„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an; mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran“: Wer kennt nicht diesen Kultschlager von Legende Udo Jürgens? Vor allem an der Aussage mit dem Spaß orientiert sich derzeit die Fastnachts-Gesellschaft Bischemer Kröten, die in der aktuellen Kampagne dieses närrische Schnapszahl-Jubiläum feiert. Mit gleich mehreren Höhepunkten wartet dazu die Kreisstadt auf, so unter anderem mit dem großen Umzug, der sich am kommenden Sonntag durch die längst geschmückten Straßen schlängelt.
Der Startschuss zu den Gaudi-Veranstaltungen fiel am Samstagabend in der mit rund 900 Besuchern voll besetzten Emil-Beck-Halle, als der Narrenring Main-Neckar aus Anlass des speziellen Geburtstages seine Eröffnungssitzung der neuen Session in Tauberbischofsheim ausrichtete. Ein imposantes Bild bot dabei schon zum Auftakt der Einzug der Gastabordnungen, gratulierten doch etwas mehr als 30 der insgesamt 44 angeschlossenen Vereine persönlich.
Die bunte Vielfalt des ersten Eindrucks hielt dabei über den gesamten Ablauf hinweg an, ein fast fünfstündiges Programm, das keinen schwachen Punkt, dafür aber etliche sehens- und hörenswerte Nummern aufwies. Durchweg perfekt musikalisch begleitet von der lokalen Stadt- und Feuerwehrkapelle unter Gustav Endres machte auch der Präsident des Narrenringes, Stefan Schulz (Lauda), die gewohnt gute Figur bei der Moderation.
Ein Wermutstropfen: Bereits hier, wie auch bei den Proklamationen der beiden Kröten-Prinzenpaare offenbarte sich zusehends ein Manko, das über den gesamten Abend hinweg vor allem in den äußeren Bereichen der Halle die Wahrnehmung beeinträchtigte – die schlechte Akustik. Sei?s drum, der guten Laune des Publikums tat dies keinen Abbruch, es zündete gleich die erste Rakete von noch etlichen weiteren für den Tanz der einheimischen Prinzengarde, ehe Peter Bienert (Hardheim) als „Isegrim vom Unterschloss“ den nicht leichten Part als Protokoller souverän bewältigte. Während danach das Tanzmariechen der Narrengesellschaft Strumpfkapp Ahoi Lauda, Evelin Reitenbach, eine akrobatische Darbietung auf die Bühne legte, begeisterten die Junioren der Kröten mit ihrem Schautanz „Alles steht Kopf“.
Sie leiteten über zum Chef der Volksbank Main-Tauber, Michael Schneider, der in seiner Premieren-Büttenrede bekannte: „Ich bin kein großer Denker, bloß ein kleiner Bänker.“
Träumende Prachtweiber
Die Promi-Runde schloss sich an: In närrischen und logischerweise lobenden Reimen präsentierten sich hier nacheinander Bürgermeister Wolfgang Vockel sowie die beiden Bundestagsabgeordneten Nina Warken und Alois Gerig, bevor die so titulierten „Goldstücke“ aus Hardheim mit ihrer grandiosen Show „Wenn Prachtweiber träumen“ wilde Zugabe-Rufe aus den Reihen der Zuschauer geradezu herausforderten. Die bunte Truppe durfte sich dann kurz vor Schluss noch einmal – wie lauthals gewünscht – austoben.
Zuvor jedoch überzeugte das Männerballett aus Krautheim, die Jagsttal-Casanovas, mit „Aladin und die Wunderschlampe“, ehe sich der kein Blatt vor den Mund nehmende Hans-Jürgen Esser (Grünsfeld) alias Till von Franken nach inzwischen 30 Jahren wie gewohnt bissig verabschiedete, wozu das Auditorium größtenteils stehend applaudierte.
Trotz des Titels „Expedition ins Eis“ ging?s danach bei der gemischten Schautanzgruppe aus Höpfingen heiß her, was auch auf die Große Garde aus Tauberbischofsheim zutraf, die sich gelungen mit der Frage beschäftigte: „Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah?“
Von Lauda stammten die jungen Damen, die als Prinzengarde gekonnt über die Bretter wirbelten, bevor die vierköpfige Gesangstruppe aus Buchen, Hainstadt und Walldürn mit Akkordeon und Gitarre unter der Bezeichnung „Achim & Co. KG“ mit launigen Liedern die stets voll mitgehende Menge weiter aus der Reserve lockte. Noch eins drauf setzten dann die agilen Männer aus Grünsfeld, die verdeutlichten, was passiert „Wenn ich einmal groß bin“
Schnapsbrenner auf Kreuzfahrt
Wolfgang König, das Büttenass der Schnapsbrenner aus Höpfingen, befand sich diesmal als „Urlauber“ auf Kreuzfahrt – frei nach dem Motto: „Isst du die Banane quer, fällt das Grinsen dir nicht schwer.“
„Ich bin ich, egal was die Sterne sehen“, bekundeten daraufhin die Dancing Moskitos aus Königshofen, deren Schautanz nach der bereits erwähnten Zugabe in das große Finale mündete, das noch einmal alle Akteure auf der Bühne vereinte.