Sie leben ihren Traum. Und das schon seit 20 Jahren. 2003 gründeten 14 Petrijünger in Grünsfeld einen Verein, um ihrem Hobby in Gemeinschaft nachzugehen. Das 20-jährige Bestehen des Seevereins feiern die Angler jetzt mit einem zweitägigen Fest am See.
„Aus einem Jux wurde Realität“, erzählt Thomas Spang augenzwinkernd. Als Schriftführer hat er einen Überblick über die Vereinsgeschichte. In der Silvesternacht 2002 sei die Idee geboren worden, einen Angelverein zu gründen. Trotz anfänglicher Skepsis habe man das Vorhaben beharrlich weiterverfolgt. Schließlich trafen sich am 17. April 2003 „14 Angler und solche, die es werden wollen“ in der Musikkneipe Jägerhaus, „um eine Vision zu verwirklichen“. Der Seeverein wurde ins Leben gerufen und der Eintrag ins Vereinsregister beschlossen.
Eineinhalb Jahre ohne See
Eineinhalb Jahre waren die Angelfreunde aber ein Verein ohne See. „Wir mussten manchen Spott ertragen“, berichtet Vorsitzender Stephan Landwehr. Sogar in der Fastnacht war der Seeverein ohne See damals Thema. Die „Schorrensänger“ träumten in der Prunksitzung von „Bad Grünsfeld“ und hatten schon einen Werbeslogan entwickelt: „Morgens Fango, abends Tango“.
Dass sich die Realisierung des Angelgewässers hinzog, lag an der Standortwahl. Einen geeigneten Platz für einen See zu finden, war nicht so einfach. Das zunächst ins Auge gefasste Gelände „Am breiten Steg“ beim ehemaligen Lagerhaus musste wegen ungünstiger Bedingungen verworfen werden. In Richtung Grünsfeldhausen wurde man schließlich fündig. Beim so genannten „Judenbrünnlein“ stimmten die Voraussetzungen. Eine saubere und ausreichend Wasser führende Quelle kann einen See speisen, und ganz in der Nähe fließt der Grünbach vorbei.
Badesee nein, Angelsee ja
Kurioserweise war an der Stelle schon einmal ein See geplant gewesen. Das Flurbereinigungsverfahren in den 70er Jahren sah dort einen Badesee vor. Damals hatten die Behörden hatten allerdings etwas dagegen und verweigerten die Genehmigung. Gegen einen Angelsee gab es keine Einwände.
Im Oktober 2005 war es dann soweit. Die Bagger rollten an. Innerhalb von elf Tagen hoben sie rund 9500 Kubikmeter Boden aus. „Die Erde war aufgrund der guten Qualität sehr gefragt“, weiß Stephan Landwehr noch. 105 Tage benötigte es, um den See anschließend mit Wasser zu füllen. Am Fahrradweg entstand somit letztlich auf einem Gelände von etwa 85 auf 120 Metern ein See mit einer Wasserfläche von mehr als 7000 Quadratmetern und einer Wassertiefe von 2,50 Metern.
Unterstützung durch die Stadt
„Bürgermeister Alfred Beetz und die Stadtverwaltung haben uns damals sehr unterstützt“, sagt Landwehr. Die Kommune habe sich bei den Planungen eingeschaltet und bereiterklärt, Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Auch finanziell griff man dem Verein unter die Arme. Als es später darum ging, eine Fischerhütte und einen Geräteschuppen zu errichten, habe die Gemeinde ebenfalls geholfen.
„Wir sind mit großer Euphorie ans Werk gegangen“, sagt Thomas Spang. Nach und nach haben die Angelfreunde in zahllosen Stunden das Gelände rund um den See hergerichtet. Sie haben Rasen gesät, Sträucher gepflanzt und eine Blumenwiese angelegt. Der See hat sich auf diese Weise zu einem Naturjuwel entwickelt. Flora und Fauna gedeihen prächtig. Zwölf unterschiedliche Fischarten haben die Petrijünger im See gezählt. Eisvogel, Kleiber und Buntspecht sind auch schon gesichtet worden.
See ist mittlerweile ein Biotop
Kein Wunder, dass das Naherholungsgebiet Besucher aus nah und fern anlockt. „Von unserer innovativen Idee profitieren nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern die gesamte Bevölkerung und alle Naturliebhaber“, betont Stephan Landwehr. Auch die Kommune habe ihren Nutzen. Das Gelände darf sie sich als ökologische Ausgleichsfläche anrechnen lassen.
Getrübt wird die Freude inzwischen vom Biber. Er gräbt sich regelmäßig durch den Damm zwischen Grünbach und Angelsee. „Der Wasserverlust bedroht das Ökosystem des Sees“, sagt Stephan Landwehr. Alle bisher ergriffenen Maßnahmen seien wirkungslos geblieben. Deswegen ist als Nächstes geplant, eine 30 Meter lange, drei Meter in die Tiefe reichende Betonmauer in die Uferböschung einzulassen. Es werde sich zeigen, ob das hilft.
Verein hat 119 Mitglieder
Im Jubiläumsjahr zählt der Seeverein 19 aktive und 100 passive Mitglieder. Die Jahresversammlung bestätigte vor wenigen Monaten den Vorstand im Amt bestätigt. Stephan Landwehr und Günther Weiß stehen weitere drei Jahre an der Spitze des Seevereins.
Das 20-Jährige begehen die Angelfreunde mit einem zweitägigen Fest am See. Beginn ist am Sonntag, 30. Juli, um 10 Uhr und am Montag, 31. Juli, um 15 Uhr. Im Angebot sind Grillspezialitäten und Steckerlfisch. Auf der Terrasse der Seehütte ist eine Kaffeebar eingerichtet. Alois Kuhn bietet Kutschfahrten an.