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Tauberbischofsheim
In eine neue Welt versetzt: Konzert des Grünewald-Orchesters in der Stadthalle
Das Bild zeigt das Grünewald-Orchester mit Dirigent Felix Krüger.
Foto: Ulrich Feuerstein | Das Bild zeigt das Grünewald-Orchester mit Dirigent Felix Krüger.
Bearbeitet von Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 20.02.2023 02:31 Uhr

Musik ist der Schlüssel zu anderen Welten. Entfernungen in Zeit und Raum sind da kein Hindernis mehr. Scheinbar Fremdes wird plötzlich vertraut. Musik weckt Gefühle, spricht die Herzen der Menschen an, verzaubert. Nicht anders erging es jüngst den Zuhörern beim Konzert des Grünewald-Orchesters in der Stadthalle. Unter der Leitung von Felix Krüger kamen Franz Schuberts Sinfonie in C-Dur und das klangvolle „Adagio for Strings“ von Samuel Barber zur Aufführung.

Für den Dichter-Musiker E.T.A. Hoffmann war die Musik „die romantischste aller Künste“. Als maximal wehmütig und damit ausgesprochen romantisch gilt beispielsweise Samuel Barbers „Adagio für Streicher“. Es bietet pure Emotion. Das zart-schmerzliche, betont langsame Klanggewebe, das das Grünewald-Orchester zum Auftakt des Konzertabends mit Barbers „Adagio“ entwarf, schloss den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern eine Welt auf, die, nach Hoffmann, nichts gemein hat mit der äußeren Sinneswelt. „Nach innen geht der geheimnisvolle Weg“, lautet der Wahlspruch der Romantiker. Und so war das Publikum aufgefordert, sich einer „unnennbaren, ahndungsvollen Sehnsucht“ hinzugeben.

Die Reise nach Innen nahm ihre Fortsetzung mit Schuberts Sinfonie in C-Dur. Robert Schumann schwärmte einst von „dem hellen, blühenden, romantischen Leben darin“ und bescheinigte ihr, dass sie „Saiten rege, die sonst nimmer in uns angeklungen haben würden“.

Erst in Auszügen, dann am Stück

Helfer und Mittler auf dieser Reise war Johannes Engels. Der ehemalige Kulturamtsleiter und Vorstandsvorsitzende der Musikalischen Akademie Würzburg erläuterte einfühlsam Schuberts großartiges Werk. Er bediente sich dabei eines didaktischen Kniffs. Seine Erläuterungen illustrierte das Orchester zunächst mit Auszügen aus der Sinfonie, um es im Anschluss am Stück zu präsentieren. Der auf diese Weise instruierte Zuhörer gewann so ein vertieftes Verständnis der Komposition und wusste auch die Leistung von Dirigent Felix Krüger viel besser einzuschätzen.

Der meisterte die Herkulesaufgabe mit Bravour. Schon allein die schiere Dauer ist eine Herausforderung. Mit rund 60 Minuten Spielzeit galt die C-Dur-Sinfonie für viele Jahre als das längste reine Orchesterwerk überhaupt. Was Schumann als „himmlische Längen“ lobte, fanden andere zu lang und zu schwierig. Zu Schuberts Lebzeiten gab es deshalb keine öffentliche Aufführung.

Schon die Eröffnung der Sinfonie war Romantik pur: Wie aus der Ferne erklang der von punktierten Signalrhythmen durchzogene Themenruf der Einleitung zunächst in den Hörnern, blieb auch in den Streichern und Holzbläsern noch im Verborgenen, ehe er plötzlich in strahlender Größe des vollen Orchesters auftauchte. Deutlich waren die Posaunen zu vernehmen. Die Naturerscheinung – darauf wies auch Johannes Engels hin – bekam damit eine feierliche Stimmung.

Finale riss alle und alles mit

Nach der Klanggewalt im ersten Satz stand im zweiten Satz die Melodie ganz im Mittelpunkt – Schubert schrieb ein Lied ohne Worte. Bemerkenswert: der tänzerische, aber irgendwie „düstere“ Rhythmus, der sich unter der Melodie „einnistete“. Die emotionale Betroffenheit mündete im Scherzo des dritten Satzes in trostvollere melodiöse Bereiche, bevor das im stürmischen Galopp dahinjagende Finale alles und alle mitriss.

Von einer ganz neuen Welt, in die die Zuhörenden versetzt wurden, schrieb Robert Schumann über Schuberts Sinfonie. Er werde in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt, um mit einem „holden Gefühl wie nach einem vorübergegangenen Märchen- und Zauberspiel“ daraus hervorzugehen. Treffender kann man die Wirkung der Aufführung in der Stadthalle nicht beschreiben. „Die Welt muss romantisiert werden“, forderte einst Novalis. Das Konzert des Grünewald-Orchesters hat einen Anfang gemacht.

 
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