Eine musikalische Rundreise durch Frankreich unternahm das Matthias-Grünewald-Orchester. Werke von Georges Bizet, François Borne und Joseph Haydn waren als Hommage an die Grande Nation gedacht.
Der Auftakt glich einem Fanal. Mit Bizets glanzvoller Ouvertüre zu "Carmen" eröffnete das Orchester das Konzert in der Stadthalle. Nach Monaten coronabedingter Zwangspause war den Musikern die Spielfreude anzumerken. Dirigent Felix Krüger fiel es nicht schwer, sein Ensemble zu Höchstleistungen anzuspornen.
Ein hochemotionales Szenario
Carmen ist Bizets letztes und größtes Werk. Der Komponist verstarb wenige Wochen nach der erfolglosen Uraufführung in Paris vom 3. März 1875. Im Laufe der Zeit ist Carmen jedoch längst zu einer der beliebtesten und meistgespielten Opern geworden. Warum das so ist, machte die Darbietung des Grünewald-Orchesters deutlich. Die in der Ouvertüre versammelten Motive verwiesen auf eine dramatische Geschichte voller Leidenschaft und Gewalt. Ein hochemotionales Szenario.
Dramatisch ist auch die Geschichte, auf der Bizets "L'Arlésienne-Suite Nr. 1" beruht. Ein junger Bauer liebt eine Frau aus Arles und bringt sich schließlich um, da er ihre Untreue nicht erträgt. Die Suite begann mit einem als provençalisches Volkslied vortragendes Präludium. Daran anschließend erklang ein flinkes Menuett. Darauf folgte ein Adagietto, eine zarte Liebesszene für Streicherensemble. Den Höhepunkt bildete das Carillon (Glockenspiel) genannte Finale.
Nach der Pause stand noch einmal Bizets Carmen auf dem Programm. Allerdings in einer reizvollen Variation. François Borne komponierte im Jahr 1900 eine "Fantaisie brillante pour flûte et piano", die den populärsten Melodien aus Bizets Kassenschlager-Oper zu neuer Geltung verhalf.
Querflöten-Solo von Gabirel Weber
Mit virtuoser Nonchalance meisterte Gabriel Weber die Herausforderungen als Solist an der Querflöte. Für den Absolventen des Matthias-Grünewald-Gymnasiums war das Konzert in der Stadthalle ein Heimspiel und eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Weber hat Musikpädagogik und Musikwissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg studiert. Ein Studium der Querflöte an der Hochschule für Musik Würzburg schloss sich an. Weber ist unter anderem Lehrer für Querflöte an der Musikschule Schweinfurt.
Das Konzert beschloss Joseph Haydns "Sinfonie Nr. 83", eine der sogenannten Pariser Sinfonien. Hochdramatisch mit einem Allegro spiritoso beginnend, ging sie über in ein Seitenthema, für das das Werk seinen Beinamen "La Poule" (Die Henne) erhalten hat. Diese Ironie setzte sich durch die ganze Sinfonie fort. Das Stück endete, wie mehrere Sinfonien Haydns, in denen er auf das erste gesellschaftliche Vergnügen des männlichen Hochadels anspielt, mit einem "Jagd"-Finale.
Das Orchester zeigte, dass es nichts verlernt hat. Und das Publikum, das lange auf den Kulturgenuss verzichten musste, belohnte das mit langanhaltendem Beifall.