Verantwortung für andere übernehmen: Das machten die Achtklässler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums. Im Rahmen des Sozialpraktikums engagierten sie sich für den Tafelladen. „Die Tafeln haben derzeit einen sehr großen Spendenbedarf“, weiß Monika Keller.
Die Religionslehrerin betreut zusammen mit ihrer Kollegin Jutta Banzer das Sozialpraktikum am MGG. Die Anzahl der Personen, die in Armut in Deutschland leben, und daher das Angebot der Tafel in Anspruch nehmen, hat ihren Angaben zufolge in den letzten Monaten dramatisch zugenommen. Ob Flüchtlinge aus der Ukraine, Erwerbslose, Erwerbstätige mit geringem Einkommen oder Rentner: Viele seien auf Unterstützung angewiesen. „Teilweise mussten die Tafeln einen Aufnahmestopp durchführen.“ Umso wichtiger war nach Auffassung der beiden Pädagoginnen das Sozialpraktikum der Achtklässler.
An drei Tagen standen sie außerhalb der Schulzeit vor zwei Lebensmitteldiscountern in Tauberbischofsheim und sammelten Lebensmittel für die Tafel. Zwei Discounter hatten dazu die Erlaubnis erteilt. Die Schüler hatten Plakate gestaltet, diese an einem kleinen Stand vor dem Geschäft befestigt und sprachen die Kunden beim Betreten des Ladens an, ob diese noch etwas lang Haltbares für die Tafel mitkaufen könnten. Nur kurz kostete es die Schüler Überwindung, fremde Menschen anzusprechen. Dann machte ihnen die „Arbeit“ sichtlich Spaß. Für die meisten verging die Zeit viel schneller als gedacht, sodass manche sogar über ihre Schicht hinaus halfen.
„Die Schüler erlebten ganz unterschiedliche Reaktionen auf ihre Anfragen“, berichtet Monika Keller. Manche Menschen seien abweisend gewesen oder hätten die Schüler ignoriert. Viele, so Keller, unterstützten aber die Aktion. „Das Lob, das die Schüler erhalten haben, gab ihnen Kraft und Schwung.“ Manchmal hätten sich im Rahmen der Aktion auch nette Gespräche mit Menschen entwickelt, die vom sozialen Engagement der Schüler begeistert waren.
Die Sammelaktion für die Tafel war ein großer Erfolg. Einen Anhänger konnten die Mitarbeiter der Tafel mit Waren beladen. „Damit haben wir als betreuende Lehrkräfte nicht gerechnet“, räumt Monika Keller ein. Achtklässler Laurenz Erlenbach ist zu einer ganz neuen Einschätzung gelangt: „Die Aktion hat mir bewusst gemacht, dass der Einsatz jedes Einzelnen die Welt ein bisschen besser machen kann.“
Ein Teil der Schüler engagierte sich ehrenamtlich in einer Einrichtung, wie zum Beispiel im Sportverein, der Mediothek oder dem Roten Kreuz. Auch hier gab es positive Rückmeldungen. Viele freuten sich, so Keller, ihr Hobby mit der Schule beziehungsweise dem Praktikum verbinden zu können. Es habe ihnen Freude bereitet, mit jüngeren Kindern zu arbeiten, sie zu motivieren und von ihnen positive Rückmeldungen zu bekommen. „Unsere Schüler bekamen Einblick in eine andere Rolle und erkannten, wie wichtig Geduld ist.“
Von: Ulrich Feuerstein (für das Matthias-Grünewald-Gymnasium, Tauberbischofsheim)