Die klassischen Erdbestattungen nehmen kontinuierlich ab, neue Bestattungsformen wie Urnenwände oder Baumbestattungen nehmen zu. Nur noch 25 Prozent der Bundesbürger bevorzugen ein klassisches Urnen- oder Sarggrab auf einem Friedhof, nannte Bürgermeister Johannes Leibold, statistische Zahlen in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Großrinderfeld. Viele Bürgerinnen und Bürger würden bereits zu Lebzeiten ihre eigene Bestattung und Grabform wählen. Dabei kommen vermehrt Angebote in Betracht, die wenig bis gar keine Grabpflege benötigen. Deshalb hatte sich die Gemeinde frühzeitig mit einem Anbieter von Bestattungswäldern in Verbindung gesetzt und bei einem Ortstermin auf dem Schwanberg bei Rödelsee im Kitzinger Land die Vorzüge einer Zusammenarbeit mit der Firma Friedwald erkundet.
In Gesprächen mit Jägern und Förstern und den zuständigen Behörden seien alle offenen Fragen erörtert worden und man habe eine Fläche östlich von Großrinderfeld in der Nähe der Kreisstraße nach Ilmspan ausgesucht, die geeignet scheint. Es handelt sich dabei um den Bereich "Gemeinholz Tannenbuckel".
Toilettenhäuschen inklusive
In der Gemeinderatssitzung stellte Standortentwickler Dr. Hans-Adam von Schultzendorff das Unternehmen Friedwald und dessen Philosophie vor. Man sei ein Komplettanbieter, sodass auf die Gemeinde keine Kosten oder andere Tätigkeiten zukommen würden. In dem nun zu erstellenden Friedwald können nicht nur Großrinderfelder Bürger und Bürgerinnen bestattet werden, sondern auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger anderer Kommunen. Im Umkreis von knapp 45 Kilometern sei noch kein Friedwald, sodass man mit der Anlage ein Alleinstellungsmerkmal hat, ergänzte Bürgermeister Leibold.
Natürlich werde der Bestattungswald entsprechend den Vorgaben der Firma Friedwald hergerichtet und auch ein Toilettenhäuschen errichtet, erklärte von Schulzendorff. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Großrinderfeld und betonte, dass die Firma mittlerweile in Deutschland 76 Fiedwald-Standorte betreibt, hinzu kommen noch drei in Österreich. Die "letzte Ruhe unter Bäumen" mietet man für 99 Jahre an. Ein Kriterium bei der Auswahl für einen Friedwald sei, dass die Menschen in dem naturbelassenen Wald spazieren gehen können.
Keine Grabpflege nötig
Man könne sich entweder einen ganzen Baum reservieren, praktisch als Familiengrab, aber auch einzelne Urnenplätze. Wichtig sei, dass man keine anonymen Grabstätten anbietet, sondern jede Grabstelle am Baum mit einem Namen gekennzeichnet ist. So habe man einen "Bezugspunkt für die Trauerarbeit". Eine Grabpflege, wie auf einem klassischen Friedhof, sei nicht möglich, aber auch nicht gewünscht. Der Wald wird sich praktisch selbst überlassen und werde dadurch nach und nach zu einem echten Naturwald.
Der Gemeinderat stimmte einstimmig für den Bestattungswald und ermächtigte die Verwaltung die weiteren Schritte einzuleiten. Man hofft bereits in Kürze erste Erfolge vermelden können, freute sich Bürgermeister Johannes Leibold über die positive Resonanz der Gemeinderäte und Gemeinderätinnen.