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STUTTGART
Jazz-Trompeter mit Zeichenstift
Jazzmusiker Herbert Joos       -  Er wird mit dem Landesjazzpreis ausgezeichnet: Der Stuttgarter Jazzmusiker Herbert Joos bekommt als erst dritter Musiker in Baden-Württemberg den „Sonderpreis für das Lebenswerk“, verbunden mit 10 000 Euro.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa | Er wird mit dem Landesjazzpreis ausgezeichnet: Der Stuttgarter Jazzmusiker Herbert Joos bekommt als erst dritter Musiker in Baden-Württemberg den „Sonderpreis für das Lebenswerk“, verbunden mit 10 000 Euro.
dpa
 |  aktualisiert: 26.01.2017 03:53 Uhr

Louis Armstrong, Miles Davis, Chet Baker – es sind die üblichen Verdächtigen, die Herbert Joos als seine Idole im Jazz nennt. „Das ist meine Musik. Das wollte ich machen“, erzählt der 76-Jährige von seiner Zeit in Karlsruhe, in der er Feuer fing. Für den Jazz, für die Trompete.

An diesem Freitag wird Herbert Joos mit dem Landesjazzpreis ausgezeichnet. Als dritter Musiker in Baden-Württemberg bekommt er den „Sonderpreis für das Lebenswerk“, verbunden mit 10 000 Euro. Für den Abend hat Joos eigens die Großkomposition „Change of Beauty“ geschrieben.

Der Bassist Eberhard Weber hat ihn bekommen, der legendäre Pianist Wolfgang Dauner ebenfalls. Und nun Herbert Joos. „Ich war eigentlich nicht an der Reihe“, sagt der bullige Mann mit den grauen Locken bescheiden. Dabei gilt auch er als einer der bedeutendsten Musiker des modernen deutschen Jazz'. „Seine unverwechselbare Klangsprache hat ihn zu einem weltweit anerkannten Künstler gemacht hat“, sagt Kunststaatssekretärin Petra Olschowski, die Joos den Preis im Theaterhaus überreichen wird.

Herbert Joos Herbert wurde am 21. März 1940 in Karlsruhe geboren. Dort studierte er später auch Kontrabass an der Hochschule für Musik, erhielt Trompetenunterricht. Der volle und warme Trompetenton wurde sein Markenzeichen. Auch dem Flügelhorn nahm er sich an und entdeckte sogar das Alphorn für sich. Joos spielt die meisten Blechblasinstrumente.

Mitte der 1960er Jahre schloss er sich dem „Modern Jazz Quintett Karlsruhe“ an. Die Fächerstadt galt damals ein Zentrum des avantgardistischen Jazz in Deutschland. Weber und Dauner traten schon damals in sein Leben. Erste Solo-Aufnahmen folgten. Sie tragen Titel wie „The Philosophy of the Flügelhorn“, „Still Life“ oder „Day-break/The dark side of Twilight“. Seinen Wechsel nach Stuttgart begründete er mit dem Satz „Auf der Szene war mehr los“. Anerkennung erfuhr er im legendären „Vienna Art Orchestra“, dessen Mitglied er seit den 1980er Jahren drei Jahrzehnte lang war. Sein musikalisches Schaffen umfasst nach Angaben des Landes an die 120 Einspielungen, darunter rund 20 unter eigenem Namen.

Joos machte sich aber auch als Zeichner einen Namen. Und was zeichnet einer wie er? Musiker. Jazzmusiker natürlich. Seine Werke schmücken die Titelseiten von Jazz-Zeitschriften und Kalendern. Zahlreiche CD-Covers werden von ihm gestaltet. In seiner Wohnung mit Blick in den Stuttgarter Westen stapeln sich Schallplatten, CDs, Bücher. Dazwischen hängen, liegen und stehen etliche Trompeten. Und afrikanische Holzskulpturen. „Teils Kitsch von Flohmärkten“, wie er sagt. Eine Sammelleidenschaft. Und am übervollen Regal hängt ein Zeitungsartikel. Überschrift: Arme Jazzmusiker. Von 1400 befragten Jazzmusikern gaben knapp 70 Prozent an, mit Auftritten und Musikunterricht weniger als 12 500 Euro im Jahr zu verdienen, steht dort. „Für den Jazz wird generell zu wenig getan“, sagt der Meister. So gesehen seien seine Helden eigentlich nicht nur Armstrong oder Davis, „sondern jeder, der mit 60 noch dabei ist – beim Jazz“.

 
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