Zwei Monate vor Beginn der Tarifrunde 2015 in der Metallindustrie stellen sich beide Seiten auf schwierige Verhandlungen ein. Er rechne nicht damit, dass nach voraussichtlich zwei Verhandlungsrunden schon vor dem Ende der Friedenspflicht am 28. Januar ein Ergebnis vorgelegt werden könne, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, am Freitag in Pforzheim.
Für den Arbeitgeberverband Südwestmetall sagte ein Sprecher in Stuttgart: „Da wir bei der Bildungsteilzeit sehr weit auseinanderliegen, wird das keine einfache Tarifrunde.“
In dem traditionellen Pilotbezirk der Branche fordert die Gewerkschaft 5,5 Prozent mehr Geld, die Verlängerung des 2016 auslaufenden Tarifvertrags zur Alterszeit und eine Regelung für die sogenannte Bildungsteilzeit zur beruflichen Qualifizierung. „Diese drei Punkte sind ein unaufschnürbares Gesamtpaket“, betonte der IG-Metall-Bundesvorsitzende Detlef Wetzel. Die Streikkassen seien gut gefüllt, erklärte er mit Blick auf das Ende der Friedenspflicht.
Die Stimmung in den Betrieben sei gut, sagte Martin Kunzmann von der IG Metall in Pforzheim. So gebe es bereits erste Planungen für Warnstreiks. Die Südwest-IG-Metall berät in Pforzheim auf einer Klausurtagung noch bis Samstag über die Tarifrunde 2015 und gesellschaftspolitische Fragen.
Die erste Verhandlungsrunde ist für den 14. Januar angesetzt. Etwa zeitgleich beginnen die Verhandlungen auch in den sechs anderen Tarifgebieten der Metallindustrie. Am Donnerstag kommender Woche will der Vorstand der IG Metall eine endgültige Entscheidung für seine Forderungsempfehlung an die regionalen Tarifkommissionen treffen. Diese wird nach Angaben Wetzels voraussichtlich auf der Linie der in Baden-Württemberg beschlossenen Forderungen liegen.
Mit der Forderung nach einem ersten Tarifvertrag für eine Regelung zur Bildungsteilzeit reagiert die Gewerkschaft nach Angaben Zitzelsbergers auf den nächsten Digitalisierungsschub in der Produktion unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“. Allen Beschäftigten, von den ungelernten Arbeitern über die Facharbeiter bis zu den Ingenieuren müsse ein Angebot zur Qualifizierung gemacht werden, forderte Zitzelsberger. Südwestmetall verweist hingegen auf die Angebote zur betrieblichen Weiterbildung und hat eine Teilzeitregelung dazu als kontraproduktiv bezeichnet. Das Modell der Gewerkschaft sieht Aufstockungsbeiträge der Arbeitgeber als Ausgleich für die geringere Arbeitszeit vor.
Nach ersten Sondierungsgesprächen mit Südwestmetall über den Abschluss einer Regelung zur Bildungsteilzeit sagte der Bezirksleiter der Gewerkschaft: „Wir haben den Eindruck, dass da gemauert wird.“