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STUTTGART
Kleiner, höher, billiger
Umstritten: Gegner des Nationalparks Schwarzwald demonstrieren in Stuttgart vor dem Ausweich-Landtag im Vorfeld der Landtagsberatung zum Nationalpark-Gesetz. Die CDU-Landtagsfraktion hat ihre Ideen für einen Nationalpark im Schwarzwald vorgestellt.
Foto: DPA | Umstritten: Gegner des Nationalparks Schwarzwald demonstrieren in Stuttgart vor dem Ausweich-Landtag im Vorfeld der Landtagsberatung zum Nationalpark-Gesetz.
lsw
 |  aktualisiert: 18.11.2013 17:33 Uhr

Ein Nationalpark ist kleiner und billiger zu haben als von Grün-Rot geplant – da ist sich die CDU-Fraktion sicher. Ihr „Bürgernationalpark“ sei aber eine „Mogelpackung“, schallt es zurück.

Kleiner, höher und billiger – die CDU-Fraktion hat am Montag ihre Ideen für einen Nationalpark im Schwarzwald vorgestellt. Man wolle einen Nationalpark, der von den Bürgern entwickelt und nicht von der Landesregierung diktiert werde, sagte Fraktionschef Peter Hauk in Stuttgart. Mit Vertretern der Interessengemeinschaft „Unser Nordschwarzwald“ und der Sägeindustrie legte er einen Zehn-Punkte-Plan zu einem „Bürgernationalpark“ vor. Der zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) sprach postwendend von einer „Mogelpackung“, Naturschützer vom „Mauschelpark“.

Der von der CDU vorgeschlagene Park wäre mit 5000 bis 6000 Hektar nur gut halb so groß wie der von Grün-Rot geplante. Nach Angaben des Landes ist jedoch eine Größe von mindestens 10 000 Hektar nötig, um auf europäischer Ebene als Nationalpark anerkannt zu werden. Hauk hingegen beteuerte, über eine geringere Größe könne das Land autonom entscheiden. Es brauche das Benehmen mit dem Bund, nicht das Einvernehmen. Das habe ihm Bundesumweltminister Peter Altmeier (CDU) telefonisch versichert. Bei der Mindestgröße von 10 000 Hektar handele es sich um eine Empfehlung des Bundesamts für Naturschutz.

Laut Hauk soll der Nationalpark strikt mit den Bürgern vor Ort entwickelt werden. Sprich: Keiner werde zum Mitmachen gezwungen. Mit vier Millionen Euro jährlichen Kosten werde er auch günstiger.

Im Wesentlichen könne der CDU-Park auf Gelände oberhalb von 900 Metern begrenzt werden, vor allem um der Sägeindustrie entgegenzukommen. Die Hochlagen sind weniger ertragreich. Auch stünden dort die für die Industrie weniger wichtigen Hölzer, wie Sägewerksbesitzer Johannes Bohnert (Seebach) berichtete. Bonde hält den CDU-Vorschlag für ein Konstrukt, „bei dem zwar Nationalpark draufsteht, aber kein Nationalpark drin ist“. Er sei ein „Scheingebilde, das im Hinterzimmer kurz zusammengemauschelt“ worden sei. Bonde forderte die Mindestgröße von 10 000 Hektar einzuhalten, um angemessenen Natur- und Artenschutz zu gewährleisten. „Die CDU muss sich entscheiden: Will sie einen Nationalpark mit Naturschutz oder nicht?“ Die SPD-Fraktion sprach von „Phantastereien“. Diese seien sachlich falsch, kämen viel zu spät und seien insgesamt irreal. Grün-Rot hatte das Gesetz zum Nationalpark Schwarzwald kürzlich in den Landtag eingebracht, starten soll er bereits Anfang 2014.

„Das auffälligste Merkmal des Hauk-Nationalparks ist, dass es sich nicht um einen Nationalpark handelt.“
Michael Reisser, Landesgeschäftsführer des Umweltverbands BUND.

Das vom Land vorgeschlagene Nationalpark-Gebiet sei mit 10 000 Hektar schon an der unteren Grenze, hieß es beim Naturschutzbund Nabu. „Diese Fläche nochmals zu verkleinern, wäre naturschutzfachlich unsinnig“, sagte Nabu-Landeschef Andre Baumann. Greenpeace sprach von Anbiederung bei der Holz- und Sägeindustrie. „Das auffälligste Merkmal des Hauk-Nationalparks ist, dass es sich nicht um einen Nationalpark handelt“, sagte Michael Reisser, Landesgeschäftsführer des Umweltverbands BUND.

Die Fläche sei auch für sinnvollen Naturschutz nicht groß genug. Zudem habe die CDU nicht bemerkt, „dass es im Nordschwarzwald keine zusammenhängende Fläche dieser Größe gibt, die über 900 Metern Höhe liegt“. Minister Bonde sprach von „Inselchen“, die keinen Nationalpark bilden könnten. Der von Grün-Rot geplante Vorschlag erstreckt sich über zwei Teilgebiete. Lob bekam die CDU von der FDP-Fraktion: Der Vorschlag komme dem Anliegen der Liberalen näher, einen Nationalpark nur mit Unterstützung der Bürger einzurichten. Nach wie vor lehne man einen Nationalpark im Nordschwarzwald aber ab, da ein ökologischer sowie ökonomischer Nutzen nicht ersichtlich sei, sagte Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Er sei auch zu teuer und mit Schulden finanziert.

 
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