Auf Einladung seines Freundes und Mitbruders Damian Samulski weilte der in der Diözese Gallipoli-Nardo (Apulien) tätige Priester Francesco Marulli (Don Francesco) in der Seelsorgeeinheit Großrinderfeld-Werbach. Die Main-Post nutze den Besuch für ein Gespräch mit dem Geistlichen.
Bereits zu dritten Mal nach 2006 und 2008 besuchte er seinen Mitbruder. Zusammen mit ihm waren sie dieses Mal in Eichstätt, Heidelberg, Walldürn, Tauberbischofsheim und Würzburg unterwegs. „Ich bin von der Bausubstanz in Deutschland immer wieder überrascht“, zeigte sich Marulli begeistert. „In Apulien haben wir im Winter meist Temperaturen um die 10 bis 12 Grad plus“. Deshalb genoss er den Schnee, der die Landschaft in den letzten Tagen so gezuckert hatte besonders.
Bei der Wahl ob Pizzeria oder fränkisches Essen fiel sein Votum eindeutig für die fränkische Küche aus. Besonders gerne aß er Bratwürste mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. „Man soll die Spezialitäten des Landes genießen, in dem man sich aufhält“. Einzig beim morgendlichen Frühstück bestand Don Francesco auf seinen italienischen Kaffee, aufgebrüht nach italienischer Methode, die Pfarrer Samulski perfekt beherrscht, dank seiner häufigen Aufenthalte in Italien.
Trotz des Urlaubs ließ es sich der Geistliche nicht nehmen bei der „ewigen Anbetung“ die Ansprache in italienischer Sprache zu halten. Die ungewohnten Töne und Worte kamen bei den Gläubigen in allen Kirchen der Seelsorgeeinheit sehr gut an, lieferte Samulski doch gekonnt die deutsche Übersetzung. Die größten Unterschiede zwischen der deutschen und er italienischen Kirche sieht der Geistliche, der auch zwei Jahre an der Lateran-Universität in Rom studiert hatte, in der Mitarbeit der ehrenamtlichen Helfer. „In Italien übernehmen die Pfarrer viel mehr Aufgaben selber. Dafür stehen aber vor allem in Süditalien wesentlich mehr Pfarrer zur Verfügung als in Deutschland.
In seiner Pfarrkirche aus dem 17. Jahrhundert in Taviano nahe Lecce ist er für 6000 Gläubige zuständig. Bei vergleichbarer Einwohnerzahl gibt es in Italien 220 Diözesen, in Deutschland nur 27. Aus diesem Grund komme der jeweilige Bischof sehr oft in die Gemeinden und suche den direkten Kontakt mit den Gläubigen.
Die große Priesterdichte gelte jedoch nur im Süden von Italien. Die nördlichen Bischöfe locken gerne die südlichen Pfarrer in den Norden, da hier ein gewisser Mangel herrsche. Die Gottesdienste selber laufen ähnlich ab, vor allem die liturgischen Teile. Auffällig in Deutschland sei für Marulli, dass im Gottesdienst viel mehr gesungen wird und das gebundene Gesangbuch. In seiner Gegend habe man für den Gesang nur eine lose Blattsammlung.
Alle Verwaltungsaufgaben in der Gemeinde muss in Italien der Pfarrer selbst übernehmen, Pfarramtssekretärinnen gibt es nicht. Außerdem besucht der örtliche Pfarrer alle Gemeindemitglieder in der Fastenzeit und kurz nach Ostern in deren Wohnungen und Häusern und segnet sie. So entstehe eine Vertrautheit und die Menschen sind viel offener in Gesprächen, erzählt der Geistliche.
Nach seinem Urlaub in Deutschland fühlt er sich gestärkt für die kommenden Wochen. „An Aschermittwoch muss ein Pfarrer in seiner Gemeinde sein“ sagte er pflichtbewusst und überzeugend. Hochzeiten finden im Gegensatz zu unserer Gegend auch an Wochentagen statt und vier Gottesdienste am Sonntag sind Alltag in Italien. Ihm komme es auch so vor, als wenn in Italien mehr gebeichtet werde. Die Menschen würden den Pfarrer viel mehr in ihr Leben integrieren, als hierzulande.