Nachdem vor kurzem der 50. Jahresbericht des Gymnasiums Tauberbischofsheim zum Abschluss des Schuljahrs 1933/34 in Großrinderfeld gefunden wurde, kamen jetzt erneut Utensilien aus der Zeit vor 1945 zum Vorschein.
Recherchen haben ergeben, dass ab 1944 in Großrinderfeld ein Außenlager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) eingerichtet war. Rund 200 Männer sollen laut den Aufzeichnungen von Pfarrer Franz Sans, von 1943 bis 1975 Seelsorger in der Gemeinde, dort stationiert gewesen sein. Ihr Hauptlager hatten sie "Am Hundspfädle" neben dem "Geißgraben", der damals fast immer wasserführend war.
In Gaststätten untergebracht
Dort wurden sie verpflegt oder holten sich Kaffee und Essen ab, das in RAD-eigenem Geschirr zu sich genommen wurde. Untergebracht waren sie, laut Aussagen von Zeitzeugen, in den Sälen der Gaststätten "Zur Sonne" und "Grüner Baum" sowie im teilweise geräumten Kindergarten. Tagsüber verrichteten sie ihre sportlich geprägten militärischen Übungen, bei denen das Gewehr als "Braut" durch den Spaten ersetzt wurde.
Bei Ausmärschen im Gleichschritt wurden oft Lieder angestimmt. Die interessierte Dorfjugend schaute oft interessiert zu, rannte teilweise hinterher und stimmte oft in den Gesang der Lieder mit ein. Heute noch lebende Zeitzeugen sind meist ab Mitte der 30-er Jahre geboren und können sich noch gut an das Spektakel erinnern.
Eingesetzt wurden die Männer auch bei Reparaturarbeiten an Feldwegen, beim Grabenputzen, beim Schneeräumen und bei Holzfällerarbeiten im Wald. Wie zu hören war, wurden sie an höheren Feiertagen öfters in Familien zum Mittagessen eingeladen.
Der Abzug des RAD erfolgte in den letzten Märztagen 1945 fluchtartig. Tage zuvor zog sich deutsches Militär ohne große Waffen zurück Richtung Würzburg und Ochsenfurter Gau. Zu kleineren Kampfhandlungen kam es am "Paimarer Brückle" an der Straßenabzweigung nach Grünsfeldhausen und Paimar.
Nach dem Einzug der Amerikaner Anfang April wurde auch das Materiallager des RAD, das an der Ecke Hauptstraße-Unteres Tor war, aufgelöst. Dort waren wertvolle Arbeitsgeräte wie Schaufeln, Äxte, Spaten, Schubkarren, Besen und vieles mehr gelagert. Einiges wurde an die Bevölkerung abgegeben oder einfach von Leuten ohne große Nachfrage mitgenommen. Manches Gerät wurde Jahrzehnte lang noch genutzt.
Museum zeigte Interesse
Das jetzt aufgetauchte Geschirr stand in einer kleinen Kiste in einer alten Scheune auf dem Dachboden. Bei Aufräumungsarbeiten ist es "zufällig" aufgetaucht. Das RAD-Museum in Nürnberg zeigte nach Bekanntwerden des Fundes schon Interesse an den Utensilien.
Die Teller und Tassen unterscheiden sich rein äußerlich nicht groß vom üblichen "Kantinengeschirr". Auf der Unterseite jedoch geht hervor, woher es stammt. Dort sind Namen von namhaften Porzellanmanufakturen wie z.B. "Alt Schönwald" und "Bavaria" gedruckt und die Beschreibung "Reichsarbeitsdienst" mit Jahreszahlen wie z.B. 1939 oder 1941.