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STUTTGART
Honorarkonsuln: Brückenbauer zwischen Staaten
dpa
 |  aktualisiert: 26.01.2017 03:53 Uhr

(dpa/lsw) Baden-Württemberg hält international Kontakt: Die Zahl der Honorarkonsuln im Land ist in den vergangenen zehn Jahren von 56 auf 62 gestiegen. Das teilte das Staatsministerium in Stuttgart auf Anfrage mit. Ein Sprecher würdigte am Donnerstag die offiziellen Vertreter als „Brückenbauer und Bindeglieder zwischen den Staaten“.

Gerade in Zeiten zunehmender Vernetzung internationaler Beziehungen habe der Posten des Honorarkonsuls große Bedeutung. „Wenn ein Honorarkonsul gut verankert ist, bringt das Vorteile für alle“, sagte der ehemalige Grünen-Funktionär Rezzo Schlauch. Er ist seit 2015 in Baden-Württemberg als Honorarkonsul für Albanien tätig. Am Abend sollte in Stuttgart das neue Honorarkonsulat von Äthiopien eröffnet werden. Hausherr Thomas Breitling wollte dazu etwa 100 Gäste in der künftigen Vertretung des afrikanischen Staates im Stadtteil Vaihingen empfangen.

Äthiopien liegt mehr als 5000 Kilometer von Baden-Württemberg entfernt, es gibt keine direkten Linienflüge. Breitling will vor allem um Investoren werben. „Wir planen dazu ein Business-Treffen am 31. Mai in Stuttgart“, sagte der 56-Jährige. Äthiopien verfüge über ein gutes Anlageklima für ausländische Geldgeber. Dass die Sicherheitslage in manchen Regionen zu wünschen übrig lasse, räumte der Wirtschaftsfachmann ein. Die Hauptstadt Addis Abeba, in der viele Geschäfte getätigt würden, gelte aber als sicher.

Seit November ist Breitling für das Land mit mehr als 90 Millionen Einwohnern tätig. Wichtig sei ihm der Kontakt mit Kollegen in Stuttgart. „Ich habe schon einige kennengelernt, wir sind im engen Austausch“, sagte er. Von ihrer Erfahrung will er profitieren.

Breitling hat in der Landeshauptstadt durchaus prominente Kollegen. So ist etwa der frühere Daimler-Manager Klaus Mangold für Russland tätig, Ex-CDU-Staatssekretär Otto Hauser wirkt als Honorarkonsul für die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan. Experten zufolge macht jedes Konsulat den Standort international präsenter. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg auch Schließungen.

Schlauchs Motiv für den Posten ist die albanische Herkunft seiner Frau Ema Ndoja. „Ich verstehe mich als Dienstleister“, sagte der 69-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Er wünsche sich bessere Kontakte zwischen Stuttgart und Tirana. So habe er ein Gespräch der Regierungschefs Edi Rama und Winfried Kretschmann vermittelt.

Juristisch gesehen dürfte Schlauch mit einem Diplomatenkennzeichen durch die Gegend fahren und würde während der direkten Amtsausübung Straffreiheit genießen. „Ich brauche den Firlefanz nicht“, sagte der frühere Fraktionsvorsitzende. Für ihn sei der Posten ein reines Ehrenamt. „Ich bekomme keinen Pfennig.“

Ein Honorarkonsul gilt als Ehrenbeamter – vom lateinischen Wort „honor“ (Ehre). Er wird von einem Land oft aufgrund seiner Erfahrung und Kontakte gewählt. Anders als bei einem Berufsdiplomaten – wie zum Beispiel einem Botschafter oder Generalkonsul – besitzen die Familienangehörigen keine Sonderrechte. Sowohl Deutsche als auch Ausländer können zu Honorarkonsuln ernannt werden. Der Status muss beim Auswärtigen Amt beantragt werden.

Nicht nur größere Länder haben Vertretungen in Stuttgart, sondern auch etwa der Inselstaat Mauritius (1,3 Millionen Einwohner). Offizielle Vertreter gelten meist als „Augen, Ohren und Stimme“ ihrer Heimatstaaten und als wichtige Scharniere zwischen Ländern. Die Landesregierung unterstütze die Konsulinnen und Konsuln in vielfältiger Weise und stehe mit ihnen im regelmäßigen Kontakt, betonte das Staatsministerium in Stuttgart. „Baden-Württemberg ist weltweit gut vernetzt“, sagte ein Sprecher.

 
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