
Der Kabarettsommer im Weinhof Ruthardt in Lauda fand am Wochenende seinen krönenden Abschluss. Am Freitag gastierte Stephan Bauer mit seinem Programm "Ehepaare kommen in den Himmel, in der Hölle waren sie schon". Am Samstag trat der vielfach ausgezeichnete Christian Springer mit seinem Programm "nicht egal" auf.
Der gebürtige Schwabe Stephan Bauer feuerte am Freitagabend ein wahres Gag-Feuerwerk ab. Vom harmlosen Kalauer bis zur hintersinnigen, scharfzüngig-provokanten Pointe bespielte er gekonnt sämtliche humoristischen Tonlagen. Für ausgelassene Stimmung sorgte Bauer schon gleich zu Beginn, als er dem Publikum freimütig mitteilte, dass er eigentlich nicht so gut drauf sei. Der Grund: Mittlerweile sei im Tee-Regal von Rewe mit Sorten wie "Heiße Liebe" und "Sweet Kiss" mehr los als bei ihm im Schlafzimmer.
Die Krise der Männlichkeit
Nach 15 Jahren Beziehung sei es mit seinem Liebesleben eher wie bei der Cola. "Erst normal, dann light, heute Zero". Im Laufe des Abends schlug Bauer dann einen großen Bogen von den eigenen Liebesleiden zur Krise der Männlichkeit, die er der Gesellschaft attestierte. Heute habe Männlichkeit einfach keinen Stellenwert mehr. Das sieht man Bauers Meinung nach zum Beispiel auch am Kino. Statt kerniger Helden wie Steve McQueen habe man heute Matthias Schweighöfer auf der Leinwand. "Der löst bei mir einen Eisprung aus", kommentierte der 54-Jährige bissig.
Womit er sich hingegen durchaus anfreunden könnte: ein weiblicher James Bond. "Explosionen, Tote... und das schon beim Einparken". An dieser Stelle ging vor allem bei den weiblichen Zuschauern zuerst ein Raunen durch die Reihen, gefolgt von großem Gelächter. Zum Abschluss des Abends hatte Bauer dann für alle anwesenden Männer auch noch einen guten Rat parat, wie es künftig mit der eigenen Männlichkeit klappt. Denn er findet, dass sich die Herren der Schöpfung viel zu sehr auf Männlichkeitssymbole konzentrieren. Sein Rat: Weg vom Schein, hin zum Sein. "Denn es bringt nichts, wenn auf dem Hemd Boss steht, aber drin nur ein Hugo steckt."
Christian Springer, der laut eigener Aussage oft als politischer Kabarettist bezeichnet werde, präsentierte sich am Samstag mehr als Gute-Laune-Motor und weniger als politischer Kommentator. Das hatte auch seinen Grund: In ärgerlichen Zeiten wolle er lieber gute Stimmung verbreiten und den Menschen zeigen, wie man durch diese Welt kommt. Er zitierte dahingehend sogar die Kabarett-Pionierin Erika Mann: "In Zeiten von Not und Elend darfst du kein Kabarett machen, da musst du Kabarett machen".
Wie fast alle Künstler auf der diesjährigen Kleinkunst-Bühne echauffierte sich auch Springer über das Thema Gendern. An sich von allen Künstlern witzig und pointiert vorgetragen, in der Summe allerdings dann doch etwas redundant. Das tat dem herausragenden Auftritt des Ur-Münchners Springer jedoch keinen Abbruch.
In bayerischer Mundart
In typisch bayerischer Mundart berichtete Springer vor allem aus seiner Heimat und gab, spitzfindig und süffisant, amüsante Anekdoten aus München, Ingolstadt und Umgebung zum Besten. Angefangen bei der Münchner Feierwehr, über den Obst-und-Gemüseladen seiner Eltern in München Riem bis hin zu seinem BMW 5er GT, Edition: Greta Thunberg.
So ganz ausblenden konnte Springer das Thema Politik dann allerdings doch nicht. Wenn er sich beispielsweise über das mangelnde Engagement des Freistaats Bayern bei der Windkraft aufregte oder den "Möchtegern-Zaren" Vladimir Putin kritisierte. Doch er fand auch lobende, ja fast versöhnende Worte. "Ich habe mich mal mit Horst Seehofer angelegt, wurde aber nicht eingesperrt." Seine abschließende Erkenntnis: "Wir haben eine hervorragende Kunst- und Meinungsfreiheit und deshalb liebe ich dieses Land".