Um Pflegeprojekte – so unterschiedlich wie die geologischen, biologischen und klimatischen Gegebenheiten der Region – ging es unter anderem in der Mitgliederversammlung des Kommunalen Landschaftspflegeverbandes Main-Tauber (KLPV). An der Versammlung nahmen Vertreterinnen und Vertreter aller 18 Städte und Gemeinden des Main-Tauber-Kreises teil.
Zunächst ging es um Fördermittel für regionalen Naturschutz, geht aus einer Pressemitteilung des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis hervor. Im Jahr 2020 wurden im Main-Tauber-Kreis demnach insgesamt an mehr als 600 verschiedene Auftrags- und Vertragsnehmer circa 1,472 Millionen Euro für die Pflege von rund 1600 Hektar Fläche ausbezahlt. Die Mittel wurden für mehr als 250 Einzelmaßnahmen und 315 Pflege- und Extensivierungsverträge verwendet. Durch gezielte Biodiversitätsberatung und finanzielle Förderungen würden hiermit landwirtschaftliche Familienbetriebe und Dienstleister in der Region gestärkt.
Die Erhaltung, die Pflege und die Förderung regionaltypischer Kulturlandschaften und schützenswerter Lebensräume werden laut Presseschreiben seit vielen Jahren schwerpunktmäßig durch die Pflege der Trockenhänge im Taubertal umgesetzt. Hauptaufgaben sind dabei die Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität sowie die Schaffung eines großflächigen Biotopverbundes trockener und mittlerer Standorte. So würden – über Jahrzehnte – aus alten, verbuschten Wiesen und aufgelassenen Trockenhängen wieder artenreiche, stabile Biotope mit Orchideen, Schmetterlingen und Wildbienen. Drei Beispiele aus der Arbeit des KLPV 2020 zeigten, wie die Natur in die Region zurückkehren kann.
1. Beispiel: Extensives Weidekonzept
Wie eine naturnahe Beweidung Landschaften im Taubertal gestalten kann und damit der Schlüssel für mehr Biodiversität und Biotopvernetzung ist, zeigen demnach artenreiche Wiesen in Boxberg (Iben, Hansenberg), Grünsfeld (Stammberg), Lauda-Königshofen (Altenberg, Langer Weinberg), Niederstetten (Regenbachtal), Tauberbischofsheim (Edelberg) und Werbach (Apfelberg). Hier grasen zeitlich begrenzt Rinder, Schafe und Ziegen, die von Weide zu Weide ziehen. Durch die Beweidung entstehen laut Presseschreiben Mosaike eng verzahnter Kleinstrukturen und verschiedener Biotoptypen, die zu stabilen Ökosystemen führen. Durch Scheuerstellen, Verbiss, Kot, Tritt und Lagerplätze entstünden kleine Gemeinschaften von Organismen und förderten damit die Artenvielfalt. Kleine, robuste Rinderrassen wie beispielsweise Zwerg-Zebus oder Dexter-Rinder sowie Schafe und Ziegen kommen in einem steilen Gelände gut zurecht, sind genügsam und verursachen kaum Trittschäden.
Gefährdete, seltene und auf Beweidung angewiesene Schmetterlingsarten wie beispielsweise der Zahnflügel-Bläuling konnten sich hier wieder ansiedeln. Die extensive Beweidung und die entstehende Dynamik förderten das gesamte ökologische Netz aus Pflanzen und Insekten. Diese wiederum seien die Grundlage der Nahrungskette für Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere, Pilze und Mikroorganismen. Die Kosten für die extensive Beweidung auf 198 Hektar Weidefläche beliefen sich im vergangenen Jahr auf 240 357 Euro. Das Land Baden-Württemberg und die EU teilten sich den Betrag.
Neuanlage und Erhaltung von artenreichem Grünland
Beim Projekt „Archewiesen“ wurden im Main-Tauber-Kreis artenreiche Wiesen – als so genannte Spenderflächen beispielsweise in Gamburg und Hochhausen – mit dem E-Beetle beerntet. Dieses elektrische Kleingerät bürstet die Samen vorsichtig aus der Wiese heraus, Kleintiere werden beim Erntevorgang geschont. Da nicht alle Wiesenpflanzen gleichzeitig abreifen, erhält man ein breiteres Artenspektrum und größere genetische Bandbreiten innerhalb der Arten, indem man mehrmals über die Spenderflächen fährt – am besten im Abstand von mehreren Tage oder Wochen. Die Pflanzen bleiben unversehrt und können anschließend als Heu verwendet werden, schreibt das Landratsamt. Das lokal geerntete, einheimische Saatgut habe man im Herbst 2020 auf einer artenarmen Empfängerfläche im Naturschutzgebiet Brachenleite ausgebracht. Durch die unmittelbare Nähe der Spender- und Empfängerflächen zueinander werde die regionaltypische Arten- und Genotypen-Vielfalt der angesäten Grünlandgesellschaften erhalten.
Alte Bautechnik: Setzen von Trockenmauern
Trockenmauern stützen Hänge und Böschungen ab, helfen bei der Terrassierung von Weinbergen und grenzen Grundstücke ab. Außerdem sind sie wertvolle Lebensräume vieler Pflanzen- und Tierarten. Im Main-Tauber-Kreis gibt es laut Presseschreiben in den alten Weinbergshängen abschnittweise immer wieder Einstürze einzelner Trockenmauern. Da die Sanierung aufwendig und teuer ist, würden die Reparaturen im Landkreis auf mehrere Jahre verteilt. 2020 wurden für 132 Quadratmeter Trockenmauer-Sanierungen öffentliche Fördermittel von 55 542 Euro abgerufen. Seit dem Jahr 2003 wurden insgesamt 2532 Quadratmeter Trockenmauern im Taubertal saniert. Die Quadratmeterangabe bezieht sich dabei immer auf die Ansichtsfläche einer Trockenmauer – inklusive Fundament und der dahinter liegenden, oft meterdicken Hinterfüllung und Vermauerung.