Ragnhild Becker und Gunar Seitz sind ein Künstlerpaar aus Friedrichshafen. Spuren ihrer Kunst hinterlassen sie auf allen Kontinenten. Jetzt ist das mittlere Taubertal dran. „Visitor-Aktion“ nennen sie ihr Kunstprojekt. „Vom 21. bis 23. August werden wir rund 120 kleine Visitor-Figuren an markanten Stellen entlang der Tauber aufstellen“, kündigen sie in einer Pressemitteilung an. Schwerpunkte der Aktion bilden die beiden Städte Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim. Dort werden sie die kleinen „Besucher“ aus Gips aussetzen.
Visitors sind Gipsfiguren, die einzeln oder in Gruppen die unterschiedlichsten Länder der Erde besuchen, dort eine Zeit lang stehen und wieder weiterreisen. So genannte „Mitwirkende“ beteiligen sich an der Aufstellung und ihrer Dokumentation in Form in Form von Fotos, Beschreibungen oder Zeichnungen. Bislang zählen Ragnhild Becker und Gunar Seitz über 1000 solcher Mitwirkenden.
Das Künstlerpaar definiert seine „International Art Performance“ so: „Wie, wo und wann die einzelnen Figuren ausgesetzt/aufgestellt werden, bestimmt jeder Mitwirkende selbst. Die Figuren können von jedem Teilnehmer in Form und Farbe verändert werden; eigene Installationen und öffentliche Aktionen sowie eigene Veröffentlichungen in der Presse sind mit den Visitors möglich. Jeder Mitwirkende gibt seine Figur(en) frei. Das Weitergeben, das Loslassen vom kleinen Kunstobjekt ist Teil des aktiven Prozesses. Die Objekte selbst haben keine Besitzer, sie entziehen sich dem Kunstmarkt.“
Das Projekt ist völlig offen: Jeder Visitor ist in seiner jeweiligen Situation sich selbst überlassen. Jeder Mensch, der einen Visitor sieht, kann selbst entscheiden, ob er den Visitor belässt, umsetzt oder mitnimmt. Die Aktion ist international und offen.
Produziert werden die Objekte von Becker und Seitz in Friedrichshafen. Der Verlauf der Aktion ist im Internet unter visitor-aktion.de dokumentiert. Dort befinden sich Aufstellliste, in denen Datum, Uhrzeit, Land, Aufstellort und Aufsteller genannt sind.
Internationale Visitor-Aktion
Start der internationalen Visitor-Aktion war am 29. Juni 2001 in Samnaun (Schweiz) durch Ragnhild Becker und Gunar Seitz. 1990 wurde die erste amorph gestalteten Gipsfigur von den beiden in Alheim-Oberellenbach (Kreis Hersfeld-Rotenburg) gebaut. Die Gesamtzahl aller gebauten Visitors beläuft sich auf 17 664 Stück (Stand: Dezember 2016).
Nördlichster Visitor: Pol-Visitor am 22. April 2007, Bronzevisitor aufgestellt am Nordpol 89° 48' Nord (Breitengrad) und 0° 58' Ost (Längengrad) auf Eisscholle zusammen mit Driftboje durch Dr. Christian Haas, Leiter des deutschen Projektbüros Cryosat, Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven.
Südlichster Visitor: Pol-Visitor am 13. Februar 2011 auf O'Higgins ( 63° 19' 15'' S , 57° 54' 03" W) vor der German Antarctic Receiving Station durch Christian Schade (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie) aufgestellt.
Höchster Visitor auf der Erdoberfläche: Chimborazo in 5000 Metern Höhe, Whymper-Hütte, Ecuadorianische Anden (EC), aufgestellt durch Rainer Hoffmann, 2003.
Tiefster Visitor: Totes Meer in Israel 400 Meter untzr dem Meeresspiegel, aufgestellt durch Dagmar Christoph und Rainer Hoffmann, 2010. Schnellste Visitors: In den Radarsatelliten TerraSAR-X (Aluminiumplastik) und TanDEM-X (Chip) integriert, 7,5 Kilolmeter/Sekunde.
Unterwasser-Visitor: Erster Meeres-Unterwasser-Visitor am 7. Oktober 2005 südlich der Lavezzi-Inseln (Korsika) durch Frank Lechner platziert.