Das Drama um die vom Verfall bedrohte Villa Berg in Stuttgart geht zu Ende. Nach jahrelangem Hin und Her kauft die Stadt das Schlösschen samt Park für 300 000 Euro aus den Händen der PDI Property Development Investors GmbH zurück, wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Dienstag mitteilte. „Die Villa und der Park bilden ein hochwertiges Ensemble in reizvoller Lage. Es ist eine historische Chance für die Stadt - und die Bürger bekommen zurück, was ihnen bereits gehörte“, sagte Kuhn.
Die künftige Nutzung der mehr als 160 Jahre alten Villa und des gut 240 000 Quadratmeter großen Parks soll per Bürgerbeteiligung geklärt werden. Diese könne starten, sobald der Gemeinderat dem Kauf zustimmt. Hinter dem Kauf steht ein vielschichtiges Gesamtpaket, auf das sich Stadt und Investor PDI geeinigt haben: So verkauft die Stadt PDI für 3,2 Millionen Euro ein angrenzendes Grundstück, wo der Investor 40 Wohnungen bauen darf. Zudem ist die Stadt aus einem alten Erbbaurechtsvertrag verpflichtet, PDI für eine Tiefgarage 1,45 Millionen Euro zu zahlen. Teil des Vertrags ist auch, dass die Stadt die TV-Studios neben der Villa abreißt und die Fläche wieder dem Park zuschlägt.
Der Gemeinderat hatte 2013 beschlossen, die Villa und die ehemaligen Fernsehstudios zu kaufen. Das Gebäude steht leer, der denkmalgeschützte Saal des Stararchitekten Egon Eiermann (1904-1970) mit bis zu 500 Plätzen ist ungenutzt. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Konzepte für eine neue Nutzung, die aber stets rasch wieder verworfen wurden: Mal sollte es ein Kunst- und Kulturzentrum werden, mal ein Luxushotel. Die Villa entstand zwischen 1845 bis 1853 für den Kronprinzen und späteren König Karl von Württemberg und dessen Ehefrau Olga, Großfürstin von Russland. Vor dem Krieg gehörte es schon mal der Stadt, die es für Repräsentation und als Galerie nutzte. Im Krieg wurde die Villa schwer beschädigt. Der Süddeutsche Rundfunk ließ 1950 seinen Großen Sendesaal in das ausgebrannte Gebäude einbauen. Noch bis 2007 gehörte es dem Südwestrundfunk (SWR). Im Original erhalten ist nur der Außenbau der Villa, der sich an Baukunst der italienischen Renaissance orientiert.