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STUTTGART
Kirche schaltet Handymasten ab
Fordert schnellen Ersatz: Frank Linden steht in Stuttgart-Birkach vor der Franziska-Kirche. Der Stuttgarter Unternehmer beklagt sich über schlechten Mobilfunkempfang in seiner Wohnung. Nach seiner Vermutung ist das Funkloch durch den Abbau eines Sendemastes am Turm der Kirche entstanden.
Foto: DPA | Fordert schnellen Ersatz: Frank Linden steht in Stuttgart-Birkach vor der Franziska-Kirche. Der Stuttgarter Unternehmer beklagt sich über schlechten Mobilfunkempfang in seiner Wohnung.
lsw
 |  aktualisiert: 05.03.2013 16:01 Uhr

Die Evangelische Kirche will ihre Gotteshäuser nicht länger für Sendemasten hergeben. Die Verträge mit Mobilfunkunternehmen werden nicht verlängert. Sehr zum Ärger vieler Handy-Nutzer.

Funklöcher für Handys mitten in der High-Tech-Region Stuttgart? Die gibt es. Aber nicht alle sind der speziellen topographischen Lage der Landeshauptstadt geschuldet.

So manches Funkloch hat auch mit der Kirche zu tun, die ihre Gebäude nicht länger als Funkmasten zur Verfügung stellen will – obwohl sie damit lange gutes Geld verdient hat.

„Viele Bürger halten die Strahlungen für gefährlich. Diese Ängste nehmen wir ernst, ob sie nun begründet sind oder nicht“, sagt Hermann Beck, Verwaltungs- und Finanzchef der Evangelischen Kirche Stuttgart.

Die Gesamtkirchengemeinde will die bestehende Zusammenarbeit mit den Mobilfunkanbietern nicht fortsetzen. Und das, obwohl sie dadurch rund 10 000 Euro pro Jahr einnimmt. Für Funklöcher sei die Kirche nicht verantwortlich.

„Wir sind nicht Schuld daran, dass an manchen Stellen ein Funkloch entstanden ist“, sagt Beck. Das sei vielmehr ein Problem der Mobilfunkunternehmen. Ein Problem ist es aber auch für den Stuttgarter Unternehmer Frank Linden. Er ist Kunde der Deutschen Telekom und klagt über schlechten Mobilfunkempfang in Stuttgart-Schönberg.

Seit die Kirche im vergangenen Oktober den Sendemasten von der Franziskakirche nahm, landeten seine Anrufer immer häufiger nur auf dem Band. „The person you have called is temporarily not available.“

Linden ärgert das – vor allem, weil sein Anbieter ihn nicht über mögliche Probleme informiert habe. Aus seiner Sicht gehört ein funktionierendes Mobilfunknetz zur Grundversorgung, zumal es in Deutschland nach Angaben der Bundesnetzagentur inzwischen rund 114 Millionen Handys gibt – und damit mehr Mobilfunkgeräte als Einwohner.

Letzter Vertrag bis 2020

„Das Problem ist die topographische Lage Stuttgarts“, sagt Markus Jodl, regionaler Sprecher der Telekom. Wenn ein Sendemast wegfalle, sei es nicht so einfach, ihn zu ersetzen. „Wir stellen die Sendemasten ja nicht aus Jux und Tollerei an einen bestimmten Ort.“

Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg laut Bundesnetzagentur 8542 solcher Funkanlagenstandorte, wie sie offiziell heißen. In Stuttgart sind es nach Angaben der Stadt rund 600. Sieben davon stehen Beck zufolge derzeit noch auf kirchlichen Gebäuden. Der letzte Vertrag läuft im Jahr 2020 aus. Schätzungen der badischen und der württembergischen evangelischen Landeskirche zufolge ist im Südwesten nur ein sehr geringer Anteil der Kirchengemeinden vertraglich an Mobilfunkunternehmen gebunden. „Unseren Beobachtungen nach kommt es kaum mehr zu Neuabschlüssen“, sagen die Landeskirchen-Sprecher übereinstimmend.

Die Gemeinden würden grundsätzlich eigenständig zwischen dem Anspruch der Menschen auf eine gute Mobilfunkinfrastruktur und der möglichen Belastung mit elektromagnetischen Wellen abwägen.

Für Stuttgart-Schönberg stehe man bereits in Verhandlungen mit einem anderen Standortanbieter, sagt Jodl. Wann der Vertrag abgeschlossen wird und das Funkloch geschlossen werden kann, ist unklar. Den betroffenen Bürgern bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten. Ein Sonderkündigungsrecht gebe es nicht, da ein Mobilfunkvertrag normalerweise nicht für einen bestimmten Ort abgeschlossen wird.

Individuelle Lösung

Linden hat inzwischen eine individuelle Lösung für das Funkloch gefunden.

Er hat seine Anschlüsse auf einen anderen Anbieter umgeleitet. Durch eine Beschwerde beim Vorstand der Telekom hat er erreicht, dass das Unternehmen die Kosten dafür übernimmt.

 
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