
Erstmals tagte der Wittighäuser Gemeinderat im Turnsaal der Kindertagesstätte. Dieser Raum, in dem sonst um diese Jahreszeit eigentlich die Komödien und Schwänke der Wittighäuser Dielegnatzer zur Aufführung kommen, scheint einigen Einwohnern größer als der Ratssaal zu sein. Doch das täuscht, so Bürgermeister Markus Wessels in seiner Begrüßungsrede. Zum einen lässt der Raumzuschnitt nur ein Sitzen hintereinander zu und nicht in der üblichen U-Form, was eine Verständigung schwerer macht, zum anderen gibt es keine Leinwand, sodass die einzelnen Tagesordnungspunkte für die Zuschauer nicht nachvollziehbar sind. Die mobile Leinwand der Gemeinde ist einfach zu klein. Nur ein Zuhörer hatte sich in den Saal gewagt.
Allem voran ging es um den Haushalt der Gemeinde für das Jahr 2021. Der wurde von Franz Salfenmoser wieder nach der Doppik aufgestellt, also einer doppelten Haushaltsführung in Konten. Der Ergebnishaushalt beinhaltet dabei ordentliche Erträge in Höhe von 4,08 Millionen Euro und ordentliche Aufwendungen mit 4,01 Millionen. Das Gesamtergebnis beträgt damit etwa 71 000 Euro, womit die vollen Abschreibungen erwirtschaftet werden können, so Salfenmoser. Der Finanzhaushalt enthält Einzahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit von 3,48 Millionen Euro und Ausgaben aus laufender Verwaltungstätigkeit von 3,2 Millionen Euro, woraus sich ein Zahlungsmittelüberschuss in Höhe von knapp 300 000 Euro errechnet.
Weniger Einnahmen
Trotz der Corona-Pandemie ist der Haushalt 2021 von stabilen Gewerbesteuern und erwartungsgemäß zurückgehenden Anteilen an der Einkommenssteuer geprägt. "Gegenüber der Finanzplanung des Vorjahres muss unsere Gemeinde mit Mindereinnahmen im sechsstelligen Bereich auskommen", so Bürgermeister Markus Wessels.
"Trotzdem haben wir uns für das Jahr 2021 wieder viel vorgenommen", fuhr er fort. Im Mittelpunkt der Investitionsplanungen steht die Erschließung des Neubaugebiets im Ortsteil Oberwittighausen und der Gewerbegebiete im Ortsteil Unterwittighausen. Außerdem soll ein neues Feuerwehrfahrzeug das mittlerweile über 30 Jahre alte TSF der Abteilung Oberwittighausen ersetzen. In die Wege geleitet sind auch zwei weitere wichtige Projekte. Der barrierefreie Umbau des Bahnhaltepunktes soll nach vielen Jahren Planung nun bis 2024 abgeschlossen sein, und der erste Schritt der Sanierung der Ortsdurchfahrt Unterwittighausen mit Anlage eines Gehweges ist ebenfalls eingeplant.
Kreditaufnahme geplant
Um trotz aller Investitionen liquide zu bleiben, ist die Aufnahme eines weiteren Kredites vorgesehen, zumal die Einnahmen im Jahr 2021 geringer sind und auch die Schlüsselzuweisungen des Landes an die Gemeinde mit der relativ guten Berechnungsgrundlage 2019 weniger werden, so Franz Salfenmoser. Die Prokopfverschuldung wird zum Ende des Jahres 2021 bei 1325,49 Euro liegen. Die Gesamtverschuldung beträgt damit 2,156 Millionen Euro. Doch angesichts niedriger Zinsen sieht der Finanzfachmann keine Probleme mit dem Schuldendienst für die Gemeinde. Da der Haushalt intensiv vom Gemeinderat vorberaten wurde, gab es keine große Aussprache und man verabschiedete den Haushalt 2021 einstimmig.
Wert der Gemeinde
Ebenso einstimmig beschloss der Gemeinderat die Eröffnungsbilanz 2020. Diese war notwendig geworden, weil die Umstellung des Haushalts auf die Doppik eine Gesamtbewertung aller gemeindlichen Vermögenswerte notwendig machte. Vom Locher bis zum Feldweg und den im Besitz der Gemeinde befindlichen Brücken wurde alles bewertet. Heraus kam eine Summe von 27,4 Millionen Euro. "Dies ist der Wert unserer Gemeinde", stellte Franz Salfenmoser fest. Mit einer Eigenkapitalquote von 36 Prozent würde man als normaler Kunde bestens für einen Bankkredit dastehen, stellte daraufhin Harald Ebert fest. Inwieweit diese Zahl mit anderen Kommunen verglichen werden kann, konnte Salfenmoser nicht sagen, da noch nicht allzu viele Kommunen im Kreis so eine Eröffnungsbilanz veröffentlicht haben.
Beschlossen wurde auch der Betritt der Gemeinde zum Klimaschutzpakt des Landes und einer Aufforstung einer gemeindlichen Fläche mit rund 100 Bäumen durch die Firma Wachtelland.
Bürgermeister Markus Wessels kündigte an, dass die Bürgermeisterwahl voraussichtlich im November dieses Jahres stattfinden wird und er selbstverständlich für eine zweite Amtszeit kandidiert. "Wir haben weiterhin viel vor, und ich möchte den eingeschlagenen Weg gerne noch eine ganze Zeit lang weitergehen."