
Wittighausens Bürgermeister hat die Nase voll, erst fing der Glasfaserausbau der Firma BBV Deutschland mit ihrem Vertriebsnamen "toni" im Main-Tauber-Kreis mit viel Verspätung an. Der offizielle Spatenstich war Mitte November 2023.
Damals klang Wessels noch ganz optimistisch: "Jetzt kommt sprichwörtlich Licht ins Dunkel der Breitbandversorgung. Durch den Anschluss an das Glasfasernetz wird die ohnehin schon hohe Lebensqualität der ländlichen Räume auf ein neues Niveau gehoben. Ich möchte mich bei der BBV und dem Landratsamt bedanken, dass nun eine flächendeckende Glasfaserversorgung in Wittighausen realisiert wird. Hoffen wir, dass die baulichen Beeinträchtigungen möglichst gering sein werden."
Nach einem halben Jahr Bautätigkeit ist allerdings jede Freude vergangen, und die dunklen Gewitterwolken hängen über Wittighausen, um in der Sprache des Bürgermeisters zu bleiben. Vor kurzem hat er der Firma "Terrado", die die Verlegung der Glasfaserkabel im Auftrag der BBV durchführt, ein Betretungsverbot für die gesamte Gemeinde erteilt. Zu groß ist der aufgestaute Ärger über schlampige Bauausführungen, schlecht verfüllte Gräben oder auch den Verlust von 70 Quadratmetern Pflastersteinen.

Die musste die Gemeinde vertraglich bereitstellen, "damit die Arbeiter des Tiefbauunternehmens hier und da ein paar Steine auswechseln können", so der Bürgermeister. Doch die sind alle weg, obwohl so eine große Fläche überhaupt noch nicht bearbeitet wurde. "Wenn ich die Straßen abfahre, sind es nämlich nur einzelne Exemplare, die ausgetauscht wurden und niemals 70 Quadratmeter", meint er. Deshalb will er jetzt Anzeige wegen Unterschlagung gegen die Baufirma stellen, schließlich handelt es sich um Steuergelder.
Und noch ein weiteres Ärgernis erzürnt den Rathauschef. Überall dort, wo eine Straße unterquert werden musste, fehlen die Randsteine und bei Befahrung, was sich gerade in der Erntezeit mit den großen Fahrzeugen nicht vermeiden lässt, sacken diese Stellen dann noch mehr ein und werden zu Stolperfallen bei der Straßenüberquerung.

Wessels wirft der Baufirma "mangelnde Kommunikation" und "Inkompetenz" vor. Auf der Baustelle werden zu viele unterschiedliche Sprachen gesprochen, hat er festgestellt, ein zugesagter deutscher Ansprechpartner ist bis jetzt nicht erschienen. Das alles waren Gründe, warum Bürgermeister Wessels ein Betretungsverbot ausgesprochen hat für die Mitarbeiter der Baufirma.
Doch wie wird auf deren Seite reagiert? "Wir waren von Anfang an mit der Arbeit, die das Generalunternehmen abgeliefert hat, suboptimal zufrieden, um es höflich auszudrücken", so Wolfgang Wölfle, Presssprecher der Firma BBV. Klare BBV-Vorgaben seien von Terrado nicht in dem Umfang umgesetzt worden, wie gefordert.Das sei bereits in Hardheim und Höpfingen der Fall gewesen. "Dass sich das in Wittighausen wiederum fortsetzte, ist für uns nicht nachvollziehbar."
Auch im Neckar-Odenwald-Kreis hatte sich BBV die Rechte für den Breitbandausbau gesichert. Auch hier, wie beispielsweise in Hardheim, kam es zu Problemen mit der ausführenden Baufirma. Leider sei der Markt aber so knapp mit Fachfirmen, dass man fast keine andere Chance hatte, als mit der bisherigen Firma, trotz der schlechten Erfahrungen, weiterzumachen.
Als Auftragnehmer stehe man in der Verantwortung und wolle den Forderungskatalog, den die Gemeinde Wittighausen erstellt hat, möglichst schnell abarbeiten. "Das wird jetzt mit Hochdruck umgesetzt. Dem werden wir vollumfänglich nachkommen", verspricht Wölfle. Auch deutschsprachige Bauleiter und Bauprojektleiter sollen nun auf der Baustelle zugegen sein, das habe die Firma Terrado der BBV schriftlich versichert.
Ob das allerdings ausreichend ist, um das Betretungsverbot seitens der Gemeinde aufzuheben, will Bürgermeister Wessels abwarten. Zu oft sind Versprechungen in der Vergangenheit nicht eingehalten worden.
https://www.northdata.de/Breitbandversorgung+Deutschland+GmbH,+Dreieich/Amtsgericht+Offenbach+am+Main+HRB+48477