(dpa/lsw) Manchmal verstehen Hamburger ihr Hamburg nicht mehr: „Wir können das alles nicht mehr nachvollziehen“, sagte der Geschäftsführer der WAGS Hamburg Events GmbH, Wilfried Thal, zum Aus des Stuttgarter Weindorfs nach der deutlichen Erhöhung der Platzmiete in der Hansestadt. Der Hamburger Fischmarkt muss in Stuttgart jetzt ebenfalls erstmals eine Platzmiete von knapp 28 000 Euro zahlen, werde aber weiter in die Landeshauptstadt kommen.
Aale-Dieter und Käse-Tommi
„Das ist gelebte Städtepartnerschaft“, sagte Thal. Es dürfe nicht sein, dass diese Tradition zu Ende gehe. Von Donnerstag an und bis zum 17. Juli gastieren die Hamburger auf dem Karlsplatz. Die Gebühr werde auf die Betreiber der 47 Stände um Käse-Tommi und Aale-Dieter umgelegt.
Dass Lachs und Krabben teurer seien, habe damit nichts zu tun, versicherte Fischmarkt-Original Klaus Moritz. Alle acht bis zwölf Jahre seien die Krabben knapp und damit teurer – warum, wisse niemand so recht. Im Einkauf lägen sie um 130 Prozent über dem Vorjahr. „Wir werden auch wieder günstiger.“
Die Enttäuschung über die Absage des Stuttgarter Weinfests in Hamburg für 2016 sitzt auch bei den Organisatoren des Fischmarkts tief. Man schätze sich gegenseitig, eben weil beide Feste authentisch seien.
Die Originale hätten aber auch ihren Preis, sagte Thal. Nur ein Aale-Dieter bringe eben die echte Atmosphäre vom Fischmarkt nach Stuttgart, und nur ein echter Wengerter mit Trollinger sorge in Hamburg für die originale Weindorf-Gemütlichkeit.
30-jährige Tradition
Seit 30 Jahren bringen die Stuttgarter einmal im Jahr den Hamburgern ihren Wein näher und die Hamburger den Stuttgartern ihren Fisch. Der Fischmarkt durfte für umsonst elf Tage lang auf dem Karlsplatz neben dem Schloss stehen. Und das Weindorf durfte seine Lauben elf Tage umsonst auf dem Rathausmarkt in Hamburg aufschlagen.
Für die zusätzlichen sechs Tage des 17-tägigen Weindorfs stellte die Hansestadt bisher 46 000 Euro in Rechnung. Doch jetzt sollen plötzlich insgesamt rund 125 000 Euro bezahlt werden – woraufhin die Stuttgarter ihr Weindorf absagten – zumindest für 2016. Zwar gebe es Gespräche, sagte Pro-Stuttgart-Geschäftsführer Axel Grau der Deutschen Presse-Agentur. „Aber diese Summe können wir uns auf keinen Fall leisten.“ Eine Verkürzung des Weindorfs schließt er jedoch aus: Da sei das Weindorf mit seinen festen Holzbuden und lauschigen Lauben mit dem Fischmarkt nicht zu vergleichen.
WAGS-Geschäftsführer Thal sprach am Dienstag von Gesprächen auf höchster Ebene, um „das wieder auf die Reihe zu bekommen“. Auch der Fischmarkt sei ein Verlierer der Aktion aus dem Hamburger Rathaus. Doch man wolle die Partnerschaft retten. Schließlich gehe es hier auch um Freundschaft, die es zu respektieren gelte.