Der Main-Tauber-Kreis sieht die Frankenbahn, Tauberbahn und Maintalbahn als überaus wichtige Verkehrsinfrastruktureinrichtungen an. Sie werden für den Schüler- und Freizeitverkehr sowie von Berufspendlern genutzt. Immer wieder ist es in jüngerer Zeit zu erheblichen Verspätungen und Zugausfällen gekommen. Landrat Reinhard Frank hat sich deshalb an die Deutsche Bahn (DB) in Berlin gewandt und die kritischen Themen angesprochen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts.
Im Antwortschreiben des DB-Konzernbevollmächtigten für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, werden vielversprechende Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung des Bahnangebotes angekündigt. Sie sollen die Franken-, Tauber- und Maintalbahn fit für die Zukunft machen.
Frankenbahn
Sehr bedauert werden die Zugausfälle und -verspätungen beim Unternehmen Go Ahead, schreibt der Konzernbevollmächtigte. Go Ahead wurde durch das Land mit den Regionalexpress-Zügen auf der Frankenbahn-Strecke Stuttgart-Würzburg beauftragt. Hier wurde nun nachgesteuert. Einige der von Go Ahead zu erbringenden Verkehrsleistungen wurden temporär auf die DB zurückübertragen. Dies führt zu einer zuverlässigen Fahrplanabwicklung.
Krenz schreibt weiter, dass die Regionalbahn zwischen Osterburken, Lauda und Würzburg weitestgehend fahrplanmäßig verkehrt. Bezüglich des Regionalbahn-Taktes wird sich Landrat Frank erneut an die DB wenden. Er möchte darauf drängen, dass der zwischen Würzburg, Lauda und Osterburken durch den Main-Tauber-Kreis mitfinanzierte Regionalbahntakt insgesamt auf die zunächst vereinbarten drei Probejahre ausgedehnt wird.
Bisher ist die DB Regio Bayern nur für die Jahre 2020 und 2021 in die Pflicht genommen worden. "Für das dritte Jahr unseres vereinbarten Probebetriebs steht in Bayern eine Ausschreibung an. Hier sollte der Regionalbahntakt von Würzburg über Lauda nach Osterburken auf jeden Fall mitberücksichtigt werden", ergänzt Dezernent Jochen Müssig vom Landratsamt Main-Tauber-Kreis. Die Ausschreibung wird die Bayerische Eisenbahngesellschaft durchführen.
Haltepunkt Zimmern
Für die Stabilisierung des Zugverkehrs auf der Frankenbahn plant die Bahn bis 2022 die Modernisierung der Stellwerkstechnik zwischen Osterburken, Möckmühl und Seckach. Der Verkehr kann dann beschleunigt abgewickelt werden. Im Rahmen des Bahnhofsmodernisierungsprogramms II Baden-Württemberg – das Engagement des Landes – ist bis 2025 der Ausbau der Stationen Gerlachsheim, Grünsfeld und Wittighausen fest vereinbart. Für den Haltepunkt Zimmern zeichnet sich eine Lösung über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) ab.
Wermutstropfen bei diesen Maßnahmen ist die lange Planungszeit, die rund fünf Jahre umfasst. Gleiches gilt für die Beteiligung an den Infrastrukturkosten durch die kommunale Seite. Insbesondere wegen der langen Planungszeit wird Landrat Frank nochmals bei der Bahn und beim Land vorstellig werden. "Wir benötigen eine rasche Umsetzung, damit die Bürgerinnen und Bürger schneller ein besseres Schienenangebot nutzen können", erklärt der Landrat.
