Dürfen moderne Waffensysteme wie unbemannte Drohnen eingesetzt werden? Wie kann der neue Staat Südsudan unterstützt werden? Was soll eine Klimarahmenkonvention beinhalten? Alles Fragen, die Diplomaten auf internationalem Parkett diskutieren. Oder Schüler wie Helena Hörner und Maike Kölpin. Als Delegierte des Matthias-Grünewald-Gymnasiums nahmen sie an der Konferenz Model-United-Nations Baden-Württemberg (MUNBW) in Stuttgart teil.
Model-United-Nations-Konferenzen (MUNs) sind Planspiele, bei denen die Teilnehmer in die Rolle von Delegierten bei den Vereinten Nationen schlüpfen. In simulierten Gremien wie dem Sicherheitsrat oder der Generalversammlung debattieren die Delegierten über weltpolitische Themen, handeln Kompromisse aus und verabschieden Resolutionen.
Seit 2002 zieht MUNBW weit über 400 Teilnehmer nach Stuttgart und ist damit die größte deutschsprachige Schülersimulation. Im Haus der Wirtschaft wird unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Wirtschaftsministers neben zehn UN-Gremien auch das Gipfeltreffen südostasiatischer Staaten (ASEAN) simuliert. Zudem bereichern Zeitungsteams, in denen Nachwuchsjournalisten das Planspiel begleiten, sowie NGOs und Workshops, ein Rednerabend und ein feierlicher Ball die Konferenzwoche.
Bei den Konferenzen vertritt jeder der Teilnehmer ein Land, in dessen Position er oder sie sich vor der Konferenz eingearbeitet hat. Dabei zählt nicht die persönliche Meinung, sondern es ist das erklärte Ziel, die offizielle Position des zu vertretenden Staates möglichst realistisch wiederzugeben.
Maike Kölpin repräsentierte beispielsweise den Südsudan. Im Vorfeld hatte sie sich über den neuen Staat informiert. Bei der Konferenz versuchte sie, die Interessen „ihres“ Landes zu vertreten und warb um Unterstützung. Helena Hörner agierte im Namen Neuseelands. Sie setzte sich dafür ein, dass die Einsatzbereitschaft für Kernwaffen herabgesetzt wird.
Die Schüler engagierten sich in verschiedenen Gremien und meldeten sich bei Debatten zu Wort. „Wir orientierten uns an einer Geschäftsordnung, die an die echten Regelungen der Vereinten Nationen und die UN-Charta angelehnt ist“, berichtete Maike Kölpin. In informellen Arbeitsphasen wurde zudem im Dialog verhandelt, um gemeinsam Entwürfe für Resolutionen zu erarbeiten. Für Helena Hörner war dies eine wichtige Erfahrung: „Wir lernten nicht nur die Arbeitsweisen der internationalen Politik kennen, sondern trainierten auch rhetorische Fähigkeiten und konnten uns in Verhandlungssituationen erproben“.
Beide Schülerinnen staunten darüber, wie authentisch es bei der Konferenz zuging. „Rund 400 Jugendliche und junge Erwachsene haben ernsthaft hochaktuelle Themen miteinander diskutiert.“ Gleichwohl mussten beide auch eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten anerkennen. „Kleinere Länder haben keinen so großen Einfluss. Die Vetomächte dominieren die Entscheidungen.“