Eine stabile Kassenbilanz und eine weiter positive Mitgliederentwicklung belegte der erste Bevollmächtigte Gerd Koch der IG Metall Geschäftsstelle Tauberbischofsheim bei seinem Rechenschaftsbericht zur quartalsmäßigen Delegiertenversammlung in der Werbacher Tauberhalle. In keinem der von der IG Metall betreuten Betriebe habe im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder abgenommen, hob Koch laut IG-Metall-Pressemitteilung hervor. Im Gegenteil verzeichne die IG Metall Tauberbischofsheim anhand der Aufschlüsselung nach einzelnen Firmen enormen Zulauf dort, wo sie in betriebliche Konfliktsituationen eingebunden war.
500 Mitglieder mehr
Allein 500 mehr Mitglieder aus den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, des Handwerks und der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie aus Neckar-Odenwald und Main-Tauber-Kreis wurden aufgenommen.
Dies geschah in den letzten zwölf Monaten während Auseinandersetzungen um Regelungen zu Entgelten, Arbeitszeiten und Sicherung von Arbeitsplätzen, zur Geltung von Tarifverträgen oder Hilfe bei der Ausgestaltung betriebsbezogener Regelungen und sei auf die Einbindung der betroffenen Beschäftigten zurückzuführen. Herausragendes Beispiel aus den vergangenen Monaten sei der Kampf der Beschäftigten bei der Firma Magna in Assamstadt um die Geltung der Tarifverträge ab 1. Januar 2017.
Gerd Koch schloss daran seine Berichte aus den Betrieben, in denen die IG Metall aktuell involviert sei oder in den noch verhandelt würde, an. Bei Getrag in Rosenberg gehe es um den Erhalt des Auftragsvolumens durch einen Ergänzungstarifvertrag, bei Magna in den kommenden Wochen um einen Stufenplan zur Erreichung des Tarifniveaus bei Arbeitszeit und Entgelten sowie bei Grammer in Hardheim um gerechtere Bezahlung durch Umsetzung des abgeschlossenen Entgeltsystems.
Ergänzend berichtete Gewerkschaftssekretär Harald Gans vom Abschluss verschiedener tariflicher Regelungen bei MBW in Wertheim, dem Verhandlungsstand um Entgeltstrukturen bei Erwin Hymer World Wertheim und die Beteiligung der IG Metall in Verhandlungen bei Schimmel in Adelsheim mit dem Ziel, der Firma den Weg aus der Insolvenz zu erleichtern.
Türker Baloglu schloss als Gewerkschaftssekretär den Rechenschaftsberichtes ab mit seiner Erläuterung der einzelnen Verträge, mit denen bei der Firma Eirich in Hardheim trotz Personalabbaus betriebsbedingte Kündigungen verhindert wurden und dem Abschluss tariflicher Regelungen bei der Firma Zippe in Wertheim.
Mit dem Slogan „Mehr Rente – Mehr Zukunft“ starte die IG Metall im kommenden Jahr eine Initiative bundesweit für einen Strategiewechsel in der Rentenpolitik, so Gerd Koch. Diskutiert werden müsse vor Ort die Forderung nach einem Neuaufbau einer solidarischen Alterssicherung, mit der die bis 2030 beschlossene Talfahrt des Rentenniveaus gestoppt werden könne. Von den geplanten, kleineren Reformmaßnahmen wie „einer solidarischen Lebensleistungsrente“ würde nur ein Bruchteil der Versicherten profitieren.
Zudem führe der Wandel am Arbeitsmarkt hin zu immer mehr atypischer und/oder prekärer Beschäftigung und immer kleineren Renten.
Gestaltung der Arbeitszeit
Ein weiterer betriebsübergreifender Schwerpunkt auf der Agenda der IG Metall wurde aus den Ergebnissen einer breiten Beschäftigtenbefragung gesetzt: neue und bessere Gestaltung von Arbeitszeiten. Nadine Boguslawski, Tarifsekretärin der Stuttgarter Bezirksleitung, umriss das Problemfeld der an Betriebsbedürfnisse immer flexibler angepassten Arbeitszeitmodelle mit Ausweitung der Schichtarbeit, Einbeziehung des Wochenendes, prekärer Beschäftigung, ausufernde Arbeitszeitkonten und verschwimmende Grenzen zwischen Arbeitszeit und Privatleben. Dies kollidiere zunehmend mit den Bedürfnissen der Beschäftigten. Kurz: Die Beschäftigten bräuchten wieder mehr Selbstbestimmung über ihre Lebenszeit-Flexibilität, aber auch für ihre persönlichen Lebensentwürfe. Mit einer Kampagne „Mein Leben – Meine Zeit – Arbeit neu denken“ wolle die IG Metall dieses Konfliktfeld näher beleuchten.