Punkte mit Priorität
Im Antwortschreiben des Konzernbevollmächtigten wird auch die vom Land in Auftrag gegebene Studie für den Frankenbahnabschnitt zwischen Osterburken und Heilbronn angesprochen. Hierüber sollen weitere Maßnahmen definiert werden, welche die Strecke zusätzlich stabilisieren können. Unter anderem geht es auch um das Thema Eingleisigkeit bei Möckmühl. "Ich bedaure, dass im Schreiben des Konzernbevollmächtigten die Haltepunkte Königshofen, Boxberg-Wölchingen und Ahorn-Eubigheim im Main-Tauber-Kreis sowie Rosenberg im Neckar-Odenwald-Kreis nicht erwähnt wurden", sagt Landrat Frank. In seinem Dialog mit der Bahn und dem Land werden deshalb diese Punkte mit Priorität angesprochen.
Ziel des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis und der an der Frankenbahn liegenden Städte und Gemeinden ist es, dass auch der Abschnitt zwischen Lauda und Osterburken mit den dortigen Haltepunkten sukzessive auf einen aktuellen Standard gebracht wird. Mittelfristig sollen weitere in diesem Abschnitt liegende Stationen wieder in Betrieb genommen werden.
Maintalbahn und Tauberbahn
Hinsichtlich der Maintal- und der Tauberbahn bestätigt Thorsten Krenz, dass es in jüngerer Vergangenheit immer wieder zu Verzögerungen bis hin zu Zugausfällen gekommen ist. Die Ausfälle haben sich inzwischen ganz entscheidend verringert, da die Westfrankenbahn ihre Zugflotte auf die moderneren Fahrzeuge vom Typ VT642 umgestellt hat.
Kommt es allerdings auf der Tauber- und der Maintalbahn zu einer Störung oder Verspätung, wirkt sich dieses Ereignis auf den gesamten Zugumlauf zwischen Aschaffenburg, Freudenberg, Wertheim, Lauda, Bad Mergentheim und Crailsheim aus. "Das ist wie ein Dominoeffekt, da es an der Maintal- und Tauberbahn zu wenige Ausweichmöglichkeiten gibt, an denen Begegnungszüge schneller aneinander vorbeifahren können", konstatiert Landrat Frank. Aufgrund dieser Situation können Verspätungen kaum aufgeholt werden.
Ausbau der Bahnstation Bestenheid zum Kreuzungsbahnhof
Deshalb wurde im Landratsamt mit Freude registriert, welche Maßnahmen an der Tauberbahn zur Verbesserung der Gesamtsituation geplant sind. Mittelfristig bis 2026 kündigt Konzernbeauftragter Krenz den Ausbau der Bahnstation Bestenheid zum Kreuzungsbahnhof an. "Dann wäre es möglich, dass die Züge nicht mehr im Blockabstand hintereinander herfahren. Vielmehr könnten Begegnungszüge schneller aneinander vorbeifahren, und es würden Verspätungen aufgeholt", erläutert Landrat Frank.
Zudem bestätigt Denis Kollai von der Westfrankenbahn für die kommenden Jahre mehrere Ausbaumaßnahmen. Für 2021 und 2022 ist der Ausbau der Haltepunkte Hochhausen, Dittigheim, Edelfingen, Elpersheim und Satteldorf vorgesehen. 2022/2023 werden die Kreuzungsbahnhöfe Weikersheim und Rot am See auf Vordermann gebracht. Bis 2023 ist der barrierefreie Stationsausbau der Bahnhöfe Markelsheim und Bad Mergentheim eingeplant.
Zurück zum alten Pünktlichkeitswert
"Es bleibt zu hoffen, dass diese Ankündigungen in die Tat umgesetzt werden, möglichst in einem noch kürzeren Zeitfenster", sagt Landrat Frank. Die Tauberbahn ist nach dem Landkreis vorliegenden Meldungen aktuell mit einem Pünktlichkeitswert von 97 Prozent unterwegs. "Ich hoffe, dass sich dieser Wert in den nächsten Monaten noch weiter verbessern wird und stabil einpendelt", erklärt der Landrat. Die erste Bewährungsprobe stehe mit der Wiederaufnahme des Schulbetriebs an.