Eine unterhaltsame, amüsante und zugleich informative Lesung mit dem bekannten Journalisten und Nahostexperten Ulrich Kienzle präsentierte die Buchhandlung Rupprecht in Bad Mergentheim.
Kienzle ist im schwäbischen Markgröningen aufgewachsen – somit gilt er nicht nur als Experte in Nahostfragen, sondern auch in der Frage, was „das Schwäbische“ und „den Schwaben“ ausmache. Seinen Landsleuten widmet er sich deshalb auch in seinem neuen Buch „Kienzle und die 17 Schwaben“.
Es seien zwei Volkstämme, die ihn aus Leidenschaft seit Jahrzehnten faszinierten: zum einen die Araber, zum anderen die Schwaben, meinte Kienzle mit Lesung ironisch humorigem Augenzwinkern. Zurückkehrend zu seinen Wurzeln, die er seinen Angaben zu Folge nie verloren habe – „zuhause spreche ich mit meiner Frau nach wie vor immer noch Schwäbisch“ – hat Kienzle sich in seinem jüngsten Werk auf eine Reise zu besonderen Interviews begeben. Er unterhielt sich mit 17 eigenwilligen prominenten Schwaben, darunter etwa Fredi Bobic, Heiner Geißler, Rezzo Schlauch, Wolfgang Schäuble und Mathias Richling. Dabei standen ebenso wie bei seiner Lesung Fragen wie „Was ist schwäbisch“ im Mittelpunkt. Mit einer gelungenen Mischung aus Reflexion, Tiefsinnigkeit, Identitätsfindung und humorvoller Leichtigkeit ging Kienzle den schwäbischen Eigenheiten auf den Grund.
Dabei räumte er einerseits mit manchen Klischees auf, während er andererseits einige geradezu unterstrich. Wenn man den Schwaben mit seinen (vermeintlich) klischeehaften Eigenschaften verstehen wolle, müsse man sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen, die unter anderem von den Pietisten geprägt worden sei.
„Eines der Hauptprobleme ist, dass die Schwaben einen Minderwertigkeitskomplex haben, während die Bayern ihr ,Mia san mia' pflegen“, meinte Kienzle. Die erste Fremdsprache, die ein Schwabe lerne, sei Hochdeutsch. Dabei ergebe sich eine eigentümliche Sprachkombination, wie Kienzle am Beispiel Jürgen Klinsmann oder der „Seitenbacher“-Werbung amüsant verdeutlichte. Dennoch biete das Schwäbische einige wunderbare Möglichkeiten, auch ohne viele Worte etwas zum Ausdruck zu bringen. So sei es nun einmal die „schwäbische“ Art, mit den Worten „nicht schlecht“ zu loben. Mit feinsinniger Selbstironie berichtete Kienzle in diesem Zusammenhang von einer leisen Kritik einer Mitarbeiterin bei Radio Bremen, er würde niemals Lob aussprechen. So habe er selbst erfahren, wie diese spezielle Art des höchsten Lobes, etwas sei nicht schlecht, bei Nichtschwaben (nicht) ankomme.
Man hätte Kienzle an diesem Abend noch lange zuhören können – so kurzweilig, unterhaltsam und faszinierend servierte er seine Kostproben. Weitere Gelegenheiten dazu bieten sich allen Freunden der Schwaben und des Schwäbischen in Kinzles neuesten Buch „Kienzle und die 17 Schwaben“.
Im Anschluss an die Lesung hatten die Besucher die Möglichkeit, sich von Kienzle die Bücher signieren zu lassen sowie mit ihm ein persönliches Wort zu wechseln.