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Oberbalbach
Gezielte Bodenbearbeitung im Fokus des Feldtages
Etwa 200 Landwirte informierten sich auf dem Feldtag zum Thema Bodenbearbeitung in Oberbalbach.
Foto: Tillmann Zeller | Etwa 200 Landwirte informierten sich auf dem Feldtag zum Thema Bodenbearbeitung in Oberbalbach.
Bearbeitet von Michael Mahr
 |  aktualisiert: 07.09.2023 04:05 Uhr

Rund 200 Landwirte holten sich auf dem gemeinsamen Feldtag in Oberbalbach vielfältige Informationen und Praxis-Tipps für den heimischen Betrieb. Veranstalter waren die Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis, das Landwirtschaftsamtes des Kreises, das Landwirtschaftlich-Technologische Zentrum Augustenberg sowie der Vereins Landwirtschaftliche Fachbildung Main-Tauber, berichtet das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Ihr sind die folgenden Informationen entnommen.

Ein landwirtschaftlicher Betrieb ernährt heute im Schnitt 140 Menschen. Das Fundament hierfür bildet ein gesunder Boden, denn nur dieser liefert gute Erträge und hochwertige Lebensmittel. Wie die wertvolle Ressource Boden geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden kann, zeigte Experte Stefan Hamberger zunächst in der Theorie im Gemeindesaal von Oberbalbach. Hamberger ist Dozent am „Fachzentrum Energie und Landtechnik Triesdorf“, selbst Landwirt und Experte für Bodenbearbeitung.

Poren im Boden speichern Luft und Wasser

Ein fruchtbarer Boden besteht zur Hälfte aus Poren, die mit Luft und Wasser gefüllt sind. Die andere Hälfte sind Festsubstanzen, die Pflanzen, Maschinen oder Gebäude tragen. Bodenlebewesen wie Bakterien, Pilze oder Regenwürmer können aus organischer Restsubstanz wie Ernteresten oder Zwischenfrüchten Humus bilden. Dieser trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei, da er zum Beispiel das Wasserspeichervermögen der Böden erhöht und Nährstoffe anlagert. Damit Bodenlebewesen optimale Bedingungen vorfinden, ist es wichtig, dass Bodenporen vorhanden sind und somit der Wasser- und Luftgehalt im Boden ausgeglichen sind.

Von Schadverdichtungen spricht man, wenn die Böden zusammengedrückt werden und das Porenvolumen sinkt. Diese Verdichtungen entstehen beim Befahren sehr feuchter Böden mit schweren Maschinen. In diesem Frühjahr gab es oft keine trockenen Bodenbedingungen für Aussaat oder Pflegearbeiten, daher waren Verdichtungen nicht vermeidbar. Mittels Reifendruckregelanlage, der richtigen Ballastierung und GPS-Unterstützung können Bodenverdichtungen dennoch reduziert werden. Fahren mit zu hohem Reifendruck auf dem Acker führt zu tieferen Fahrspuren.

Unterschiedlicher Reifendruck für Acker und Straße

„Als Faustwert kann man hier anfangs mit einem zehn Prozent höheren Dieselverbrauch je Zentimeter tiefere Fahrspur rechnen, eine Spurtiefe von zehn Zentimetern verdoppelt sogar den Verbrauch des Schleppers“, erklärte Hamberger. „Eine Reifendruckregelanlage ist zielführend, um schnell zwischen einem höheren Druck von etwa 1,6 bar auf der Straße und 0,8 bar bei der Feldarbeit wechseln zu können". Das mindere nicht nur den Reifenverschleiß, sondern auch das Einsinken im Acker. Es sei immer wichtig, sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, wie Verdichtungen vermieden werden können.

Bei der Bodenbearbeitung nach der Ernte komme es auf das richtige Konzept an. Bei einer Arbeitstiefe von zwei bis fünf Zentimetern seien Gänsefuß- oder Flügelschar ideal, um den Wuchs ungewünschter Pflanzen zu unterdrücken. Es gelte gleichfalls, Feinboden zu erzeugen, um Unkraut- und Ausfallgetreidesamen zum Keinem zu bringen. Beim zweiten Arbeitsgang von 10 bis 15 Zentimeter Tiefe sei eine Meißelschar mit acht Zentimetern zum guten Durchmischen einsetzbar. Beim dritten Arbeitsgang mit 18 bis 25 Zentimetern Arbeitstiefe sei eine Schmalschar mit vier Zentimeter Breite zur Lockerung praktikabel, ohne den Boden nach oben zu holen. Der Boden müsse immer von oben, also zuerst flach, und anschließend in die Tiefe bearbeitet werden, um die Bildung von großen Bodenaggregaten zu vermeiden.

Von der Theorie in die Praxis: Das Ergebnis der Bodenbearbeitung wird überprüft und gemeinsam diskutiert.
Foto: Tillmann Zeller | Von der Theorie in die Praxis: Das Ergebnis der Bodenbearbeitung wird überprüft und gemeinsam diskutiert.

Der Boden ist heuer zu nass für eine Tiefenlockerung

Am Nachmittag ging es für die Praxis auf einen Acker der Familie von Enrico Wülk. „Flach schneiden und tief lockern, Wasser effizient nutzen“ war die Aufgabe. Die Arbeitsqualität von sechs Geräten zum flachen Schneiden und vier Geräten zum tiefen Lockern wurde auf einem Feld mit unterschiedlichen Bodenqualitäten vorgeführt und bewertet. Bei der Tiefenlockerung wurde bei einer Bodendiagnose festgestellt, dass der Boden heuer nach den vergangenen, regenreichen Wochen zu nass ist, um eventuelle Verdichtungen im Unterboden zu korrigieren. Eine Tiefenlockerung kann aber in einem trockenen Sommer wie 2022 von Vorteil sein. Jedoch ist es wichtig, das gelockerte Bodengefüge anschließend durch den Anbau von Tiefwurzlern wie Raps oder entsprechenden Zwischenfruchtmischungen zu stabilisieren.

 
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