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REGION BODENSEE
Harte Zeiten für Hopfen und Fichte
Forstwirt im Schwarzwald       -  Hitze setzt Bäumen zu: Ein Forstwirt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald entastet bei St. Märgen (Baden-Württemberg) eine gefällte Fichte. Der Nadelbaum und auch der Hopfe sind vom Klimawandel gefährdet.
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Hitze setzt Bäumen zu: Ein Forstwirt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald entastet bei St. Märgen (Baden-Württemberg) eine gefällte Fichte. Der Nadelbaum und auch der Hopfe sind vom Klimawandel gefährdet.
dpa
 |  aktualisiert: 21.08.2015 15:27 Uhr

Klimawandel in Deutschland, das sind nicht nur schöne Olivenbäume im Vorgarten und südfranzösische Rebsorten im Rheintal. Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir auch die negativen Folgen der globalen Erwärmung hierzulande spüren werden - und zwar schon in 50 Jahren.

Ludwig Locher (38) aus Tettnang muss niemand mehr davon überzeugen, dass der Klimawandel schon heute in Deutschland sichtbare Folgen hat. „In den letzten 15 Jahren hatten wir vier Jahre mit Phasen extremer Hitze, 2003, 2006, 2013 und jetzt 2015, das hat es es so in früheren Jahrzehnten nicht gegeben“, sagt der Landwirt aus der Bodenseeregion.

Locher baut Hopfen an. Der Bier-Grundstoff ist ein sehr empfindliches Gewächs, das nicht nur Hitze schlecht verkraftet, sondern auch Starkregen, heftige Stürme und Hagel nicht verträgt. Die Sorgen der Hopfen-Bauern sind nur eines der Problemfelder, die eine aktuelle Klimafolgen-Studie identifiziert.

Die Fraktion der Grünen im Bundestagsfraktion hat die Studie „Brennpunkte des Klimawandels in Deutschland“ bewusst im Vorfeld des Klimagipfels veröffentlicht, der am 30. November in Paris beginnt. Die Teilnehmer der UN-Konferenz sollen eine neue Klimaschutz-Vereinbarung verabschieden.

Ein weiterer zentraler Punkt sind Küstenschutz und andere Maßnahmen, die den Menschen helfen sollen, mit den Folgen der von Treibhausgasen verursachten globalen Erwärmung zu leben. Für Bauer Locher würde das, wenn er weiter Hopfen anbauen will, bedeuten: Eine kostspielige künstliche Bewässerung sowie eine schrittweise Umstellung auf robustere Sorten.

Das klingt einfacher als es ist. Denn das Grundwasser auf seinen Feldern liegt tief und er ist sich nicht sicher, ob seine Abnehmer die anderen Hopfen-Sorten akzeptieren würden.

Auch in der Forstwirtschaft hat man das Problem schon erkannt. Hier werden langfristig vor allem hitzeempfindliche Fichten, Kiefern und Lärchen weichen müssen. Zu den robusteren Nadelbaumarten zählen Tanne und Douglasie. Das alles sind sehr praktische Fragen im Vergleich zu den Glaubenskriegen einiger Umweltschützer.

„Das ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack“
Bärbel Höhn (MdB) Ausschuss Umwelt- und Naturschutz

Die streiten seit Jahren darüber, ob man durch die Fokussierung auf Anpassungsmaßnahmen eventuell das primäre Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu bremsen, aus den Augen verlieren könnte.

„Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen haben schon in den vergangenen zehn Jahren spürbar zugenommen - Das ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack. In den nächsten Jahrzehnten dürften die Wetterextreme in Deutschland noch deutlich schneller aufeinanderfolgen“, sagt Bärbel Höhn. Die Grünen-Politikerin ist Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Umwelt- und Naturschutz. Sie plädiert für eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie im Heizungsmarkt und für geringere Verbrauchs-Obergrenzen bei Neuwagen.

Die von den Grünen jetzt veröffentlichte Studie zeigt, dass nicht alle Menschen in Deutschland in gleichem Maße unter den Folgen des Klimawandels leiden werden. Besonders stark betroffen werden demnach die Landwirte in der bayerischen Region Hallertau sein, dem größten zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Hier haben sie in den vergangenen Jahren vermehrt Ernteausfälle durch Hagel verzeichnet.

Dagegen kann man sich zwar versichern. Doch wie bei der Autoversicherung, steigen auch hier die Prämien, je häufiger der Schadensfall eintritt.

Langfristig könnte das hierzulande auch einen Anstieg der Bierpreise nach sich ziehen. Die Menschen in den Großstädten werden dagegen vor allem unter den steigenden Temperaturen zu leiden haben. Die Autorin der Studie, Stefanie Groll, nennt neben Kreislaufbeschwerden und Dehydrierung auch noch weitere Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel. Dazu zählt die Tatsache, dass sich die Pollenflugsaison verlängern wird, was Allergikern stark zu schaffen macht. Außerdem kann Erwärmung dazu führen, dass sich Krankheitserreger durch tierische Überträger wie Stechmücken, Wanzen und Zecken eher verbreiten. Die Studie geht davon aus, dass sich der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) weltweit nicht wesentlich verringern wird.

Ob diese Annahme möglicherweise zu negativ ist, wird die Pariser Klimakonferenz zeigen. Groll weist auch noch auf eine weitere Unbekannte in der Klimafolgenabschätzung hin. Sie schreibt, es sei nicht möglich, „vorherzusagen, in welchem Maße und in welcher Qualität sich technischer Fortschritt vollzieht, der klimafreundliches Handeln vereinfacht“. In einem Punkt sind sich die Klimaforscher aber alle einig: Alleine auf diesen Fortschritt zu hoffen, wäre für das Leben auf unserem Planeten fatal.

 
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