Große Rätsel gibt Polizei und Naturschützern der Fund eines Koffers auf, der eine heikle Fracht enthielt: Die Pressestelle der Polizei in Tauberbischofsheim meldete am Mittwoch die Entdeckung eines Alu-Koffers, gefüllt mit 50 Ampullen voller Cäsium. Wer die Fracht mitten in der Natur sorgfältig verbarg, ist bisher nicht bekannt.
Jäger, die bei der Drückjagd auf der Suche nach anderer Beute waren, stießen durch Zufall auf das Versteck im Gewann „Geißschlag“ in Buch, einem Teil der Gemeinde Ahorn. Der Fundort war mit Reisig bedeckt und liegt nicht weit von der Autobahn A 81, die von Würzburg in Richtung Heilbronn führt.
Der Zustand des Koffers lässt den Schluss zu, dass er schon einige Zeit in dem Versteck schlummerte. Möglicherweise stammt das darin in Ampullen von unterschiedlicher Größe schlummernde Cäsium aus Osteuropa. Darauf deutet die Warnung in kyrillischer Sprache hin: „Vorsicht, leicht entflammbarer Stoff“.
Dies ist nicht der einzige Grund, der zum vorsichtigen Umgang mit Cäsium rät. An der Luft entzündet sich der chemische Stoff spontan, weshalb er in Ampullen unter reinem Argon oder im Vakuum aufbewahrt werden muss. Wegen seiner hohen Reaktionsfähigkeit reagiert Cäsium mit Wasser explosiv. Die Explosivität kann durch die Entzündung des dabei entstehenden Wasserstoffs verstärkt werden. Brennendes Cäsium muss mit Metallbrandlöschern oder trockenem Sand gelöscht werden.
Vor allem genießt Cäsium aber seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 (und jetzt wieder seit dem ähnlich gelagerten Unfall im japanischen Fukushima) den Ruf als Indikator für radioaktive Verseuchung der Umwelt. Aufgrund seiner hohen Reaktionsfähigkeit ist reines Cäsium nur begrenzt in Wissenschaft und Technik einsetzbar, etwa beim Betrieb der Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig.
Allerdings lässt sich vor allem das Cäsium-Isotop 137 gut zur Gewinnung von Kernenergie einsetzen. Im Gegensatz zu Jod 131, das nach acht Tagen zur Hälfte zerfallen ist, hat Cäsium 137 eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Es ist besonders gefährlich, da es auf Jahrzehnte Auswirkungen auf Landwirtschaft und Leben der Menschen hat. 27 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl findet man noch immer Cäsium 137 in Pilzen und in Fleisch von Wildschweinen. Werden Grenzwerte überschritten, dürfen Nahrungsmittel nicht in den Handel. Der Fund in Ahorn „wurde durch das Umweltamt des Landratsamtes überprüft, vorsorglich auch auf Radioaktivität,“ heißt es. Es konnte keine Strahlung festgestellt werden. Die Ampullen wurden sachgerecht entsorgt.
Wer hat Wahrnehmungen im Wald bei Buch gemacht? Zeugen sollen sich mit der Polizei Tauberbischofsheim in Verbindung setzen. Tel. 0 93 41 /81-0.