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STUTTGART
„Immer auf der Suche“: Stuttgarts Hauschoreograph Demis Volpi
Bearbeitet von Conny Puls
 |  aktualisiert: 07.05.2017 03:51 Uhr

Er gilt als Shootingstar unter Europas Choreographen, könnte bald auch einen der wichtigsten Ballettpreise bekommen. Und das mit einem bescheidenen Lebensmotto: „Ich weiß, was ich nicht weiß.“

Er lächelt. Genießt. Schüttelt ein wenig den Kopf. „Ich konnte es kaum fassen“, sagt Demis Volpi. Der gerade mal 31 Jahre alte Hauschoreograph des renommierten Stuttgarter Balletts sitzt auf der Treppe vor dem Opernhaus – und erinnert sich gern an den Moment, als er Mitte April erfuhr, dass die International Dance Union ihn für den Tanzpreis „Prix Benois de la Danse“ nominiert hat.

Am kommenden Sonntag, 7. Mai, inszeniert der Argentinier Benjamin Brittens „Der Tod in Venedig“ als Koproduktion von Ballett und Oper. Mit „Krabat“ nach dem Jugendbuch von Otfried Preußler wird die Ballettwelt spätestens 2013 auf Volpi aufmerksam. Der Jury des „Prix Benois de la Danse“ hat es seine Choreographie zu „Salome“ angetan. Im Juni 2016 bringt die Stuttgarter Compagnie die von Oscar Wilde (1854-1900) geschaffene Figur der blutrünstigen Prinzessin als schrilles Tanzspektakel auf die Bühne.

Mit 18 nach Stuttgart

Ob „Salome“ ihn Ende Mai im Moskauer Bolschoi zu dem begehrten Preis führt? Die Nominierung sei schon Ehre genug, sagt der 1985 in Buenos Aires geborene Volpi. „Krabat“, „Salome“, „Der Tod in Venedig“. Der smarte 31-Jährige sagt: „Ich bin immer auf der Suche.“

Wie viele Tänzer vor ihm, kommt auch er mit 18 Jahren vor allem wegen Ballettlegende John Cranko (1927-1973) nach Stuttgart. Crankos „Onegin“ lässt Tränen laufen. Jetzt schreibt er selbst Handlungsballette. Und sucht. „Was meine Vision ist, was ich vermitteln will.“ Er wolle eine Form und Sprache dafür finden. „Ich hatte viel Glück“, räumt Volpi ein. Gleich mehrfach sei er zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Und was sind seine Stärken? Volpi habe eine „überbordende Fantasie beim Erfinden von Bewegung“, heißt es beim Stuttgarter Ballett.

Er selbst sagt: „Ich überschätze mich nicht selbst, schmeiße mich rein, bin aber nicht vorlaut.“ Und: „Ich weiß, was ich nicht weiß.“ Dem Abitur, einer Forderung seiner Eltern, folgt Anfang des Jahrhunderts eine Karriere in Südamerika, Kanada und seit 2004 an der Cranko-Schule. Parallel machte er 2006 die ersten Schritte als Choreograph für die Noverre-Gesellschaft.

„Ein Großer“ könne er werden, heißt es bei Experten der Zeitschrift „tanz“ schon länger. Die Nominierung in Moskau gilt als ein weiterer Schritt. Erwachsener sei er geworden, sagt Volpi nach kurzem Zögern auf die Frage nach seiner Entwicklung in den letzten Jahren. Er müsse nicht mehr weltweit an mehreren Orten gleichzeitig arbeiten. Der Wunsch nach einer eigenen Compagnie wachse. Er wolle was Festes, mit mehr Konstanz. „Ich komme mir etwas verloren vor.“

Raum für Freiheit

Dazu passt auch, dass er womöglich bald mit seinem Partner zusammenzieht. In Stuttgart. „Ich liebe die Stadt sehr.“ Und das Haus, was viel mit Intendant Reid Anderson zu tun habe. „Ich bekomme hier sehr viel Raum für Freiheit.“ Im Gegenzug werde diese Freiheit aber auch von ihm gefordert, was große Verantwortung mitbringe.“ Volpi wirkt wie die Ruhe selbst, innerlich sieht's anders aus. „Den Druck kann ich nicht wegreden, auch wenn ich es gerne würde.“

 
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