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Distelhausen
Josef Neuser - die Erfolgsgeschichte des fast vergessenen Kunstschmieds aus Distelhausen
Josef Neuser an seinem 40-jährigen Geschäftsjubiläum in seiner Kunstschmiede. 
Foto: Marchiwum | Josef Neuser an seinem 40-jährigen Geschäftsjubiläum in seiner Kunstschmiede. 
Uwe Büttner
 |  aktualisiert: 15.08.2024 02:56 Uhr

Mit dem Pariser Tor, das mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde, begann der sensationelle Aufstieg eines heute fast vergessenen Kunstschmiedes. In diesem Jahr jährt sich sein Geburtstag zum 160. Mal. Anton Josef Neuser wurde am 4. November 1864 in Distelhausen geboren. In der Schmiede von Michael von Stetten in direkter Nachbarschaft zur Brauerei Ernst Bauer erlernte er das Handwerk des Schmiedes. Im Alter von 22 Jahren ging er nach Mannheim und arbeitete bei Schlosser Andreas Kuchenmeister. Danach ging er auf Wanderschaft nach Köln und Düsseldorf und kehrte schließlich 1892 nach Mannheim zurück.

Im selben Jahr gründete er in Mannheim seinen ersten Betrieb. Die hervorragende Arbeit des Betriebes sprach sich schnell herum und so erhielt Josef Neuser zahlreiche Aufträge aus öffentlicher Hand. Um die Jahrhundertwende beschäftige Neuser bereits 30 Gesellen und 30 Auszubildende.

Im Jahr 1899 erhielt er von der Stadt Mannheim den Auftrag, für die Weltausstellung in Paris das vier Meter breite und sechs Meter hohe "Pariser Tor" mit einem Gesamtgewicht von 4800 Kilogramm nach den Entwürfen des Karlsruher Professors Hermann Götz herzustellen. Für die hervorragenden Arbeiten erhielt er bei der Weltausstellung Paris eine Goldmedaille. Im Jahr 1920 wurde das Tor schließlich am Haupttor der städtischen Klinik, der heutigen Universitätsklinik, eingebaut. Davor wurde es noch erweitert und mit dem Stadtwappen der Stadt Mannheim versehen.

Neuser hatte drei Werkstätten und über 100 Mitarbeiter

Der Betrieb von Josef Neuser wurde über die Jahre ständig vergrößert, insgesamt hatte er zwei Werkstätten in Mannheim und eine in Ludwigshafen mit über 100 Mitarbeitern. Die Firma war in Baden, Württemberg und im Elsass tätig und lieferte sogar bis nach Russland. Am 1. September 1932 feierte Josef Neuser sein 40-jähriges Betriebsjubiläum in seinem Hauptbetrieb in der Merzelstraße 23.

Grabkreuz des 1894 verstorbenen Vaters in der Wolfgangskapelle in Distelhausen
Foto: Uwe Büttner | Grabkreuz des 1894 verstorbenen Vaters in der Wolfgangskapelle in Distelhausen

Den Kontakt zu Distelhausen hielt er mit Briefen an seine Schwester Agnes aufrecht. Erst nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1894 kam Josef Neuser wieder nach Distelhausen, um dort eines seiner schmiedeeisernen Kreuze aufzustellen. Mit dabei waren seine Frau Auguste und seiner Tochter Klara, um Neusers Geburtsort zu sehen. Sie besuchten seine Schwester Agnes und die Bäckerei Neuser. In den folgenden Jahren besuchte er immer wieder seine Schwester in Distelhausen.

Einige seiner geschaffenen Kunstwerke erinnern noch heute an den Schmied

Josef Neuser ist am 7. August 1952 in Mannheim verstorben und wurde am 11. August 1952 auf dem Hauptfriedhof in Mannheim beigesetzt. In seinem Kondolenzschreiben an die Tochter von Josef Neuser würdigte der damalige Mannheimer Oberbürgermeister Hermann Heimerich die Verdienste von Josef Neuser und versprach sein Andenken stets in Ehren zu halten. Heute ist er fast vergessen, doch einige seiner geschaffenen Kunstwerke erinnern noch heute an einen begabten und erfolgreichen Schmied mit Wurzeln in Distelhausen.

Bis zur Renovierung der Wolfgangskapelle in Distelhausen in den 1970er Jahren befanden sich noch zwei Grabkreuze, die Josef Neuser für seinen Vater und seinen Onkel angefertigt hatte, an der Wolfgangskapelle. Einem beherzten Verwandten ist es zu verdanken, dass diese heute noch erhalten sind. Sie fristeten jahrelang ein Schattendasein in einem Keller in Distelhausen. Vor ein paar Jahren wurden die beiden schmiedeeisernen Kreuze in der Wolfgangskapelle aufgestellt und mit einer Gedenktafel versehen. Leider sind auf dieser Tafel falsche Lebensdaten zu lesen.

 
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