenden Stellung ihres Mannes lag oder ob sie wirklich eine starke Frau war, ließ die Führung offen. Genaue Quellen dazu sind nicht mehr verfügbar, erfuhren die Teilnehmenden.

Die Spitze des Fachwerkturms zierte einst die Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert und wurde beim Ausbau der Oberlaudaer Straße etwa 20 Meter versetzt.
Foto: Matthias Ernst | Die Spitze des Fachwerkturms zierte einst die Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert und wurde beim Ausbau der Oberlaudaer Straße etwa 20 Meter versetzt.

Auch über den berühmtesten Sohn der Stadt gibt es allerhand zu berichten. Professor Dr. Philipp Adam Ulrich (1692 bis 1748), war eigentlich Jurist, brachte aber viele Neuerungen in die Landwirtschaft ein. So ist die Einführung der Luzerne für die Viehfütterung auf eine Idee von Ulrich zurückzuführen. Das gelang, weil durch die Futterzufuhr die Tiere besser genährt waren. Nicht ganz so viel Erfolg hatte er bei der Einführung der Kartoffel im Taubertal, die Menschen waren noch nicht bereit dafür, hieß es bei der Führung. Erwähnt wurden auch die technischen Erfindungen von Philipp Adam Ulrich, wie Backöfen oder Ackergeräte. In seinem Geburtshaus befindet sich heute das Heimatmuseum.

Viele Gasthäuser entlang der Rathausstraße

Weit überragt das Obere Tor die Gebäude der Umgebung. Es war eines von zwei Stadttoren.
Foto: Matthias Ernst | Weit überragt das Obere Tor die Gebäude der Umgebung. Es war eines von zwei Stadttoren.

Direkt gegenüber befand sich früher die Gastwirtschaft "Zum Hecht", wo sich die Zünfte viele Jahrhunderte trafen. Überhaupt gab es früher viele Gasthäuser entlang der Rathausstraße, die am ehemaligen Marktplatz, dem heutigen Rathausplatz, einen Knick nach links machte, in Richtung Pfarrstraße. Hier stand das zweite Tor der Laudaer Stadtbefestigung. Zu sehen ist davon leider nichts mehr. Erhalten ist jedoch der Pulverturm als letzter von ehemals 17 Türmen in der Stadtmauer. Im Mauerrest ist die Lourdes-Grotte zu sehen und gleich dahinter befindet sich die Stadtkirche St. Jakobus, die mehrfach brannte und immer wieder errichtet wurde.

Reste des ehemaligen Zehnthofes.
Foto: Matthias Ernst | Reste des ehemaligen Zehnthofes.

Die letzte Zerstörung war am 1. April 1945 als die Amerikaner bei ihrem Vorstoß über die Tauber den Kirchturm zerstörten, der dann ins Hauptschiff fiel. Der Turm wurde erst in den 1970er Jahren wieder vervollständigt, erfuhren die Teilnehmenden der Führung. Weiter ging es an den ehemaligen Rathäusern der Stadt zum Badehaus aus dem Jahr 1747 und dem ehemaligen Spital, dem Geburtshaus von Weihbischof Dr. Johann Bernhard Mayer (1669 bis 1757), ein prächtiges Fachwerkanwesen mit offenem Laufgang. Es gäbe noch viel mehr in der Altstadt von Lauda zu entdecken, aber das sei bei einer weiteren Führung zu erfahren.

Ältester Bildstock in Lauda mit der Darstellung des Heiligen Jakobus.
Foto: Matthias Ernst | Ältester Bildstock in Lauda mit der Darstellung des Heiligen Jakobus.
Die Pfarrscheune aus dem 18. Jahrhundert.
Foto: Matthias Ernst | Die Pfarrscheune aus dem 18. Jahrhundert.
Die Blutkapelle entstand auf den Grundmauern des ehemaligen jüdischen Viertels.
Foto: Matthias Ernst | Die Blutkapelle entstand auf den Grundmauern des ehemaligen jüdischen Viertels.
 
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