
"Voraussetzung ist für mich das Interesse am Job, das Interesse an der Elektrik. Ohne Interesse kann man keinen Beruf ausüben", ist Klaus Weiter überzeugt. Dass jemand zu einer Ausbildung aus seinem Umfeld "genötigt" werde, helfe keinem weiter, weder dem Auszubildenden, noch dem Unternehmen, denn beide Parteien seien irgendwann gefrustet. Der Inhaber der Elektrotechnik Weiter GmbH & Co. KG in Tauberbischofsheim ist der Ansicht, dass man deshalb schon früh in der Erziehung ansetzen und Kindern und Jugendlichen bereits in der Schule und zuhause das Handwerk näherbringen müsse, so entstünde meist beim spielerischen Ausprobieren das Interesse am handwerklichen Arbeiten. Oder die Person wisse dann eben, dass der Bereich nicht für die eigene Berufswahl infrage komme, das sei auch viel wert.
Klaus Weiters Betrieb ist an diesem Tag Ort eines Pressegesprächs, zu dem die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim eingeladen hat, um die Ausbildungsmarktbilanz für das Berichtsjahr 2022/23 vorzustellen. Neben Klaus Weiter sprachen Stefan Schubert, der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit, Silke Ortwein, Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes Heilbronn-Franken, und Miriam Deschner vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur miteinander über die Ausbildungsmarkt-Entwicklung innerhalb des Main-Tauber-Kreises und des gesamten Agenturbezirks Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.

Stefan Schubert erklärte, dass man anhand des Beispiels eines Betriebes, wie ElektroTechnik Weiter einer sei, die schwierige Situation auf dem Ausbildungsmarkt griffig machen wolle. Es zeige sich zunehmend, "der Ausbildungsmarkt ist ein starker Bewerbermarkt". Auf einen Bewerber kommen zwei Stellen. Aus Sicht der Jugendlichen sei das anscheinend optimal, sie hätten Auswahl. Für die Unternehmen allerdings nicht, denn sie würden ausbilden wollen und händeringend nach jungen motivierten Menschen suchen.
Viele steigen ungelernt ins Berufsleben ein
Ein besorgniserregender Trend sei überdies die gestiegene Tendenz, dass "nicht Wenige ungelernt ins Berufsleben einsteigen." In Deutschland gebe es 2,46 Millionen Menschen, die zwischen 20 und 34 Jahren keine Berufsausbildung hätten, fügte Silke Ortwein an: "Das können wir uns als Gesellschaft und für die Wirtschaft nicht leisten." Die Fachkräfte würden fehlen. Hinzu käme, dass die Abbrecherquote in der Ausbildung hoch wie nie sei, die Gründe dafür wären vielfältig.
Klaus Weiter kann die Trends bestätigen: Er berichtete von einem Anstieg der Bewerbungen für ungelernte Hilfsjobs, Quereinsteigerstellen und vielen Leiharbeiter-Anfragen aus der kriselnden Baubranche. "Für viele ist so ein Job ausreichend, Hauptsache Geld verdienen." Es fehle aber bei vielen ein Engagement von innen heraus, eine "Hands-on-Mentalität" – "viele davon wollen Befehlsempfänger sein, keine Verantwortung tragen", so sein Eindruck.
Ein dagegen für ihn sehr erfreuliches Beispiel sei sein derzeit einziger Auszubildender Michael Tartaglia (18), der seit zwei Jahren eine Industrie-Schaltschrankbaulehre absolviere. Der junge Mann sei aufgeschlossen und quirlig. Künftig möchte Klaus Weiter seine Ausbildungsstellenanzahl erhöhen, ist aber noch vorsichtig. "Ich möchte den Auszubildenden ja die Möglichkeit zur Übernahme geben." Momentan sichte er Bewerbungsunterlagen, hat sich aber noch nicht entschlossen.
Häufig fehlt es an Lob und Tadel
Eine aktive Ansprache, ein Werben um die Jugendlichen, das habe er noch nicht gebraucht. Bisher kamen die Bewerbungen durch Kontakte, Kundenaufträge und ehemalige Praktika auf seinen Tisch. Sollte das nötig werden, wolle er seine Social Media-Aktivitäten ausweiten. In der Diskussion um die "Generation Z" merkte Klaus Weiter an, fehle es häufig von Arbeitgeberseite an "Lob und Tadel", er habe das selbst in seiner Angestelltenzeit erlebt. Trotz vieler Herausforderungen sei das deutsche Ausbildungssystem gut, so Stefan Schubert. Große Aufgabe sei, die Wertigkeit und Vorteile der Ausbildung besser in der Öffentlichkeit herauszustellen.
ElektroTechnik Weiter
