Jahrelang prägte sie die liberale Politik im Land und auch im Bund. Nun geht die Ära von Birgit Homburger zu Ende. Die spannende Frage ist: Wer macht das Rennen um ihre Nachfolge als FDP-Landeschef?
Es ist ein Abschied mit einem konsequenten Schlussstrich: FDP-Landeschefin Birgit Homburger zieht sich komplett aus dem Landesvorstand ihrer Partei zurück. Sie werde sich beim Parteitag am Samstag in Filderstadt um kein Vorstandsamt mehr bewerben, sagte die 48-Jährige am Dienstag in Stuttgart. Sie wolle sich aber ehrenamtlich an der Basis engagieren und der FDP weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Um ihre Nachfolge bewerben sich FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke (52), der Europaabgeordnete Michael Theurer (46) und Unternehmensberater Hosam el Miniawy (37).
Homburger führte die Südwest-FDP neuneinhalb Jahre lang. 23 Jahre saß sie im Bundestag. Bei der Bundestagswahl im September war die FDP aber aus dem Parlament geflogen. Zugleich fuhren die Südwest-Liberalen mit 6,2 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl ein. Homburger hatte ihren Rückzug bereits kurz nach dem desaströsen Ergebnis angekündigt. Bis zu den turnusgemäßen Vorstandswahlen am Samstag bleibt sie aber noch im Amt.
Ist ein Leben außerhalb der Politik für Homburger überhaupt vorstellbar? „Ja klar“, beteuerte sie am Dienstag und lachte dabei. Zwar komme der Abschied nun etwas unfreiwillig. Aber die Zäsur begreife sie als Chance, eine neue Herausforderung anzunehmen. „Darauf freue ich mich auch.“ Was sie aber künftig konkret beruflich machen wird, ist offenbar noch unklar. Derzeit sichtet Homburger noch zahlreiche alte Akten aus ihren Büros, die aufgelöst werden.
Eine Präferenz für einen der drei Bewerber um ihre Nachfolge ließ sie nicht erkennen. Der ehemalige Landesvorsitzende Walter Döring – Homburgers Vorgänger – kritisierte hingegen in der „Südwest Presse“ die Kandidaten Rülke und Theurer. Diese hätten sich zu lange belauert, ohne ihren Hut in den Ring zu werfen. „Das ist sehr solide, sehr geschäftsmäßig, aber wo ist das Feuer? Es fehlt die Leidenschaft!“ Döring kündigte an, wieder aktiv in der Partei mitarbeiten zu wollen. „Ich werde mich auf Wunsch einbringen.“
Am Samstag kandidiere er nicht als Vorsitzender – eine Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2016 schließe Döring aber nicht aus. „Das weiß kein Mensch, bis dahin ist's noch lang, lang hin.“ Vor einem Jahr hatte Döring für viel Wirbel in der Partei gesorgt, weil er beim Kampf um die Spitzenkandidatur der Südwest-FDP zur Bundestagswahl überraschend gegen Homburger antrat. Eine parteiinterne Schlammschlacht folgte – schließlich führte Entwicklungsminister Dirk Niebel die Partei in den Wahlkampf. Beim Landesparteitag müssen die rund 400 Delegierten auch über einen Satzungsänderungsantrag des FDP-Bezirks Region Stuttgart entscheiden, nach dem das Präsidium der Landespartei um drei Beisitzer ergänzt werden soll.