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Grünsfeld
Grabmal erstrahlt in neuem Glanz
Freuen sich über die gelungene Instandsetzung (von links): Christine Kastner, Restaurator Michael Bronold und Alfred Beetz
Foto: Ulrich Feuerstein | Freuen sich über die gelungene Instandsetzung (von links): Christine Kastner, Restaurator Michael Bronold und Alfred Beetz
Ulrich Feuerstein
 |  aktualisiert: 02.08.2024 02:43 Uhr

Dorothea von Rieneck war eine der beeindruckendsten Frauengestalten in der Grünsfelder Herrschergeschichte. Sie starb am 24. März 1503. Ihr Grabmal befindet sich in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Dessen Zustand hat im Laufe der Jahre sehr gelitten. Nach einer Restaurierung erstrahlt es jetzt in neuem Glanz.

„Dorothea von Rieneck ist für die mittelalterliche Geschichte Grünsfelds von großer Bedeutung“, betont Christine Kastner. Die Vorsitzende des Kulturvereins weist darauf hin, dass Dorothea es gewesen ist, die die Weichen für die Zukunft Grünsfelds gestellt hat.

Dorothea erblickte um 1440 als einziges Kind von Graf Philipp dem Älteren und dessen Frau Amalia das Licht der Welt. „Ihre Eltern erzogen sie für die damalige Zeit ziemlich fortschrittlich“, erklärt Alfred Beetz. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins hat sich intensiv mit dem Leben und Wirken der „Grünsfelder Gräfin“ beschäftigt. Dorothea hat sich seinen Angaben zufolge zu einer intellektuellen und freigeistigen Frau entwickelt, die sich sozial engagierte und ihre politischen Interessen verfocht.

Eine hollywoodreife Geschichte mit einem Rosenkrieg

Das bekam auch ihr zweiter Gemahl, Graf Asmus von Wertheim, zu spüren. Die hollywoodreife Geschichte begann mit einer Liebesheirat und endete in hasserfüllten Streitereien. Am Ende des „Rosenkrieges“ wurden Stadt und Amt Grünsfeld 1502 dem Hochstift Würzburg als Lehen übergeben. Der Würzburger Bischof sollte Grünsfeld vor den Ansprüchen des Wertheimer Grafen schützen. Gräfin Dorothea hatte sich im Lehensvertrag die Einkünfte der Herrschaft zusichern lassen. Lang konnte sie sich ihrer nicht erfreuen. Bereits ein Jahr später verstarb sie.

Das Grabmal der wichtigsten Frauengestalt aus Grünsfelds Geschichte ist ein echtes Meisterwerk des berühmten Würzburger Künstlers Tilman Riemenschneider. Das Epitaph war ursprünglich an der Nordwand des Chores angebracht, heute ist sie an der Südwand zu finden. Die überlebensgroße Figur der Dorothea ist naturnah und fein gearbeitet. Ringsum sind die Wappen von Sponheim, Isenburg, Hanau, Hessen, Schlesien und Hohenzollern. Der oberste Teil des Grabmals fehlt heute. Hier waren sicher die Wappen von Rieneck und Pfalz-Bayern angebracht. Die Inschrift lautet: „(Anno domini m) V III uff Freytag nach dem Sonntag oculi (24. März 1503) starb die wohlgeborene Frau Dorothea Grefin zu Wertheim geborn zu Rieneck der got genad amen.“

Riemenschneider schuf mit seinem ersten Grabmal im 16. Jahrhundert eine neue Darstellungsform. Insofern stellt das Grabmal auch für seine künstlerische Entwicklung einen bedeutenden Meilenstein dar. Gräfin Dorothea ist kniend dargestellt, im Dreiviertelprofil; ihre Hände sind zum Gebet gefaltet. Mit Recht ist die Rede von „Riemenschneiders sprechende Händen“: die schmalen betenden Hände, die Daumen seltsam gespreizt, als wollten sie auf den Rosenkranz darunter verweisen. Der Faltenwurf des Gewandes ist so fein herausmodelliert, als wäre das Material nicht Stein, sondern Holz.

Grabmal wurde mit einem Spezialschwamm gereinigt

Der Löwe nimmt die Stellung eines Knieschemels ein. Die Gräfin schwebt aber gleichsam über ihm, als kniete sie sich gerade nieder. Offensichtlich wollte Riemenschneider unbedingt die Grazie des Bewegungsablaufes darstellen. Auch die Wiedergabe des Kopfschleiers und des faltenreichen Gewandes ist meisterhaft. Das Bildnis drückt trotz einer gewissen Strenge der (typisierten) Gesichtszüge tiefe Innerlichkeit aus, die nicht durch das Selbstbewusstsein in der Haltung Dorotheas gestört wird.

Dr. Elmar Weiß, Verfasser der Grünsfelder Stadtchronik, kommt zu dem Schluss: „Das Grabmal dokumentiert Dorotheas Leben.“ Sie habe sich in der politischen Welt nicht nur zurechtgefunden, sondern versucht, sie nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Insofern treffe das Grabmal eine adäquate Aussage über Dorotheas Persönlichkeit. 

Der Zahn der Zeit hat Riemenschneiders Meisterwerk nicht verschont. Das Epitaph ist eingedunkelt, hat Risse und Stoßstellen. Michael Bronold hat sich jetzt seiner angenommen und es nach den Vorgaben der unteren Denkmalschutzbehörde behutsam restauriert. „Das Grabmal musste mit einem Spezialschwamm gereinigt, Stoßstellen retuschiert werden“, berichtet der Experte. Aufgabe des Restaurators war es außerdem, die Schäden zu kartieren und eine Dokumentation anzulegen.

Mit dem Ergebnis sind Christine Kastner und Alfred Beetz sehr zufrieden. „Unsere Dorothea kommt jetzt viel plastischer zur Geltung“, freuen sich beide. Finanziert wird die Maßnahme mit dem Spendenerlös aus dem letzten Adventskonzert in der Stadtpfarrkirche.

 
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