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PFORZHEIM
Kinderreich und finanzschwach
lsw
 |  aktualisiert: 11.11.2012 13:55 Uhr

Der Anspruch von Kleinkindern auf einen Betreuungsplatz stellt klamme Gemeinden vor große Probleme. Pforzheim ist besonders gebeutelt, weil dort die Armut auf Kinderreichtum trifft. Jetzt ruht eine Hoffnung auf dem umstrittenen Betreuungsgeld.

Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren sind in Pforzheim Mangelware. Laut Statistischem Landesamt kommt die Kommune gerade mal auf eine Quote von 15 Prozent und zählt damit zu den Schlusslichtern im Südwesten. Die Stadt wird nach eigenen Angaben bis Ende des kommenden Jahres die eigentlich erforderliche Quote von 35 Prozent nicht erreichen. Jetzt hofft sie, dass das umstrittene Betreuungsgeld für Familien, die ihre Kleinkinder nicht in eine Einrichtung schicken, für Entlastung sorgen wird.

Die Gründe für die Misere sind nach Angaben der für Bildung zuständigen Bürgermeisterin Monika Müller vielfältig. So sei die Stadt lange Zeit von falschen Prognosen ausgegangen, die einen Bevölkerungsrückgang vorhersagten. „Doch Pforzheim hat entgegen dem sonstigen landesweiten Trend das besondere Glück, gleichbleibende und sogar steigende Geburtenzahlen zu verzeichnen.“ Zudem hätten sich in den vergangenen zwei Jahren etliche kinderreiche Familien angesiedelt.

Dieser Kinderreichtum stellt die Stadt gleich vor mehrere Schwierigkeiten: Es fehlen nicht nur Plätze in den Kindergärten, sondern auch bei der Schulkindbetreuung. Diese einzurichten, kostet Geld, das die Stadt nicht hat. Sie muss einen harten Sparkurs fahren, denn die Arbeitslosigkeit ist mit mehr als sieben Prozent vergleichsweise hoch. Die Uhren- und Schmuckindustrie, über Jahre Garant für Wohlstand, schwächelt. Zudem lasten noch die Spekulationsverluste aus Derivat-Papieren auf dem Haushalt, in dem ein Schuldenloch von mehr als 80 Millionen Euro klafft.

In den kommenden beiden Jahren will Pforzheim trotzdem rund 360 Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren schaffen, davon 190 für unter Dreijährige. Bis Ende 2013 soll wenigstens eine Quote von 25 Prozent erreicht werden. Aber auch dabei tun sich nach Angaben von Müller Schwierigkeiten auf: Es gibt nicht genug Personal auf dem Markt.

 
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