
Vor einigen Wochen hatten sich Freiwillige und Zeitzeugen am Gewerbegebiet Quellwiesen eingefunden, um nach dem in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zugeschütteten Eingang des Felsenkellers zu suchen. Dank der detaillierten Aussagen der Zeitzeugen, die damals 10 bis 15 Jahre alt waren, war der Eingangsbereich schnell bestimmt und die Gemeinde konnte als Grundstückseigentümer mit schwerem Gerät zum alten Steinbruch anrücken und mit Bagger und Lastwagen den Boden abtragen. Viel Schutt, Lehm und Steine mussten beiseite geräumt werden, bis der gemauerte Eingang freigelegt war. Insgesamt 30 Fuhren eines Lastwagens waren notwendig, die Hinterlassenschaften der Vorgängergeneration, die den Eingang aus Sicherheitsgründen hatte zuschütten lassen, zu beseitigen.
Das frei gelegte Portal und der gemauerte Zugang boten dann ein überwältigender Anblick. Sauber saß der Abschluss-Stein, der den Rundbogen fixiert. Mit einer Höhe von 1,70 Meter war genug genug zum Eintreten Drinnen dann die nächste Überraschung. Von der gemauerten Decke hingen jede Menge Tropfsteine, sogenannte Stalaktiten, in den Raum hinein. Der Längste hatte eine Länge von über einem Meter, aber auch viele kleine Exemplare deuteten auf das kalkhaltige Wasser hin, das durch das Gewölbe im Laufe der Jahre sickerte. Selbst am Boden fanden sich kleine Tropfsteine, die Stalagmiten, die ihren von oben tropfenden Kollegen entgegen wuchsen.
Und dann nach rund 15 Metern eine Mauer aus Stein und Lehm. Sie sollte scheinbar den massiven Felsen abstützen, der durch die Decke gebrochen war und den Durchgang in den zweiten, größeren Raum versperrte. Durch eine kleine Öffnung konnte Bürgermeister Marcus Wessels in den Raum gelangen, auch er war gemauert und hatte einen Absatz von zwei Stufen. Er war zur Lagerung von Natureis aus dem Winter gedacht.
„Hier haben die Wirte früher ihr Eis aus dem Grünbach eingelagert, der damals viel näher am Berg seinen Bachlauf hatte als heute“, so ein Zeitzeuge. Zur Kühlung der Getränke und bei der Bierherstellung waren solche Eiskeller notwendig, aufwändige physikalisch/chemische Kühlanlagen wie heutzutage gab es noch nicht. Diese Eiskeller waren die einzige Möglichkeit der Lagerung verderblicher Waren, die nicht gesalzen oder geräuchert werden konnten. Der Eingangsbereich muss mit einer zweiflügeligen Tür verschlossen gewesen sein, jedenfalls fand man in dem Abraum noch die metallenen Scharniere, die in die Zapfen am Portal passten.
Über die weitere Nutzung dieses Denkmals unserer Geschichte gibt es noch keinen genauen Plan, wie Bürgermeister Wessels erwähnte. Denkbar sei ein Winterquartier für Fledermäuse, man hat auch schon an ein Standesamt im Berg nachgedacht, aber auch ein Verharren im Status quo ist denkbar. Vorstellbar ist eine Illumination, die dann von außen betrachtet werden kann.
Auf jeden Fall warnte der Bürgermeister vor dem Betreten des Eiskellers. „Erst müssen Statiker die Belastbarkeit der Decke prüfen und ob der große Felsen im Inneren problemlos entfernt werden kann“, so Marcus Wessels. Provisorisch ist der Keller erst mal verschlossen. In Kürze werden jedoch Führungen angeboten werden, versprach Wessels und vielleicht können ältere Mitbürger ja ein wenig mehr Licht ins Dunkel der Geschichte des Eiskellers bringen, der in keiner Karte verzeichnet war und über den es auch sonst keine Aufzeichnungen gibt.
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