Im Kloster Bronnbach wurde kürzlich das eindrucksvolle Landschaftsmodell der Klosteranlage feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Landrat Christoph Schauder und sein Amtskollege Johann Kalb aus Bamberg weihten gemeinsam das neue 3D-Modell ein, das den Besuchern die weitreichende historische Kultivierung des Taubertals durch die Zisterziensermönche näherbringt.
Zahlreiche Gäste aus anderen ehemaligen Zisterzienserklöstern, die dem europäischen Netzwerk Cisterscapes angehören, wohnten der Eröffnung bei und würdigten das Modell als wertvollen Beitrag zum Verständnis des gemeinsamen europäischen Kulturerbes. Das europäische Kulturerbesiegel schmückt seit neustem den Eingang des "Kulturdenkmals von nationalem Rang", wie sich Landrat Christoph Schauder zu Beginn der Zeremonie äußerte.
Das über zwei Meter große Modell, das gerade noch rechtzeitig für die Eröffnung fertiggestellt werden konnte, wie Amtsleiter Frank Mittnacht gegenüber dieser Redaktion äußerte, zeigt die weitreichenden Einflüsse der Zisterzienser auf die Landschaft und die Nutzung der Naturressourcen. Markierungen auf der Karte illustrieren historische Schwerpunkte wie Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung, Religion und Handwerk und veranschaulichen so die Spuren, die die Mönche im Taubertal hinterließen.
Bauwerke der Zisterzienser erwachen zum Leben
Durch die interaktive Cisterscapes-App können Besucher das Modell digital erleben: Mit Augmented Reality erwachen die bedeutendsten Bauwerke der Zisterzienser direkt im Modell zum Leben. Virtuelle Info-Punkte liefern interessante Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Orten und ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Zisterzienser.
Das digitale Angebot der Cisterscapes-App eröffnet außerdem den Zugang zu 16 weiteren zisterziensisch geprägten Kulturlandschaften in fünf europäischen Ländern. Besonders für die jüngere Generation bietet die digitale Darstellung eine neue, anschauliche Art, sich mit dem kulturellen Erbe der Zisterzienser auseinanderzusetzen. So leistet das Projekt einen Beitrag dazu, das historische Wissen zu bewahren und das Bewusstsein für den Wert dieser Kulturlandschaften zu fördern.
Die Zisterzienser, die im Mittelalter auch als "Gärtner Gottes" bekannt waren, prägten mit ihrem Wissen und ihren Idealen die umgebenden Landschaften. Sie legten großen Wert auf Weltabgeschiedenheit und eigenständiges Arbeiten und gestalteten die ihnen anvertrauten Landstriche mit nachhaltigen Anbaumethoden und umfangreichen Bewässerungssystemen. Das Landschaftsmodell macht das Leben und Wirken der Zisterzienser auf zugängliche Weise erlebbar und zeigt, wie die Mönche durch ihre kluge Landschaftsgestaltung die Landwirtschaft revolutionierten und Spuren hinterließen, die bis heute sichtbar sind.
17 Partner aus fünf Ländern vereint
Die Umsetzung des Modells wurde von der LEADER-Aktionsgruppe Regionalentwicklung Badisch-Franken e.V. gefördert, die damit regionale Innovationskraft, interkommunale Zusammenarbeit und den Tourismus stärkt. Geplant wurde das Modell im Rahmen des Netzwerks Cisterscapes, das 2019 in Kloster Ebrach (Landkreis Bamberg) gegründet wurde und heute 17 Partner aus fünf Ländern vereint.
Koordiniert vom Landkreis Bamberg, verfolgt das Netzwerk das Ziel, die landschaftsgestaltenden Beiträge der Zisterzienser europaweit sichtbar zu machen. Das Europäische Kulturerbe-Siegel, das Cisterscapes im April 2024 in Antwerpen erhielt, würdigt die Bedeutung des Netzwerks und soll langfristig zur Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste führen.
Zur feierlichen Einweihung des Modells fand in den Räumen der Klosteranlage auch eine Sitzung des Cisterscapes-Lenkungskreises statt. Gemeinsam besichtigten die Gäste aus den Partnerklöstern die Klosteranlage, die Gamburg und den Archivverbund Main-Tauber und zeigten sich beeindruckt von den reichen historischen Schätzen der Region.