Anton Kappl, Bürgermeister aus Grünsfelds Partnergemeinde Leuchtenberg, hatte zwar das letzte Grußwort beim Neujahrsempfang in der Stadthalle, aber auch das Einfachste. "Ich bin hier nicht für die Politik angereist, sondern für die Freundschaft". Und so sahen es die über 250 Gäste des städtischen Neujahrsempfangs ähnlich. Mit so einem Andrang hatten Grünsfelds Bürgermeister Joachim Markert und seine fleißigen Helfer vom Rathaus und Bauhof nicht gerechnet, maximal 200 Stühle waren vorbereitet. Doch als er bei seiner Neujahrsansprache in den vollen Saal blickte, lächelte er.
Bevor er jedoch mit seiner kurzweiligen und informativen Rede beginnen konnte, kam zuerst der Auftritt der Fränkischen Herolde Kützbrunn. Die zogen mit Trommeln, Fanfarenklänge und den Fahnenschwingern in die Stadthalle ein, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Doch letztlich war es der erste Neujahrsempfang seit drei Jahren, wie Bürgermeister Markert betonte. "Ihr Kommen beweist ihre Verbundenheit mit Grünsfeld und seinen Ortsteilen", sagte er in erwartungsfrohe Gesichter, die neben den Bürgerinnen und Bürgern Grünsfelds auch aus vielen Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Geistlichkeit bestanden. Und die Liste war lang, die er verlas.
Viel mehr Aufgaben mit dem gleichen Personal
"In Grünsfeld läuft was", da kommt man gerne her, beschrieb beispielsweise der Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags, Wolfgang Reinhart, seine Motivation zu kommen. Und tatsächlich, in Grünsfeld ist viel passiert im vergangenen Jahr, wie Joachim Markert in seinem Rückblick aufzählte. Neben der Bewältigung der Corona-Krise und der Flüchtlings-Krise mussten sich die Verwaltungen auf einen ganzheitlichen Stromausfall (Blackout) einstellen, der Nachhaltigkeit Raum geben, die Energie-Krise bewältigen, die Grundsteuerreform umsetzen, die Volkszählung durchführen, Hochwasserschutz nach Starkregenereignissen planen und Barrierefreiheit herstellen.
"Und das alles häufig ohne großen Vorlauf und mit dem gleichen Personal in den Verwaltungen. Unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten berechtigterweise, dass die normale Verwaltungsarbeit darunter nicht leidet", brachte er Kritik in Richtung großer Politik an. Er ging aber auch auf die Politikverdrossenheit ein, die mittlerweile in Deutschland herrscht. Viel liege daran, dass die Bürgerinnen und Bürger von den Regierenden nicht rechtzeitig und umfassend informiert werden. Das müsse 2023 besser werden.
Er selbst sieht sich und seine Verwaltung hier gut aufgestellt, sei doch im Gemeinderat viel für die Zukunft der Stadt beschlossen worden und auch kommuniziert. Auch für 2023 stünden viele Projekte an, die man gemeinsam schultern möchte. Allein das Haushaltsvolumen der Stadt wird in diesem Jahr 16,1 Millionen Euro umfassen, wenn der Gemeinderat den Haushalt Ende Januar beschließen wird. Viel wird in die Infrastruktur gesteckt, wie in die Sanierung des Bergwegs oder die Sanierung der Feldwege, aber auch die Schaffung von Wohnraum oder die Ausweisung neuer Flächen für Gewerbe stehen 2023 an.
Gute Zusammenarbeit der Kommunen im Main-Tauber-Kreis
Markert lobte die gute Zusammenarbeit der Kommunen im Main-Tauber-Kreis. "Im Main-Tauber-Kreis verstehen wir uns als eine große kommunale Familie", sagte er, und nannte als Beispiele die gemeinsame Wasserversorgung oder den Ausbau des Glasfasernetzes in jedes Haus in den kommenden Jahren. Landrat Christoph Schauder sprach sogar vom "Aufbruch in eine neue Zeit". Er sieht Grünsfeld auf einem guten Weg, ähnlich wie Professor Reinhart: "Wir stehen zu unseren Kommunen".
Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken warb dafür, dass "Krisen auch eine Chance" sein können. Nicht umsonst erlebe der ländliche Raum derzeit eine Renaissance. "Lassen sie uns mutig sein", rief sie den Menschen im Saal entgegen, bevor mit dem Grußwort aus Partnergemeinde und der Premiere des Tanzes der Garde der Hasekühle ein schwungvoller Neujahrsempfang offiziell endete, nachdem Pfarrer Oliver Störr den kirchlichen Segen erteilt hatte. Und dann wollten die Menschen sich einfach nur noch unterhalten. "Es tut uns allen gut, nach zwei Jahren wieder Neujahrsempfänge zu machen", meinte Landrat Schauder.