Durch das Mikrofon ruft Cheftrainer Schlatt den rund 800 Karatekas während der Übungen immer wieder inbrünstig Anweisungen in japanischer Sprache vom Balkon des Tauberbischofsheimer Rathauses zu: "Oss", schallt es von den Sportlerinnen und Sportlern auf dem Marktplatz lautstark zurück, ein Begriff, der vielfältig verwendet wird, doch unter anderem so viel bedeutet wie "Ich habe verstanden." Die vielen Menschen, die im gleichen Bewegungsfluss ihre Karate-Übungen ausführen, boten eine beeindruckende und außergewöhnliche Kulisse an diesem Abend in Tauberbischofsheim. Und man versteht, dass für diese Menschen Karate mehr ist als eine japanische Kampfsportart, sondern eher eine Einstellung im Leben. "Das gab Gänsehaut", lobten Teilnehmenden und auch Zuschauende Richtung Schlatt, nachdem er den Flashmob beendet hatte.
Die rund 20-minütige Sport-Veranstaltung war Teil des "Kata-Spezial", eine Art verlängertes Karate-Wochenende, das zum vierten Mal in Tauberbischofsheim stattgefunden hat. Die Stadt Tauberbischofsheim sowie das Ryôzanpaku-Dôjô Tauberbischofsheim in Verbindung mit dem Ryôzanpaku-Dôjô Wertheim und dem Tatst-no-Miya Dôjô Distelhausen hatten dazu eingeladen. Zwischen dem 9. und 12. Mai kamen wieder einmal einige 100 Teilnehmende und Großmeister, darunter der Trainer Tatsuya Naka, in die Stadt, um gemeinsam in den Hallen teils öffentlich zu üben. Untergebracht waren die Sportlerinnen und Sportlerinnen und ihre Mitreisenden in der Region in Hotels, Pensionen, privaten Unterkünften und in Gastfamilien. Einige reisten auch mit dem eigenen Wohnmobil an.
Das "Kata–Spezial" sei ein enormer Aufwand, erklärt Schlatt, eigentlich Erhard Götzelmann, doch unter diesem Namen spricht ihn fast niemand an. Der Leiter der Karateabteilung des TSV Tauberbischofsheim und des TV Wertheim ist in der Karatewelt bestens vernetzt und bekannt. Zwei Jahre sei man nun erneut in der Planung gewesen, sagt er im Rahmen der Veranstaltung. Man sei regelmäßig zusammengesessen und habe alles vorbereitet, um die Gäste aus aller Welt in Tauberbischofsheim willkommen zu heißen. "400 Arbeitsschichten je vier Stunden fallen an, ohne Fremdhilfe durch Familienmitglieder, andere Abteilungen und weitere Karatevereine wäre so eine große Aktion gar nicht möglich", bedankt sich Schlatt für die Unterstützung, die er und die Karateabteilungen für das Event von vielen Seiten erhalten haben. Schlatt war froh, als es dann endlich losging und er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Kata-Spezial" begrüßen und aktiv werden konnte. Auch die Stadt Tauberbischofsheim freute sich über die wiederholte Organisation des "Kata-Spezial" und richtete einen Empfang im Rathaussaal aus.