Geflüchtet und mit einem Arbeitsvertrag im Main-Tauber-Kreis angekommen – so ging es Ende vergangenen Jahres 457 Asylbewerbern. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und spricht von einem „Ankommen in der Gesellschaft – bei Kollegen und Chefs“. Die NGG beruft sich hierbei auf eine neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach ist die Zahl der berufstätigen Flüchtlinge aus den acht wichtigsten Herkunftsländern – darunter Syrien, Afghanistan und der Irak – stark angestiegen. Vor drei Jahren zählte die Arbeitsagentur im Main-Tauber-Kreis noch 75 Asylsuchende mit einem Arbeitsvertrag.
„Die Zahlen zeigen, dass ein großer Teil der Menschen, die in den letzten Jahren zu uns gekommen sind, im Berufsleben Fuß fassen konnte. Und zwar trotz Sprachbarrieren und teils enormer bürokratischer Hürden“, sagt NGG-Regionalchef Burkhard Siebert. Laut Statistik waren kreisweit 78 Prozent der erwerbstätigen Flüchtlinge sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
46 Azubis mit Fluchthintergrund
Zwar wollten viele Flüchtlinge möglichst schnell Geld verdienen, um ihre Familien zu unterstützen. „Doch allein mit Helfer-Jobs gibt es kaum solide Berufsperspektiven in Deutschland. Wichtig ist, dass die Flüchtlinge ins duale Ausbildungssystem kommen. ,Azubi statt Aushilfe‘ muss auch die Devise der Unternehmen sein“, sagt Siebert. Laut Statistik waren im Main-Tauber-Kreis Ende vergangenen Jahres 46 Azubis mit einem Fluchthintergrund gemeldet.
Damit die Integration am Arbeitsmarkt weiter vorankomme, müsse insbesondere die Politik mehr tun. „Es kann nicht sein, dass immer wieder auch Flüchtlinge, die im Betrieb engagiert sind und gut Deutsch sprechen, von einem Tag auf den anderen abgeschoben werden“, kritisiert Siebert. Diese Menschen hätten eine Bleibe-Chance verdient.
Von entscheidender Bedeutung sei daher die geplante Einführung eines Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes. Die NGG fordert jedoch erhebliche Nachbesserungen am Gesetz. „Es ist wichtig, dass gesuchte Fachkräfte wie etwa Lebensmitteltechniker, die in Deutschland arbeiten wollen, ein Visum bekommen können. Das muss transparent geregelt werden. Und die Sozialpartner sollten ein Wort dabei mitreden, wo genau der Bedarf in den Branchen liegt“, so Siebert. Zentral sei dabei, gute Arbeit zu ermöglichen und Lohn-Dumping zu verhindern. In diesen Punkten bleibe der Gesetzentwurf bislang hinter den Erwartungen zurück.