Schülerinnen und Schüler, die in Bildungseinrichtungen häufig Herabsetzungen und Beleidigungen ausgesetzt sind, entwickeln Ängste vor dem Schulbesuch und werden auf Dauer krank davon. Gründe für die Schulangst sind oft Mobbing oder Cybermobbing. Dies wird durch aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der AOK Baden-Württemberg bestätigt. Darüber berichtet die AOK in einer Pressemitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.
Laut dieser Mitteilung sind die Erkrankungen, die unmittelbar auf Schulangst zurückzuführen sind, in Baden-Württemberg von 2017 bis 2021, bei den AOK-Versicherten zwischen sechs und 19 Jahren, jährlich um 6,61 Prozent gestiegen. Fachleute rechnen mit einer sehr hohen Anzahl von Personen, die nicht in Behandlung waren, aber erkrankt sind.
Waren im Jahr 2017 im Land noch 8987 heranwachsende AOK-Mitglieder wegen Schulangst beim Arzt, so stieg die Zahl bis 2021 auf 11.839. Auffallend ist der starke Anstieg bei den Mädchen um 10,29 Prozent jährlich. Im Main-Tauber-Kreis erhöhten sich die Behandlungszahlen von 369 im Jahr 2017 auf 547 im Jahr 2021. Im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen Hohenlohe (172 Fälle) und Schwäbisch Hall (272 Fälle) ist dies ein extrem hoher Wert. Viele der Schulangst-Erkrankungen sind die Auswirkungen von Mobbing-Erfahrungen der Betroffenen. Die Folgen von Mobbing sind vielfältig und schwerwiegend. Sie umfassen – neben akademischen Leistungseinbußen und Schulvermeidung – erhöhte Risiken für Depressivität, Suizidalität und psychosomatische Beschwerden.
Mobbing macht psychisch krank
Studien weisen darauf hin, dass Mobbingerfahrungen zu den führenden Risikofaktoren für psychische Erkrankungen gehören. Cybermobbing – die Diffamierung und Beleidigung von Menschen im Internet – spielt in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Sandra Goal, Psychologin bei der AOK Baden-Württemberg: "Es gibt etwa 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland, die bereits mindestens einmal Opfer eines Cybermobbing-Angriffs wurden."
Durch Cybermobbing wird die Lebensqualität der Opfer erheblich eingeschränkt. "Als Folgen sind belegt: psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Bettnässen, gestörtes Essverhalten sowie Gefühle der Hilflosigkeit und Trauer", sagt Goal. Weiter sorgen die Angriffe für ein verringertes oder negatives Selbstwertgefühl, sozialen Rückzug, Isolation, Beziehungsprobleme, Leistungsabfall in der Schule bis hin zu Meidung der Schule oder des Arbeitsplatzes. Dies geht einher mit emotionalem Leid, erhöhtem Depressionsrisiko, verstärktem Angsterleben und selbstverletzendes bis hin zu suizidalem Verhalten.
Opfer ernst nehmen, Vorfälle melden
Sollten Eltern, Freunde oder Lehrkräfte den Verdacht haben, dass Mobbing stattfindet, sollten sie unmittelbar darauf reagieren und signalisieren, dass eine Grenze überschritten wurde. Die Opfer sollten in jeder Phase ernst genommen und unterstützt werden. Bei Cybermobbing bieten die "Melde-Button", den die meisten Social-Media-Kanäle haben, eine erste Möglichkeit, einzuschreiten. Über diese können Jugendliche, ihre Eltern oder auch Dritte Profile und Vorgänge melden, die gegen einen respektvollen Umgang auf diesen Plattformen verstoßen. Werden Jugendliche per Handy-Chat beleidigt, sollten sie entsprechende Nummern blockieren.
Umfassende Tipps und Hilfestellungen sind zu finden auf www.cybermobbing-hilfe.de