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KARLSRUHE
Klang als Medium der Kunst
3000 Lautsprecher: Vor dem Karlsruher Zentrum für Kunst uns Medientechnologie (ZKM) wird am Donnerstag das Kunstwerk „Temple“ von dem Künstler Benoit Maubrey aus dem Jahr 2012 gezeigt. Dieses ist Teil der Ausstellung „Sound Art. Klang als Medium der Kunst“, die vom 17. März an zu sehen ist.
Foto: Uli Deck | 3000 Lautsprecher: Vor dem Karlsruher Zentrum für Kunst uns Medientechnologie (ZKM) wird am Donnerstag das Kunstwerk „Temple“ von dem Künstler Benoit Maubrey aus dem Jahr 2012 gezeigt.
lsw
 |  aktualisiert: 15.03.2012 18:01 Uhr

Wer unter dem Metallgestell mit künstlichem Regen hindurchgeht, dem prasseln die Tropfen hübsche Lieder auf den Schirm. „I am singing in the rain“ etwa, und wer dabei tanzt, bekommt ein paar Takte extra. Die Installation von Paul DeMarinis gehört zu den Attraktionen der Ausstellung „Sound Art“, mit der das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) dem „Klang als Medium der Kunst“ nachspürt. Sie ist vom 17. März bis zum 6. Januar 2013 zu sehen.

Für ZKM-Leiter Peter Weibel hat der Ton vor rund 100 Jahren Einzug in die Bildende Kunst erhalten. Das Geräusch, der alltägliche Lärm faszinierte die Künstler. „Alles, was an Tönen nicht den Weg in den Konzertsaal geschafft hat, ist in die Museen abgewandert“, erläutert Weibel. Allerdings gebe es kaum Häuser, die sich auf diese moderne Kunstform eingelassen hätten. „Eigentlich verfügt nur das Centre Pompidou in Paris über eine nennenswerte Sammlung – und wir. Deshalb können auch nur wir eine solche Schau auf die Beine stellen.“

Etwa 150 Kunstwerke hat das ZKM zusammengetragen, vor allem aus Privatsammlungen, 30 wurden extra für die Ausstellung geschaffen. Die Palette reicht von sehr skulpturalen Objekten wie ein mit Nägeln versehenes Klavier von Günther Uecker bis zu „Sound Modulated Light 3“ von Edwin van der Heide. Dabei halten Besucher einen Decoder vor Halogenlampen und empfangen unterschiedliche Geräusche, die wie Nachrichten aus anderen Welten klingen.

Klangkünstler vereinen für Kuratorin Julia Gerlach mehrere Begabungen. Sie sind sowohl Maler oder Bildhauer als auch Komponisten und nicht zuletzt Techniker. Etliche der Werke bestechen durch ihre ausgeklügelte Computertechnik wie die Hör-Bar von Mogens Jacobsen, bei der Flaschen auf eine Bar gestellt werden und dort unterschiedliche Töne oder Tonfolgen erzeugen.

Für Weibel haben die Tonkünstler eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie die Maler, die die Farbe erst von der Form und dann von der Fläche befreien wollten. „Hier spüren wir die Freiheit des Hörens und des Hörers.“ In etlichen Werken wird der Zuschauer und Zuhörer selbst zum Teil der Kunst wie bei „Temple“. Benoit Maubrey hat ihn aus rund 3000 Lautsprechern vor dem ZKM aufgebaut. Über Telefon kann sich jeder dort einwählen und für drei Minuten seine Stimme über den Platz hallen lassen. Allerdings wird jedes Wort aufgezeichnet.

Oft reagieren die Werke auch auf die Besucher. Bereits am Eingang werden Schritte und Gespräche aufgezeichnet und in Licht umgewandelt – übrigens eine häufige Metamorphose in der Ausstellung. Die Inderin Shilpa Gupta hat in einem dunklen Raum Hunderte von Mikrofonen aufgehängt, die zu stöhnen beginnen, sobald sich jemand nähert. Unweit davon hängt ein Schwarm elektronischer Bauteile an der Decke, die beim geringsten Geräusch aufgeregt zu zirpen beginnen.

Eine besondere Herausforderung für die Ausstellungsmacher war, die geräuschvolle Kunst so zu präsentieren, dass es nicht in einer großen Kakophonie endet. „Wir haben zum einen Werke ausgesucht, die nicht durchgängig Geräusche von sich geben“, erläuterte Gerlach. Zum anderen helfen Kopfhörer. Sie bieten auch den Zugang zu etlichen Archiven, darunter rund 80 Dokumente der „unerhöhrten Avantgarde aus Skandinavien“, der ein eigener Ausstellungsteil gewidmet ist.

 
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