Gleich zwei große Auftritte hat der Kirchenchor von St. Peter und Paul unter der Leitung von Andrea Müller-Köhler an den Kar- und Ostertagen. Am Karfreitag singt er die Johannespassion von Thomas Mancinus (1550-1612). In ihr kommt noch die mittelalterliche Tradition der Choralrezitation (solistischer Part) zum Ausdruck. Die Einwürfe der Menge (Turbae) werden vom Chor dargestellt. Dabei wird der biblische Text des Johannesevangeliums, auf die verschiedenen Rollen verteilt, gesanglich zu Gehör gebracht. Die Partie des Evangelisten wird von Andreas Stierle rezitiert, die Worte Jesu werden von Markus Odenwald gesungen, die Rollen des Dieners, des Pilatus und Petrus von Franz Ködel wiedergegeben und die Partie der Magd wird von Johanna Feuerstein vorgetragen. Die Zwischenrufe des damaligen Volkes werden vom Chor gestaltet, wobei der Eingangs- und Schlusschor, der Introitus und die Conclusio, die Haltung der heutigen Gemeinde spiegeln.
Am Ostermontag wird vom Kirchenchor die Liturgie mit der „Messe brève Nr. 7 aux chapelles“ von Charles Gounod (1818-1893) mitgestaltet. Gounod war ein Komponist der französischen Romantik. Seine Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs 1. Praeludium aus dem „wohltemperierten Klavier“ zu einem „Ave Maria“ ist sehr bekannt.
Die Messe brève (kurze Messe) heißt deshalb so, weil Gounod die Musik an den natürlichen Sprachduktus anlehnt und kein Credo komponiert hat – dies soll von der Gemeinde selbst vorgetragen werden. Die romantische Komponente erklingt in harmonisch angereicherten Akkorden oder melodisch alterierten Linien, ohne aufdringlich zu sein.