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Unterwittighausen
Historische Funde in Wittighausen entdeckt
Mit viel Elan legten freiwillige Helfer archäologische Funde frei.
Foto: Matthias Ernst | Mit viel Elan legten freiwillige Helfer archäologische Funde frei.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 07.09.2020 02:11 Uhr

"Wir wussten, dass es hier in der Gegend prähistorische Siedlungen gab", sagt Bürgermeister Marcus Wessels beim Besuch der Ausgrabungsstätte westlich von Unterwittighausen. Hier soll ein Gewerbegebiet entstehen (wir berichteten) und bevor der Boden versiegelt ist, will man in einer vom Denkmalamt des Landes Baden-Württemberg geleiteten Ausgrabung eventuelle Fundstücke sichern.

Zusammen mit Freiwilligen aus der Gemeinde gehen die Fachleute dabei systematisch vor, um eine exakte Dokumentation zu ermöglichen. Dass es Funde in der Gegend gibt, ist spätestens seit den Aufzeichnungen des Lehrers Lutz aus Vilchband aus den 1930er Jahren bekannt. Im Regionalplan ist das betreffende Gebiet mit einem "B" versehen, also dem Hinweis auf eine prähistorische Siedlungsstätte.

Früher grassierte Malaria in der Gegend

In der Umgebung von Wittighausen wurden in den vergangenen Jahren schon mehrere Grabungen durchgeführt, die darauf hindeuten, dass die Hänge des Wittigbachs bereits im sechsten Jahrtausend vor Christus besiedelt waren. Im sogenannten "Neolithikum" sah die Landschaft allerdings noch ganz anders aus als heute. In den Fluss- und Bachtälern grassierte die Malaria, überall war es sumpfig und unwirtlich. Auf den Höhenzügen hatte die erst kurz vorher zu Ende gegangene Eiszeit größere Süßwasserseen übrig gelassen, die für die Trinkwasserversorgung der Menschen und des Viehs notwendig waren.

Die Menschen lebten damals in großen Langhäusern zusammen mit dem Vieh in einem großen Raum. So konnte man sich gegenseitig wärmen und die Wege waren kurz. Die Holzhäuser standen auf Pfählen im Boden und wenn sie unbewohnbar wurden, weil baufällig, baute man einfach daneben ein neues Haus. Auf den Höhenlagen wurden schon Getreidesorten wie Emmer angebaut, aber auch Linsen oder andere Hülsenfrüchte. Diese Erkenntnisse hat man bereits aus früheren Forschungen gewonnen.

Unterwittighausen ist viel älter als gedacht

Doch was erwartet die Archäologen in Unterwittighausen? "Vielleicht muss die Geschichte umgeschrieben werden, wir sind schon viel älter, als bisher bekannt", sagt Bürgermeister Marcus Wessels. Kultgegenstände wie die Himmelsscheibe von Nebra wird es allerdings nicht geben bei dieser Ausgrabung, aber bestimmt allerlei Alltagsgegenstände, ist er sich sicher.

Um systematisch vorzugehen, wurden zuerst sogenannte Schlitze mit einem Bagger angelegt, also die oberste Humusschicht abgetragen. Gleich bei den ersten beiden Schlitzen zeigten sich dunkle Verfärbungen im Boden, die auf eine Siedlung hindeuten. Der Fachmann konnte gleich zwischen Gruben und Löchern für die Holzfundamente unterscheiden. Und kurz danach wurden die freiwilligen Helfer auch schon fündig.

Erschließung zieht sich bis Mitte nächsten Jahres

Gebrannte Keramikscherben, teilweise verziert kamen zutage, aber auch Knochen von Nutz- und Wildtieren. Mit Besen und Hake ausgerüstet suchen sie an der Oberfläche nach Spuren der Vergangenheit. Allen macht es sehr viel Spaß. Die Grabungsfelder sind genau vermessen worden, um die Funde dann den einzelnen Fundorten zuordnen zu können.

Erst wenn die Oberfläche genau abgesucht wurde, will man auch in tiefere Regionen vorstoßen. Etwa 70 bis 80 Zentimeter wird dann die Erde von Hand abgetragen. Mindestens bis Ende Oktober wird die Grabung noch dauern. "Aber wir haben ja Zeit. Bis Mitte nächsten Jahres wird sich die Erschließung des neuen Gewerbegebietes noch hinziehen", so Bürgermeister Wessels.

Diese Gegenstände stammen aus einer Erdgrube, die wahrscheinlich für die Lagerung von Lebensmitteln genutzt wurde
Foto: Matthias Ernst | Diese Gegenstände stammen aus einer Erdgrube, die wahrscheinlich für die Lagerung von Lebensmitteln genutzt wurde
Die oberste Humusschicht wurde vorsichtig mit einem Bagger abgetragen.
Foto: Matthias Ernst | Die oberste Humusschicht wurde vorsichtig mit einem Bagger abgetragen.
 
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